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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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im Vorbeigehen, dass es klug sei, diesen Spaziergang früh am Morgen zu machen, ehe das Gedränge der Pilger zu groß sei.
    Sie gingen durch das gesamte Templerviertel zurück, vorbei am Templum Domini mit der Goldkuppel, mit dessen Besuch sie laut Arn bis zum Schluss warten konnten. Die Pilger dürften ihn nämlich gerade an diesem Tag nicht betreten, der dem Reinemachen und Reparaturen vorbehalten sei.

    Sie traten durch die Goldene Pforte und gingen hinauf nach Golgatha, wo zu dieser frühen Stunde weder Händler noch Pilger zu sehen waren. An der Stelle, wo der Herr am Kreuz für ihre Sünden gelitten hatte und gestorben war, beteten die drei lange und inbrünstig.
    Anschließend führte Arn seine Besucher zum Stephanstor, durch das sie direkt auf die Via Dolorosa kamen. Andächtig folgten sie dem Leidensweg des Herrn durch die erwachende Stadt, bis sie zur Grabeskirche kamen, die von vier Knappen des Templerordens bewacht wurde. Diese öffneten dem Meister von Jerusalem und seinem Besuch sofort.
    Von außen war die Kirche mit ihren klaren Linien sehr schön anzusehen. Von innen erschien sie Pater Louis jedoch sehr unordentlich, da sich viele Glaubensgemeinschaften das Gebäude teilen mussten.
    In einer Ecke hingen farbenfrohe, mit Gold unterlegte Bilder, in denen Pater Louis den schmählichen Stil der byzantinischen Kirche wiedererkannte, mit den anderen Stilen kannte er sich nicht aus. Arn erklärte wie im Vorbeigehen, dass in Jerusalem alle Christen Zugang zum Heiligen Grab hätten, eine Tatsache, die ihm offenbar keineswegs merkwürdig vorkam.
    Als sie die Treppe in die dunkle und feuchte Helenagruft hinabstiegen, wurden sie alle von einer solchen Ehrfurcht ergriffen, dass sie zu frieren begannen. Arn schien ebenso bewegt zu sein wie seine Besucher. Sie fielen vor dem Felsblock auf die Knie und beteten leise, jeder für sich. Hier befand sich das Herz der Christenheit, hier war der Platz, der so viel Blut gekostet hatte, das Grab Gottes.
    Bei Pater Louis hinterließ dieser erste Besuch des Heiligen Grabes einen so tiefen Eindruck, dass er sich später
nicht erinnern konnte, wie lange sie eigentlich dort unten gewesen waren und welche Visionen er gehabt hatte. Sie mussten sehr lange dort unten verweilt haben, denn als sie wieder nach oben kamen, blendete sie die Sonne, die durch das Hauptportal der Kirche fiel. Draußen wartete schon eine murrende Menge, der von den vier Knappen der Zugang verwehrt worden war. Das Murren verstummte sofort, als die Wartenden sahen, dass der Meister von Jerusalem höchstpersönlich mit seinen kirchlichen Gästen aus dem Gotteshaus trat.
    Für den Rückweg wählte Arn einen anderen, weltlicheren Weg: vom Jaffator aus durch die Basare. Hier roch es fremdartig nach starken Gewürzen, rohem Fleisch, Geflügel, versengtem Leder, Tuchen und Metall. Pater Louis glaubte erst, dass all diese Menschen mit ihrer unverständlichen Sprache Ungläubige seien, aber Arn erklärte, dass es sich bei fast allen um Christen handele. Sie gehörten jedoch zu Gemeinden, die es bereits in Outremer gegeben habe, ehe die Kreuzritter dorthin gekommen seien: Syrer, Kopten, Armenier, Maroniten und noch andere Volksstämme, von denen Pater Louis kaum je gehört hatte. Arn erzählte, dass es über diese Christen eine grausige Geschichte gebe. Als die ersten Kreuzritter nach Jerusalem gekommen seien, hätten sie genauso wenig wie Pater Louis und Frater Pietro begriffen, dass diese Leute Glaubensbrüder waren. Da man sie dem Aussehen nach nicht von Türken und Sarazenen habe unterscheiden können, seien sie im selben Umfang wie die Ungläubigen von den christlichen Zeloten erschlagen worden. Diese böse Zeit sei jedoch lange vorbei.
    Als sie endlich den leeren Templum Domini im Viertel der Templer besuchten, beteten sie an dem Felsen, auf dem Abraham beinahe seinen Sohn Isaak geopfert hätte
und an dem Jesus Christus als Kind Gott geweiht worden war.
    Nach dem Gebet führte Arn seine Gäste durch die wunderschöne Kirche. Schön war sie, das musste selbst Pater Louis zugeben, trotz des fremdländischen Prunks. Arn las mühelos die Inschriften der Ungläubigen vor, die entweder in Stein gehauen oder mit Gold oder Silber unterlegt an die Wände geschrieben waren. Auf die Frage von Pater Louis, warum diese gottlosen Inschriften nicht zerstört worden seien, antwortete Arn scheinbar unbekümmert, dass sie von den meisten nicht als Inschriften aufgefasst würden, da die Christen normalerweise die Sprache des Korans

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