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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorgeführt werden, wer die Macht besaß.
    Das leuchtete auch Siegfried vollkommen ein. Er wollte jedoch gern auf einige der Urteile zurückkommen, zuerst auf den Fall mit der Ehebrecherin.
    Was den behaupteten Ehebruch angehe, erklärte Arn amüsiert, verhalte es sich vermutlich so, dass die Zeugin und der Ehemann die wahren Ehebrecher seien. Der Ehemann sei außerdem Anstifter zum Meineid. Man könne sich dessen jedoch nicht ganz sicher sein. Ein Gottesurteil
durch eine Feuerprobe, um herauszufinden, wer die Wahrheit sprach, kam nicht infrage, da die Ungläubigen diese fränkische Sitte für eine Barbarei hielten. Außerdem waren Urteile, an die sie nicht glaubten, wertlos.
    Hingegen war es nicht wahr, was der palästinische Bauer in seiner Unkenntnis zu glauben schien, nämlich dass der Koran ihm das Recht gab, seine Frau in flagranti zu erschlagen. Dieses Recht hätten Arn und Siegfried in ihren Heimatländern gehabt. Hier waren jedoch vier Zeugen erforderlich.
    Aber vier Zeugen!, wandte Siegfried skeptisch ein. Wer würde sich wohl in die schmähliche Situation begeben, bei einem Ehebruch von vier Augenzeugen beobachtet zu werden?
    Vermutlich niemand, bestätigte Arn. Und genau das sei sicher auch der Gedanke ihres Propheten gewesen, als er diese Regel formuliert habe. Eine wohlüberlegte Methode, allen Ehebruchsgerüchten und allem Unfrieden, die diese mit sich brachten, ein Ende zu bereiten. Jetzt, hoffte Arn, werde es lange dauern, bis das Gericht in Gaza erneut mit einer solchen Sache behelligt werde.
    Darüber musste Siegfried so lachen, dass er sich zum Schluss an die Brust fassen musste, weil seine Wunde schmerzte.
    Was habe Arn denn mit dem geköpften Pferd bezweckt?, fuhr Siegfried eifrig fort, nachdem er sich von den Schmerzen erholt hatte.
    Blut und Tod seien wichtig, erklärte Arn ernst. Ein Gericht solle nicht wie ein bloßes Schauspiel wirken, obwohl es eigentlich nichts anderes sei. Wäre einer der beiden, die Anspruch auf das Pferd erhoben hatten, zusammengebrochen und hätte sich zu seinem Meineid bekannt, wäre sein Kopf im nächsten Moment durch den Sand gerollt.
Die Templer trügen die Verantwortung für ihre Untertanen. Diese müssten das Gericht fürchten, aber auch respektieren, denn nur durch Angst erreiche man nichts.
    Das meinte Siegfried auch, zumindest in der Theorie. Er fragte sich aber immer noch, ob ein Burggraf seine Sklaven so behandeln sollte, als wären sie Christen. Er fand es gotteslästerlich, jemanden auf die Schrift der Ungläubigen schwören zu lassen, die doch Teufelswerk war.
    Arn räumte seufzend ein, dass dies so sein mochte, obwohl der Teufel dann Jesus Christus seltsam ähnlich sei. Viel wichtiger sei jedoch, dass derjenige, der vor Gericht unter Eid aussagte, seinen eigenen Eid ernst nehme. Was würde er, Siegfried, von einem Eid halten, den er auf den Koran ablegen müsse?
    Siegfried gab zu, dass er einen solchen Eid wohl kaum ernst nehmen würde. Nach einer Weile nachdenklichen Schweigens meinte er, dass solche Gerichtsschauspiele auf seiner eigenen Burg oder auf anderen Burgen wohl kaum denkbar seien. Er habe von der Sache jedoch schon früher reden hören. Es sei auch etwas anderes, wenn man so viele ungläubige Untertanen habe wie hier in Gaza, fügte er fast entschuldigend hinzu. Über die Beduinen wisse er beispielsweise nur sehr wenig.
    Da fragte ihn Arn, ob er gerne Beduinen treffen wolle, denn das habe er selbst am nächsten Tag vor. Der Grund seien die jungen Ausreißer, die in vollem Einvernehmen einen Brautraub verübt hätten.
    Siegfried fand es unpassend, dass sich Arn als Burggraf mit einer solchen Bagatelle wie der Paarung der Ungläubigen abgab. Arn versicherte ihm jedoch, dass es sich durchaus nicht um eine Bagatelle handele. Das würde Siegfried bei der Visitation des nächsten Tages schon noch merken.

    Mehr aus Neugier willigte Siegfried ein, ihn zu begleiten.
    Als sie am folgenden Tag zum Beduinenlager ritten, protestierte Siegfried dagegen, dass sie uneskortiert und ohne eine einzige Schwadron unterwegs waren. Sie seien schließlich Ritter im Rang von Burggrafen, und viele Sarazenen würden sich liebend gern ihre abgeschlagenen Köpfe triumphierend auf die Lanzen stecken, wenn sie zu den Ihren zurückkehrten.
    Das sei richtig, gab Arn zu. Die Sarazenen liebten eben den Anblick von abgehauenen Templerköpfen auf Lanzenspitzen. Vielleicht habe das mit den Bärten zu tun. Die weltlichen Franken seien schließlich glatt rasiert, und ihre Köpfe

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