Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
könne das Heilige Land vor dem Unglück bewahrt werden, das Pfuscher, Erzsünder und Intriganten mit aller Macht herbeiführen wollten.
König Balduin IV. starb bald, wie erwartet, und Graf Raimund trat in Jerusalem seinen Dienst als Regent an. Bald herrschte im Heiligen Land Friede. Es kamen wieder Pilgerscharen ins Land und mit ihnen die ersehnten Einnahmen.
Es hatte den Anschein, als habe sich alles zum Besseren gewendet.
Da ging der neue Großmeister des Templerordens Gérard de Ridefort in Saint-Jean d’Acre an Land. Er kam mit dem Schiff aus Rom, wo das Konzil der Templer mit zahlreichen hochrangigen Brüdern zusammengetreten war, unter anderem dem Meister von Rom und dem Meister von Paris.
Aus Rom hatte Gérard de Ridefort eine Gruppe hoher Brüder mitgebracht, die ab jetzt die Führung der Templer im Heiligen Land übernehmen sollten.
Der Meister von Jerusalem, Arn de Gothia, erhielt nur wenige Stunden im Voraus Bescheid über das Eintreffen seiner hohen Gäste. Er sprach eine Weile mit Pater Louis über die unglückliche Wahl von Gérard de Ridefort und betete lange im hintersten und privatesten seiner Gemächer, das der Zelle eines Zisterzienserklosters glich. Im Übrigen hatte er nur noch Zeit, das Nötigste für die Ankunft des Großmeisters vorzubereiten.
Als dieser mit seinem Gefolge, in dem fast alle Reiter eine schwarze Borte an den Satteldecken ihrer Pferde und an ihren Umhängen hatten, in Jerusalem eintraf, wurde er
von zwei Reihen weiß gekleideter Ritter empfangen, die vom Damaskustor bis zum Viertel der Templer reichten. Große Fackeln erleuchteten das Portal, und im Rittersaal war zum Festmahl gedeckt.
Arn de Gothia empfing sie vor der großen Treppe. Er fiel auf die Knie und beugte sein Haupt, ehe er die Zügel des Pferdes von Gérard de Ridefort nahm, um zu zeigen, dass er vor diesem nicht mehr als ein geringer Stallknecht war. So verlangte es die Regel.
Gérard de Ridefort war strahlender Laune. Der Empfang gefiel ihm. Im Rittersaal setzte er sich auf den Königsplatz und ließ sich und seine hohen Brüder sofort bedienen. Dabei sprach er sehr viel und sehr laut über die wunderbare Gnade, wieder in Jerusalem weilen zu dürfen.
Arn dagegen war nicht sonderlich guter Laune, was er nur schwer verbergen konnte. Das Schlimmste war nicht einmal, dass er jetzt dem kleinsten Wink eines Mannes gehorchen musste, den alle als des Schreibens unkundig, rachsüchtig und unwürdig beschrieben und der nicht einmal halb so lange als Templer gedient hatte wie Arn. Das Schlimmste war, dass die Templer jetzt einen Großmeister besaßen, der ein geschworener Feind des Regenten Graf Raimund war. Damit zogen über dem Heiligen Land Gewitterwolken auf.
Nach dem Mahl, als man die meisten Gäste zu ihren Quartieren geleitet hatte, befahl der Großmeister Arn und zwei weiteren Männern, die Arn nicht kannte, ihm in die Privatgemächer zu folgen. Er war immer noch ausgezeichneter Laune, als freute er sich auf die Veränderungen, die jetzt anstanden.
Vergnügt setzte er sich auf den Platz, an dem Arn immer saß, presste die Fingerspitzen gegeneinander und
betrachtete die anderen drei, die vor ihm standen, eine Weile lang schweigend.
»Sag mir, Arn de Gothia … denn so heißt du doch, bilde ich mir ein? Sag mir, du hast Arnoldo do Torroja sehr nahegestanden, wenn ich die Sache richtig verstehe?«, fragte er schließlich mit so milder Stimme, dass aus ihr der Hass herauszuhören war.
»Ja, Großmeister, das ist wahr«, antwortete Arn.
»Dann wäre denkbar, dass er dich deswegen zum Meister von Jerusalem gemacht hat?«, fragte der Großmeister und hob erfreut die Brauen, als sei er gerade zu einer Einsicht gelangt.
»Ja, Großmeister, das mag eine Rolle gespielt haben. Die Großmeister unseres Ordens ernennen den, der ihnen gefällt«, antwortete Arn.
»Gut! Sehr gut geantwortet«, meinte der Großmeister zufrieden. »Das, was meinem Vorgänger gefiel, gefällt nämlich auch mir. Neben dir steht James de Mailly, der in Cressing in England als Burggraf gedient hat. Du siehst doch, dass er den Umhang eines Burggrafen trägt, nicht wahr?«
»Ja, Großmeister«, antwortete Arn ausdruckslos.
»Dann schlage ich vor, dass ihr eure Mäntel tauscht. Sie dürften in etwa dieselbe Größe haben!«, befahl der Großmeister im selben munteren Ton.
Sie hatten nach Templersitte in ihren Umhängen gespeist, und damit war es die Sache eines Augenblicks, sich vor dem Großmeister zum Zeichen der Unterwerfung zu
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