Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Männer des Feindes«, flüsterte Cecilia Rosa unsicher. »Sie wollten uns rauben, aber wir hatten das Glück, dass der Bischof hier war. Was ist, wenn sie zurückkommen und der Bischof nicht mehr hier ist?«
»Die kommen nicht zurück. Hast du nicht gesehen, dass sie im Kampf geschlagen worden sind?«
»Doch. Einige von ihnen waren verletzt …«
»Ja! Und was bedeutet das? Von wem sind sie denn wohl geschlagen worden?«
»Von den Unseren?«
Cecilia Rosa empfand einen Schmerz und eine Trauer, die sie sich nicht erklären konnte. Wenn die Folkunger und das Geschlecht Eriks endlich gesiegt hatten, dann hätte sie sich doch freuen sollen, aber das bedeutete auch, dass sie sich von Cecilia Blanka trennen musste. Und sie selbst musste noch viele Jahre Buße tun.
An diesem Tag senkte sich der Schrecken über Gudhem. Keine der Frauen außer Schwester Leonore, die vielleicht zusammen mit den beiden Cecilien am wenigsten wusste, wagte ihnen in die Augen zu schauen.
Mutter Rikissa hatte sich in ihre Gemächer zurückgezogen und zeigte sich erst am nächsten Tag wieder. Bischof
Bengt war eilig aufgebrochen. Danach ging es bei der Arbeit, beim Gesang und bei den Messen nur noch drunter und drüber. Bei der Vesper sangen die beiden Cecilien so schön, wie sie noch nie zuvor gesungen hatten. Bei Cecilia Blanka war kein einziger falscher Ton zu hören, und Cecilia Rosa sang höher und kühner als sonst, fast weltlich kühn, und manchmal mit ganz neuen Variationen. Niemand korrigierte sie, und Mutter Rikissa war auch nicht da, um bei ihrem Freudengesang die Stirn zu runzeln.
Am folgenden Morgen kamen eilige Reiter aus Skara, um Mutter Rikissa eine Nachricht zu überbringen. Sie empfing die Boten im Hospitium und schloss sich dann in ihren Gemächern ein, ohne jemanden zu empfangen. Erst zur Prim zeigte sie sich wieder. In der darauffolgenden Messe wurde ungewöhnlicherweise das Abendmahl zelebriert, obwohl doch gerade erst bei der Pfingstmesse die Kommunion gefeiert worden war.
Die Hostien waren draußen in der Sakristei von einem unbekannten Vikar oder einem anderen Geistlichen aus Skara geweiht worden und wurden nun in der üblichen Reihenfolge verteilt: erst die Schwestern, dann die Konversinnen und schließlich die weltlichen Jungfrauen.
Der geweihte Wein wurde hereingetragen, die Glocke läutete, die das Wunder der Wandlung verkündete, und die Priorin reichte nacheinander jeder Einzelnen den Kelch zusammen mit einer Fistula, dem Strohhalm, mit dem der Wein getrunken wurde.
Als Cecilia Rosa an der Reihe war, das Blut Gottes zu trinken, tat sie das sittsam und erfüllt von ehrlicher Dankbarkeit. Was gerade geschah, bestätigte ihre großen Erwartungen. Als Cecilia Blanka trank, ertönte ein lautes Schlürfen. Vielleicht lag es daran, dass sie als Letzte an
die Reihe kam und nur noch wenig übrig war. Vielleicht aber wollte sie so ihre Verachtung zeigen, nicht Gott, sondern Gudhem gegenüber. Die beiden Cecilien sprachen nie über diese Sache und darüber, was der wahre Grund gewesen war.
Als alle nach der Messe in den Kapitelsaal gingen, waren sie so gespannt, dass sie sich wie steife Puppen bewegten. Dort wartete Mutter Rikissa, übernächtigt und mit dunklen Ringen unter den Augen. Sie saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl, den sie sonst wie eine bösartige Königin einzunehmen pflegte.
Das Gebet fiel kurz aus, ebenso die Lesung, die dieses Mal von Vergebung und Barmherzigkeit handelte. Cecilia Blanka blinzelte ihrer Freundin aufmunternd zu. Barmherzigkeit und Vergebung waren bei den Lesungen wirklich nicht gerade Mutter Rikissas Lieblingsthemen.
Dann wurde es still und die Spannung stieg. Mutter Rikissa begann mit ungewohnt schwacher Stimme, die Namen von Brüdern und Schwestern zu verlesen, die sich seit Neuestem in den Gefilden des Paradieses befanden. Cecilia Rosa lauschte, ob sie auch den Namen eines gewissen Templers nennen würde, aber das tat sie nicht.
Erneut trat Stille ein. Mutter Rikissa rang die Hände und schien fast in Tränen auszubrechen, was keine der beiden Cecilien je für möglich gehalten hätte. Nachdem sie eine Weile geschwiegen und versucht hatte, sich zu sammeln, nahm sie ihren Mut zusammen und entrollte ein Pergament. Ihre Hände zitterten leicht.
»Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Heiligen Jungfrau«, leierte sie tonlos herunter, »müssen wir für alle beten, Verwandte und Nicht-Verwandte, die auf den Blutäckern, wie man diese Felder forthin nennen wird, bei Bjälbo
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