Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
zwischen Mann und Frau, obwohl es die eine ohne die andere nicht geben konnte.
Direkt nach der Larsmesse, als im Westlichen und Östlichen Götaland die Getreideernte stattfand, begaben sich Cecilia Blanka und Ulvhilde mit ihrem Gefolge nach Ulfshem. Geschwind segelten sie mit ihren Norwegern nach Alvastra, und nahmen von dort die große Landstraße nach Bjälbo und weiter nach Linköping. Zwischen diesen beiden Orten lag Ulfshem.
Ulvhilde fand sich jetzt besser im Sattel zurecht und klagte nicht weiter, obwohl der Ritt zwei Tage dauerte. Je näher sie Ulfshem kamen, desto stiller und verlegener wurde sie.
Als sie die Gebäude sah, wusste Ulvhilde sofort wieder, wo sie war, da die neuen Häuser dort gebaut worden waren, wo die alten gestanden hatten. Die großen Eschen, die den Hof umgaben, waren noch die ihrer Kindheit, aber vieles kam ihr kleiner vor als in der Erinnerung.
Sie wurden natürlich erwartet, da die Königin nicht zur Visitation kam, ohne rechtzeitig einen Boten vorauszuschicken. Sobald ihr Gefolge in Sichtweite war, stellten sich alle, hoch und niedrig, Freie und Leibeigene, auf dem Vorplatz auf, um die Gäste zu begrüßen und schon vor dem Haus das erste Brot zu brechen.
Cecilia Blankas Blick entging nichts. Was sie sah, hätten aber die meisten, außer vielleicht die unschuldige Ulvhilde, früher oder später bemerkt. Herr Sigurd Folkesson und seine beiden Söhne Folke und Jon, die neben ihm standen, schienen eine deutliche Veränderung zu durchlaufen, je näher Cecilia Blanka und Ulvhilde dem Vorplatz kamen.
Die Folkunger hatten von weitem unwillig, fast feindselig gewirkt. Jetzt sahen sie nachgiebiger aus und hatten Mühe, ihr Erstaunen nicht zu deutlich zu zeigen, als sie Ulvhilde in dem wunderschönen Mantel der Feinde vom Pferd steigen sahen.
Herr Sigurd und der älteste Sohn Folke eilten sofort vor, um Cecilia Blanka und Ulvhilde behilflich zu sein. Diese nahmen das Brot entgegen und grüßten.
Obwohl man sie ausreichend bezahlt hatte und Ulfshem für einiges von dem Silber, das Birger Brosa auf dem Kreuzzug geraubt hatte, gegen größere Höfe eingetauscht werden würde, war das Ganze immer noch eine Frage der Ehre. Niemand würde es besonders ehrenvoll finden, wegen einer einzigen sverker’schen Jungfrau das Feld zu räumen.
Aber Ulvhilde war ganz anders, als sie erwartet hatten. Wenn sich Männer die Frauen der Feinde vorstellen, dann selten als Schönheiten.
Vielleicht hatte Sigurd Folkesson vorgehabt, die Gäste mit nur wenigen Worten zu begrüßen, aber daraus wurde nichts. Er stotterte und räusperte sich bei seinem Willkommensgruß, und seinen beiden Söhnen blieb der Mund offen stehen. Sie konnten die Augen nicht von Ulvhilde lassen.
Als diese etwas konfuse Begrüßungsansprache zu Ende war, wollte Cecilia Blanka schon die erforderliche Entgegnung
sprechen, um Ulvhilde jede Verlegenheit zu ersparen. Aber diese kam ihr zuvor.
»Ich begrüße euch Folkunger, Sigurd Folkesson, Folke und Jon, mit Freuden im Heim meiner Kindheit«, fing Ulvhilde ohne jede Verlegenheit an. Ihre Stimme war ruhig und klar. »Was einmal zwischen uns war, zwischen der sverker’schen Familie und den Folkungern, ist begraben, damals war Krieg, jetzt herrscht Friede. Daher sollt ihr wissen, dass es mir eine Freude ist, euch in Ulfshem willkommen zu heißen. Ich fühle mich hier mit euch als meinen Freunden und meinen Gästen geborgen.«
Ihre Worte machten einen so starken Eindruck, dass keinem der Folkunger eine Entgegnung einfiel. Ulvhilde hielt Sigurd Folkesson ihren Arm hin, damit er sie ins Haus führen konnte, das nun ihr gehörte. Da besann sich der älteste Sohn endlich und bot der Königin den Arm.
Auf dem Weg durch das große Doppelportal aus Eichenholz lächelte Cecilia Blanka erleichtert und belustigt zugleich. Die feierlichen Worte, mit denen Ulvhilde die Folkunger wahrlich in Erstaunen versetzt hatte, hatte sie, ohne sich dafür zu schämen, vom König geliehen. Es waren fast dieselben Worte, mit denen König Knut Ulvhilde auf Näs willkommen geheißen hatte.
Gelehrig war Ulvhilde wie alle, die gezwungen gewesen waren, im Kloster zu leiden. Aber es nützte nichts, nur gelehrig zu sein, man musste auch den Verstand haben, um das Gelernte anzuwenden. Und das hatte Ulvhilde gerade überraschend und überzeugend bewiesen.
Die Schwalbe flog. Sie flog auf kleinen, schnellen und sicheren Flügeln zum Himmel empor.
IX
F ALLS ES WIRKLICH der Wille Gottes war, dass die Christen das Heilige
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