Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
antwortete der Templer und hob seine beiden Hände, um auf die Art der Rechtgläubigen zu zeigen, dass er damit einverstanden war, das Gesprächsthema zu wechseln.
»Ihr habt gesagt, dass die Waffenruhe zwischen uns bald vorüber ist. Spielt Ihr damit auf Brins Arnat an?«
»Ihr wisst viel. Brins Arnat, den wir Rainald de Châtillon nennen, übrigens kein Prinz, sondern ein Mann mit einem schlechten Charakter und unglücklicherweise ein Verbündeter der Templer, hat wieder mit dem Plündern begonnen. Ich weiß und bedauere das und wäre am liebsten nicht sein Verbündeter, aber ich gehorche. Doch er stellt nicht das größte Problem dar.«
»Dann muss es etwas mit diesem neuen Prinzen zu tun haben, der mit einem großen Heer aus dem Frankenland
gekommen ist. Wie hieß er nun gleich wieder? Irgendetwas mit Filius?«
»Nein«, erwiderte der Templer lächelnd. »Er ist zwar ein Filius, ein Sohn, aber er heißt Philipp von Flandern. Er ist Herzog und ist mit einem großen Heer gekommen. Aber jetzt muss ich Euch warnen, was die Fortsetzung dieses Gesprächs angeht.«
»Warum das?«, fragte Jussuf gespielt unbekümmert. »Ich habe doch Euer Wort. Habt Ihr jemals einen Eid gebrochen?«
»Ich habe etwas geschworen, was ich noch nicht erfüllen konnte, und bis dahin dauert es auch noch, so Gott will, zehn Jahre. Aber ich habe noch nie mein Wort gebrochen, und das soll, Gott helfe mir, auch nie geschehen.«
»Nun denn. Und warum sollte unsere Waffenruhe gebrochen werden, bloß weil irgendein Filius aus irgendeinem Flamsland kommt? Das passiert doch wohl ständig?«
Der Templer sah Jussuf lange forschend in die Augen, aber dieser wich seinem Blick nicht aus. Das Ganze zog sich in die Länge, keiner wollte nachgeben.
»Ihr wollt nicht preisgeben, wer Ihr seid«, meinte der Templer schließlich und blickte Jussuf dabei weiterhin an. »Aber nur wenige wissen so gut Bescheid, was im kriegerischen Leben geschieht. Vorgebliche Kaufleute auf dem Weg nach Kairo übrigens schon mal gar nicht. Wenn Ihr noch mehr sagt, kann ich nicht länger so tun, als wüsste ich nicht, wer Ihr seid, nämlich ein Mann, der Spione hat und sich auskennt. Solche Männer gibt es nicht viele.«
»Ihr habt ebenfalls mein Wort, denkt daran, Templer.«
»Von all den Versprechungen der Ungläubigen ist vermutlich Euer Wort das, auf das am meisten Verlass ist.«
»Ihr erweist mir mit Euren Worten eine große Ehre. Also, warum wird unsere Waffenruhe gebrochen?«
»Bittet Eure Männer, uns allein zu lassen, wenn Ihr dieses Gespräch fortsetzen wollt, Jussuf.«
Jussuf dachte eine Weile lang nach und zog sich gedankenverloren am Bart. Wenn der Templer wirklich erraten hatte, wen er da vor sich hatte, wollte er es sich dann einfacher machen, ihn zu töten, und damit sein Wort brechen? Nein, das war wenig wahrscheinlich. So wie dieser Mann den Räubern gegenüber aufgetreten war, hatte er einen solchen Wortbruch nicht nötig. Er hätte dann schon längst sein Schwert gezogen.
Trotzdem fiel es Jussuf schwer, seinen Wunsch zu verstehen, da er ihm unsinnig erschien. Schließlich siegte jedoch seine Neugier über seine Vorsicht.
»Lasst uns allein«, befahl er kurz. »Legt Euch in einiger Entfernung schlafen. Ihr könnt morgen Früh aufräumen. Denkt daran, dass wir uns im Feld befinden und dass entsprechende Regeln gelten.«
Fahkr und Emir Moussa zögerten. Sie standen halb auf und sahen Jussuf an, aber sein strenger Blick ließ sie gehorchen. Sie verbeugten sich vor dem Templer und zogen sich zurück. Jussuf wartete schweigend, bis sein Bruder und sein bester Leibwächter weit genug entfernt waren. Man hörte, wie sie ihr Schlaflager bereiteten.
»Ich glaube nicht, dass mein Bruder und Moussa so ohne Weiteres einschlafen werden«, meinte Jussuf.
»Nein«, erwiderte der Templer. »Aber sie werden auch nicht hören, was wir sagen.«
»Warum ist es so wichtig, dass sie nicht hören, was wir sagen?«
»Das ist gar nicht wichtig«, antwortete der Templer lächelnd. »Das Wichtige ist, dass Ihr wisst, dass sie nicht
hören, was Ihr sagt. So braucht Ihr Euch mit mir nicht dauernd Rededuelle zu liefern, und unser Gespräch wird aufrichtiger. Das ist alles.«
»Für einen Mann, der im Kloster lebt, wisst Ihr viel über die Natur des Menschen.«
»Darüber lernt man im Kloster mehr, als Ihr ahnt. Jetzt zum Wesentlichen. Ich sage nichts, wovon ich nicht sicher annehmen kann, dass Ihr es bereits wisst, da alles andere Verrat wäre. Lasst uns die Situation
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