Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Zeichensprache und das Umschauen nur wenig. Immer häufiger wurden sie von einer der Jungfrauen dabei ertappt, und diese schwärzte sie dann bei der täglichen Versammlung im Kapitelsaal an. Mutter Rikissa bestrafte sie infolgedessen auch, aber nicht so hart, wie zu erwarten gewesen wäre. Sie ließ auch keine der weltlichen Jungfrauen mehr an die Geißel, sondern übernahm selbst die Geißelung. Cecilia Rosa bemühte sich, die Schläge stets mit gesenktem Kopf und steinerner Miene zu ertragen. Cecilia Blanka dagegen versuchte sich noch während der Bestrafung einen Streich einfallen zu lassen. Unerwartet schrie sie laut auf oder ließ einen fahren, was wirklich unverschämt war, um dann mit einem kaum verhohlenen Grinsen um Verzeihung zu bitten.
Die beiden waren wie besessen davon, etwas auszuhecken, um ihrer feindseligen Umgebung zu beweisen, dass sie sich nicht kleinkriegen ließen. Erstaunlicherweise begegnete ihnen Mutter Rikissa mit immer größerer Milde, je länger ihr Aufruhr andauerte.
Beide hielten Mutter Rikissa für eine böse Frau, die nicht im Geringsten an die Gottesfurcht glaubte, die sie
den anderen einflößen wollte. Sie war hässlich wie eine Hexe, hatte vorstehende Zähne und grobe Hände, und man konnte sich vorstellen, dass sie eine sehr mächtige Stellung in der sverker’schen Sippe hätte einnehmen müssen, um mit diesem Aussehen überhaupt verheiratet zu werden. Da sie durch eine Heirat nicht zu Macht kommen konnte, hatte sie den leichteren Weg gewählt und war Äbtissin geworden.
Da Cecilia Rosa und Cecilia Blanka Frauen im lieblichsten Alter waren, mit schmaler Taille und lebhaften Augen, dachten sich beide, selbstbewusst und klug, dass vermutlich hier der Schuh drückte.
Als der Sommer kam und die Messen zu Christi Himmelfahrt vorüber waren, veränderte sich das Verhalten von Mutter Rikissa erneut. Jetzt fand sie ständig einen Grund, die beiden verhassten Cecilien zu bestrafen, und da mit Wasser und Brot gegen das, was sie ihre Schalkhaftigkeit nannte, nichts auszurichten war, nahm sie fast täglich beim Lapis culparum die Geißel zur Hand. Sie zwang die sverker’schen Jungfrauen - mit Ausnahme von Helena Sverkersdotter -, die Auspeitschungen durchzuführen. Gewiss schlug niemand mehr so hart wie damals Helena, als diese von Cecilia Blanka verflucht worden war, aber durch die Anstrengung schmerzten ihre Rücken immer mehr.
Schließlich kam Cecilia Blanka darauf, wie sie dem Elend ein Ende bereiten konnten. Sie setzte voraus, dass Mutter Rikissa tatsächlich so schwarz und verderbt war, wie es ihr Anblick nahelegte, und vermutete, dass Mutter Rikissa nichts vom Beichtgeheimnis hielt und den Beichtvater, der nach Gudhem kam, auszuhorchen pflegte.
Am häufigsten kam ein junger Vikar vom Dom in Skara, bei dem auch die weltlichen Jungfrauen die Beichte ablegten. Sie bekamen ihn jedoch nie zu sehen, da er in der
Kirche saß und die Beichtende draußen im Kreuzgang vor einem Fenster mit Holzgitter und Vorhang.
Am Morgen eines milden Frühsommertags fand sich Cecilia Blanka zur Beichte ein. Es schwindelte sie, da sie sehr gut wusste, dass das, was sie vorhatte, nämlich Spott mit der heiligen Beichte zu treiben, eine schwere Sünde war. Andererseits, tröstete sie sich, würde diese Kriegslist, wenn sie glückte, beweisen, dass es eigentlich Mutter Rikissa und der Vikar waren, die Spott mit der Beichte trieben.
»Vater, vergib mir, denn ich habe gesündigt«, flüsterte sie so schnell, dass sie über ihre eigenen Worte stolperte. Dann holte sie tief Luft.
»Mein Kind, meine liebe Tochter«, antwortete der Vikar seufzend auf der anderen Seite des Gitters. »Gudhem ist zwar nicht gerade der Ort, der zu schweren Sünden einlädt, aber lass mich trotzdem hören.«
»Ich hege böse Gedanken gegen meine Mitschwestern«, fuhr Cecilia Blanka entschlossen fort, denn jetzt hatte sie den Schritt in die Sünde getan. »Ich hege rachsüchtige Gedanken, und ich kann ihnen nicht vergeben.«
»Was kannst du ihnen nicht vergeben und vor allen Dingen wem?«, fragte der Vikar vorsichtig.
»Den Sverkertöchtern und ihrem Anhang. Sie schwärzen uns an und schwingen die Geißel, wenn meine Freundin und ich auf deren Beschuldigungen hin bestraft werden. Und ich glaube, verzeiht mir, Vater, aber ich muss die Wahrheit sagen, ich glaube, dass ich ihnen und Mutter Rikissa nie verzeihen kann, wenn ich Königin werde. Ich werde mich lange und gründlich rächen. Die Höfe ihrer Verwandten sollen brennen, und
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