Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
eine Liebkosung klingen, und die Gegend war vermutlich die schönste, auf der ein alterndes Auge ruhen konnte.
Aber Cecilia Algotsdotter, die im Alter von siebzehn Jahren für ihre Sünden in Gudhem eingesperrt worden war, erschien das Kloster lange Zeit wie ein Heim ohne Gott und wie die Hölle auf Erden.
Cecilia kannte das Klosterleben, das machte ihr keine Angst. Sie kannte sogar das Kloster Gudhem, da sie bei verschiedenen Gelegenheiten über zwei Jahre ihres Lebens bei den Familiaren zugebracht hatte, den jungen Frauen aus guten Familien, die im Kloster gute Umgangsformen lernen sollten, ehe sie verheiratet wurden. Sie konnte lesen und außerdem das Gesangbuch in- und auswendig, da sie jedes Kirchenlied über hundertmal gesungen hatte. Das war für sie also nichts Neues, nichts, was ihr hätte Angst machen können.
Aber diesmal war sie zum Klosterleben verurteilt worden. Das Urteil war streng: zwanzig Jahre. Man hatte sie zusammen mit ihrem Verlobten Arn Magnusson aus dem Geschlecht der Folkunger verurteilt, da sie sich grob versündigt hatten. Sie hatten sich, noch ehe sie vor Gott einander angetraut worden waren, in fleischlicher Liebe vereinigt. Cecilias Schwester Katarina hatte sie verraten, und der Beweis ihrer Schuld ließ sich nicht anzweifeln. Als sich das Klosterportal hinter Cecilia schloss, war sie im dritten Monat schwanger. Ihren Verlobten Arn hatte man ebenfalls zu zwanzig Jahren verurteilt, aber er sollte als Mönch in Gottes heiliger Armee im unendlich fernen Heiligen Land Buße tun.
Über dem Klosterportal von Gudhem thronten zwei Skulpturen aus Sandstein, Adam und Eva, die nach der Vertreibung aus dem Paradies ihre Scham mit Feigenblättern bedeckten. Dieses Bild war eine Warnung und sprach direkt zu Cecilia, als sei es einzig und allein für sie aus dem Stein gehauen worden.
Nur einen Steinwurf von diesem Portal entfernt hatte sie sich von ihrem geliebten Arn getrennt. Er war auf die Knie gefallen und hatte ihr mit dem Eifer, zu dem nur ein Siebzehnjähriger fähig ist, und bei seinem von Gott gesegneten Schwert geschworen, dass er jedes Feuer und jeden Krieg überstehen und zurückkehren würde, um sie hier herauszuholen, sobald sie beide ihre Buße geleistet hätten.
Das war jetzt lange her. Und von Arn im Heiligen Land hatte sie nie wieder ein Wort gehört.
Cecilia bekam es schon von Anfang an mit der Angst zu tun, als die Äbtissin Rikissa sie mit einem harten und entwürdigenden Griff ums Handgelenk durch das Portal zog, wie man einen Leibeigenen seiner Bestrafung zuführte. Denn Gudhem war ganz anders geworden, seit sie damals bei den Familiaren gewesen war.
Äußerlich hatte es sich nicht verändert. Einige Nebengebäude waren hinzugekommen, das war alles. Aber hinter der Fassade war vieles anders geworden, und Cecilia hatte wirklich allen Grund, Angst zu bekommen.
Der Grund und Boden, auf dem Gudhem lag, war eine Stiftung König Karl Sverkerssons gewesen. Folglich stammte die Äbtissin Rikissa vom sverker’schen Geschlecht ab wie auch die meisten der Schwestern, die das Gelübde abgelegt hatten, und fast alle Jungfrauen unter den Familiaren.
Doch als der Kronprätendent Knut Eriksson, der Sohn des heiligen Erik Jedvardsson, aus der Landflucht in Norwegen
zurückgekehrt war, um die Krone seines Vaters zurückzufordern und den Mord an diesem zu rächen, hatte er seinen Gegner Karl Sverkersson auf der Insel Visingsö ermordet. Unter den Männern, die ihm geholfen hatten, war auch sein Freund Arn, Cecilias Geliebter, gewesen.
In der Welt hinter den Klostermauern tobte aufs Neue ein Krieg, die Folkunger, die Eriksche Sippe und ihre norwegischen Bundesgenossen auf der einen Seite und das sverker’sche Geschlecht und dessen dänische Verbündete auf der anderen.
Cecilia fühlte sich wie eine Schmetterlingslarve in einem Hornissennest. Da die meisten Schwestern zum sverker’schen Geschlecht gehörten, hassten sie sie und zeigten ihr das ständig. Mit den Familiaren verhielt es sich genauso, und auch die hart arbeitenden Laienschwestern, die Konversinnen, wagten nicht, ihr anders als mit Hass zu begegnen. Niemand sprach mit Cecilia, auch dann nicht, wenn das Reden erlaubt war. Alle wandten ihr den Rücken zu, als wäre sie Luft.
Vielleicht versuchte Mutter Rikissa in der ersten Zeit sogar, sie in den Tod zu treiben. Cecilia war in den Monaten nach Gudhem gekommen, in denen die Rüben verzogen wurden. Das war eine harte, schweißtreibende Arbeit draußen auf den Äckern, an der
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