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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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schob vorerst alles andere von sich außer der Freude, die für ihre Brust fast zu groß war. Wenn sie zu tief Luft holte, schmerzte es fast - als würde sie sich an der Freiheit berauschen, als hätte nichts auf der Welt eine Bedeutung außer diesem Rausch.
    Sie übernachteten in Skara auf der Königsburg. Der Jarl hatte einiges mit grimmig wartenden Männern zu besprechen, und Königin Cecilia Blanka sorgte dafür, dass die Frauen auf der Burg Ulvhilde neue Kleider brachten. Sie badeten sie, kämmten sie, bürsteten ihr das Haar und kleideten sie in ein weiches, grünes Kleid mit silbernem Gürtel.
    Auf dem Fußboden der Kammer lag schließlich nur noch ein kläglicher Haufen ungefärbter brauner Wollkleider. Ulvhilde hatte in ihnen gelebt, solange sie denken konnte. Eine der Burgfrauen nahm sie und trug sie weg wie etwas Unreines, das vernichtet werden musste.
    Das brannte sich in Ulvhildes Gedächtnis ein: dass man ihre Klostertracht wegtrug wie etwas Scheußliches und
Übelriechendes, das man nicht einmal mehr verkaufen oder den Armen schenken konnte. Erst da schien sie zu begreifen, dass sie sich nicht in einem Traum befand, dass sie wirklich die Frau war, der sie sich jetzt in einem blanken Spiegel gegenübersah, den ihr eine der Burgfrauen lachend hinhielt. Eine andere legte ihr besonders kunstvoll den roten Mantel um.
    Was sie da im Spiegel sah, musste sie selbst sein, denn das Spiegelbild tat dasselbe wie sie. Es hob einen Arm, schob die Haarspange aus Silber zurecht und befühlte den weichen, blutroten Mantel. Und doch war das nicht sie, da sie wie Cecilia Rosa von der Schlichtheit des Klosterlebens geprägt war. Ulvhilde sah ihre Freundin plötzlich ebenso deutlich vor sich wie ihr eigenes Spiegelbild.
    Da fiel zum ersten Mal ein Schatten über ihr großes Glück, das Glück der Freiheit. Es war nicht richtig, sich so zu freuen, während Cecilia Rosa der Hexe in Gudhem ausgeliefert war und noch lange Jahre der Gefangenschaft vor sich hatte.
    Beim abendlichen Gastmahl war Ulvhilde abwechselnd so glücklich, dass sie trotz ihrer Schüchternheit über die Gaukler und die groben Scherze der Männer lachte, und beim Gedanken an ihre liebste Freundin so unglücklich, dass die Königin sie mehr als einmal trösten musste.
    Die Worte der Königin, die ihr am meisten Trost spendeten, besagten, dass der schwerste Teil der Reise schon hinter ihnen liege. Einst waren die drei Freundinnen sehr jung gewesen und, wie es schien, in Gudhem vergessen und verloren. Aber sie hatten zusammengehalten. Sie hatten ihre Freundschaft nicht verraten und ausgeharrt.
    Jetzt waren zwei von ihnen frei. Darüber sollten sie sich mehr freuen, als über die dritte Freundin zu trauern. Auch Cecilia Rosa würde eines nicht allzu fernen Tages
frei sein. Deswegen würde doch nicht die Freundschaft zwischen Ulvhilde, Cecilia Blanka und der noch im Kloster lebenden Freundin verblassen? Die drei würden zumindest ein halbes Leben zusammen in Freiheit verbringen.
    Wohlweislich sagte Cecilia Blanka nichts über Ulvhildes Schönheit, um sie zu trösten oder zu erfreuen. Sie ging davon aus, dass ihre Freundin mit ihrer Klosterseele solche Komplimente gar nicht begreifen würde und sie ihr deswegen auch kaum Freude bereiten würden.
    Ulvhilde würde schon noch früh genug verstehen, dass sie von einem Tag zum nächsten von einer Klosterjungfrau, um die sich niemand kümmerte, zu einer der begehrtesten Jungfern des Landes geworden war. Sie war hübsch, reich und mit der Königin befreundet. Ulfshem stellte einen stattlichen Besitz dar, und Ulvhilde würde dort bald allein das Sagen haben, ohne einen übellaunigen Vater oder schwierige Verwandte, die sie schleunigst verheiratet sehen wollten. Ulvhilde war viel freier, als sie es sich vorstellen konnte.
    Am nächsten Tag ritten sie das Ufer des Vättersees entlang. Hier wartete ein Schiff, das den eigenartigen Namen »Ormen korte«, Kurze Schlange, trug. Die Schiffer waren groß und blond und der Sprache nach Norweger. Sie gehörten zur Garde des Königs, denn wie alle wussten, ließ der König seine Burg Näs fast nur von Norwegern bewachen. Einige von ihnen kannte er noch aus der Zeit, als er als Kind im Exil gelebt hatte. Andere waren später dazugestoßen, als die Freunde der Folkunger und Eriker ihre norwegische Heimat hatten fliehen müssen. Norwegen wurde seit mehr als hundert Jahren wie auch das Westliche und Östliche Götaland und Svealand vom Kampf um die Königskrone schwer in

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