Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
sie, mit Leinenfaden zu arbeiten. Dabei wurden sie von Schwester Leonore unterstützt, die aus südlicheren Gefilden kam und für die Gärten außerhalb und innerhalb der Klostermauern verantwortlich war. Ihre besondere Liebe galt den Rosenbüschen im Kreuzgang. Von Schwester Leonore lernten sie, verschiedene Farben zu mischen und den Leinenfaden zu färben. Sie experimentierten mit verschiedenen Mustern - sowohl bei den Stoffen, die zum Gebrauch in Gudhem bestimmt waren, als auch bei denen für den Verkauf.
Sie hielten sich immer mehr an Schwester Leonore, die keine Verwandten in Götaland hatte und deswegen in die Fehden außerhalb der Klostermauern nicht verwickelt war. Von ihr lernten sie, wie man im Sommer einen Garten instand hält, dass man sich um Pflanzen wie um Kinder kümmern muss und dass zu viel Wasser manchmal genauso schädlich sein kann wie zu wenig.
Mutter Rikissa hatte gegen ihre Freundschaft mit Schwester Leonore nichts einzuwenden, und auf diese Weise entstand ein Gleichgewicht in Gudhem: Die Feinde waren getrennt, obwohl sie immer noch unter einem Dach wohnten, dieselben Gebete beteten und dieselben Lieder sangen.
Cecilia Rosa und Cecilia Blanka durften außerhalb der Klostermauern nur den Garten vor der Südmauer betreten. In diesem Punkt war Mutter Rikissa unerbittlich. Als alle Familiaren mit zwei Schwestern zum Mittsommermarkt nach Skara durften, mussten Cecilia Rosa und Cecilia Blanka in Gudhem bleiben.
Sie knirschten deswegen mit den Zähnen und empfanden wieder einmal großen Hass auf Mutter Rikissa. Aber sie begriffen, dass es etwas geben musste, wovon sie vermutlich als Einzige nichts wussten.
Später in diesem Sommer geschah etwas, was gleichermaßen erschreckend und verwirrend war. Bischof Bengt war eilig aus Skara nach Gudhem gekommen und hatte sich mit Mutter Rikissa in die Gemächer der Äbtissin eingeschlossen. Aber ob das ein glücklicher Zufall war oder ob da eines mit dem anderen zu tun hatte, erfuhren die beiden Cecilien nie.
Einige Stunden nach Bischof Bengts Ankunft in Gudhem näherte sich ein Trupp bewaffneter Reiter. Es wurde Alarm geläutet, und die Tore wurden geschlossen. Da die
Reiter von Osten kamen, eilten Cecilia Rosa und Cecilia Blanka hinauf ins Dormitorium, um dort aus dem Fenster zu schauen. Sie waren voller Hoffnung und hätten fast gejubelt. Aber als sie die Farben der Reiter sahen, ihre Waffenhemden und Wappen, da hatten sie das Gefühl, eine eisige Hand würde ihre Herzen umklammern. Die Reiter, einige blutig und so schwer verwundet, dass sie vornübergebeugt auf ihren Pferden hingen, andere unverletzt, aber mit wilden Augen, gehörten alle zu den Feinden.
Vor dem mit Querbalken gesicherten Klostertor machten die Reiter halt. Ihr Anführer schrie, dass die beiden Folkungerhuren ausgeliefert werden müssten. Cecilia Rosa und Cecilia Blanka, die sich halb aus dem Fenster des Dormitoriums gehängt hatten, um auch ja alles hören zu können, wussten nicht, ob sie sofort zu beten beginnen oder doch lieber verweilen sollten, um das Weitere zu hören. Cecilia Blanka meinte, man müsse sich doch anhören, warum die verletzten Feinde etwas so Grobes wie Frauenraub aus einem Kloster versuchten. Sie blieben beide am Fenster stehen und spitzten die Ohren.
Nach einer Weile kam Bischof Bengt durch das Tor, das sofort wieder hinter ihm verschlossen wurde. Er sprach leise und würdevoll zu den Reitern, und die beiden Cecilien konnten kaum etwas verstehen. Es sei eine unverzeihliche Sünde, dem Klosterfrieden Gewalt anzutun. Er, der Bischof, würde sich eher mit dem Schwert aus dem Weg räumen lassen, als sich damit abzufinden. Danach sprach er so leise, dass oben am Fenster überhaupt nichts mehr zu verstehen war. Das Ganze endete damit, dass der Trupp widerwillig kehrtmachte und nach Süden ritt.
Die beiden Cecilien umklammerten sich, als sie vor dem Fenster zu Boden sanken. Sie wussten nicht, ob sie
zur Heiligen Jungfrau beten und für ihre Rettung danken, oder ob sie vor Glück lachen sollten. Cecilia Rosa fing an zu beten, während Cecilia Blanka versuchte, scharf nachzudenken. Schließlich beugte sie sich vor, umarmte Cecilia Rosa erneut und noch fester und küsste sie auf beide Wangen, als hätte sie die gestrenge Welt des Klosters bereits verlassen.
»Cecilia, meine geliebte Freundin, meine einzige Freundin an diesem bösen Ort, der so verlogen Gottesheim genannt wird«, flüsterte sie erregt. »Ich glaube, unsere Rettung naht.«
»Das waren doch die
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