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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zusammen mit den beiden Frauen ging er vor allen anderen hinauf zur Burg.

    Die Zeit auf Näs war für Ulvhilde kurz und trotzdem lang, da sie tausend Kleinigkeiten lernen musste, von denen sie keine Ahnung gehabt hatte. Für die Mahlzeiten gab es ebenso viele Regeln wie in Gudhem, nur verhielt sich alles genau umgedreht. Das galt auch für Unterhaltungen und Begrüßungen. In Gudhem hatte Ulvhilde gelernt, erst zu sprechen, wenn sie gefragt wurde, und immer als Erste zu grüßen. Auf Näs war das umgekehrt,
außer was das Königspaar und den Jarl betraf. In den ersten Tagen sorgte Ulvhilde für Verwirrung, als sie Stallknechte, Köche und die Zofen der Königin freundlich und als Erste grüßte. Am schwersten fiel ihr anfänglich, als Erste zu sprechen. Es schien ihr in Fleisch und Blut übergegangen zu sein, mit gesenktem Kopf zu warten, bis sie gefragt wurde.
    Die Freiheit lag nicht nur in der Luft und im Wasser, sie musste erst gelernt werden.
    Cecilia Blanka dachte in dieser Zeit oft an eine Schwalbe, die sie als Kind vor dem Hof ihres Vaters gefunden hatte. Sie lag jämmerlich piepsend auf der Erde, verstummte aber, sobald Cecilia Blanka sie aufhob und mit ihren Händen wärmte. Sie legte die Schwalbe in eine Schachtel aus Birkenrinde, die sie mit Wolle ausgepolstert hatte. Zwei Nächte lang schlief sie mit dem Vögelchen neben sich. Am Morgen des dritten Tages stand sie früh auf, trug den Vogel vors Haus und warf ihn hoch in die Luft. Mit einem Schrei hieß dieser die Freiheit willkommen und verschwand hoch am Himmel. Woher sie gewusst hatte, dass der Vogel wieder fliegen konnte, das hatte sie nie begriffen. Sie hatte einfach das Gefühl gehabt, das Richtige zu tun.
    Genauso sah sie jetzt auf Ulvhilde, die im Unterschied zu ihr und Cecilia Rosa bereits als Kind nach Gudhem gekommen war. Sie war damals erst elf Jahre alt gewesen. Deswegen saßen die verdrehten Klosterregeln bei ihr auch so fest, dass sie in der freien Welt ebenso hilflos wirkte wie die Schwalbe, die damals auf der Erde gelegen hatte. Sie begriff nicht einmal, dass sie hübsch war. Ulvhilde gehörte zu der Linie des sverker’schen Geschlechts, die von Kol und Boleslav abstammte. Auf dieser Seite der Verwandtschaft hatten viele Frauen - wie auch Ulvhilde -
schwarzes Haar und dunkle, etwas schräg stehende Augen. Aber Ulvhilde bemerkte ihre eigene Schönheit nicht.
    Cecilia Blanka hatte sich über die Verhältnisse in Ulfshem nicht geäußert. Sie wollte Ulvhilde dorthin begleiten, obwohl sich der König dieser Reise widersetzte. Aber Ulvhilde allein einem Folkunger zu überlassen, der vor die Tür gesetzt werden sollte, und außerdem seinen beiden sicherlich sehr lüsternen Söhnen, davon konnte nicht die Rede sein. Sie kannte die beiden Jünglinge ein wenig. Der ältere hieß Folke und war ein Hitzkopf, was nicht unbedingt lebensverlängernd war. Der jüngere hieß Jon und hatte sich von seinem Verwandten, dem Richter Torgny Lagman, unterrichten lassen. Er war bescheiden auf eine Weise, die nahelegte, dass er es als jüngerer Bruder eines zukünftigen Kriegers nicht allzu leicht gehabt hatte.
    Cecilia Blanka dachte oft darüber nach, was einer Frau, die so schön und so reich und dabei so unschuldig war wie Ulvhilde, wohl widerfahren konnte, wenn sie unter Männer geriet, die sie begehrten. Hieß das nicht regelrecht, ein Lamm unter die Wölfe zu schicken, und das auf Ulfshem, was schließlich nichts anderes bedeutete als Wolfsheim?
    Vorsichtig versuchte sie mit Ulvhilde über das Bevorstehende zu sprechen. Sie beharrte darauf, jeden Tag mit ihr auszureiten, denn so sehr sich Ulvhilde über ihr wundes Gesäß beklagte, musste sie sich doch auf einem Pferd fortbewegen können. Bei diesen Ausflügen versuchte Cecilia Blanka über Dinge zu sprechen, über die sie sich schon in Gudhem unterhalten hatten. Über die Liebe, die Cecilia Rosa für ihren Arn empfand, und darüber, wie sie Pläne geschmiedet hatten, um Schwester Leonore und den Mönch Lucien zu retten. Ulvhilde schien solche Themen
aber zu meiden, sie hatte regelrecht Angst vor ihnen und tat so, als würde sie sich mehr für Sättel und die Schrittarten der Pferde interessieren als für die Liebe und die Männer.
    In den Momenten, in denen sie sich mit Cecilia Blankas Söhnen beschäftigte, die jetzt fünf und drei Jahre alt waren, schien sie für solche Themen jedoch empfänglicher zu sein. Die Liebe zwischen Mutter und Kind schien Ulvhilde bedeutend mehr zu interessieren als die

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