Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Gudhem soll entvölkert werden, und hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben.«
»Wer ist deine Freundin?«, fragte der Vikar, und seine Stimme zitterte leicht.
»Cecilia Algotsdotter, Vater.«
»Die mit einem der Folkunger verlobt war, einem gewissen Arn Magnusson?«
»Ja, genau die, Vater, die von Birger Brosa so sehr geschätzt wird. Sie ist meine Freundin und wird hier genauso gequält wie ich. Deswegen erfüllen mich diese unwürdigen und sündigen Rachegelüste.«
»Solange du in Gudhem bist, meine Tochter, musst du den heiligen Regeln folgen, die hier gelten«, entgegnete der Vikar und versuchte streng zu klingen. Aber Cecilia Blanka entnahm der Stimme auch Unsicherheit und Angst.
»Ich weiß, Vater, ich weiß, dass das eine Sünde ist, und ich suche Gottes Vergebung«, erwiderte Cecilia Blanka leise und sittsam, aber mit einem breiten Lächeln. Der Vikar konnte sie schließlich ebenso wenig sehen wie sie ihn.
Es dauerte eine Weile, bis dieser antwortete. Cecilia Blanka hielt das für ein gutes Zeichen. Ihre Medizin schien zu wirken.
»Du musst in deiner Seele Frieden suchen, meine Tochter«, meinte der Vikar schließlich mit angestrengter Stimme. »Du musst dich wie alle anderen hier in Gudhem mit deinem Los abfinden. Du solltest deine sündigen Gedanken überdenken. Bete zwanzig Vaterunser und vierzig Ave-Maria. Außerdem darfst du bis morgen um dieselbe Stunde kein Wort sprechen, während du deine Sünde bereust. Hast du das verstanden?«
»Ja, Vater, ich habe verstanden«, flüsterte Cecilia Blanka und biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut herauszulachen.
»Dann vergebe ich dir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, flüsterte der Vikar, den das Ganze ziemlich mitgenommen hatte.
Innerlich jubelnd, aber mit sittsam gesenktem Blick eilte Cecilia Blanka durch den Kreuzgang zu Cecilia Rosa, die am Wasserspeier im Lavatorium gewartet hatte. Cecilia Blankas Gesicht war vor Erregung gerötet.
»Bei Gott, diese Medizin hat vermutlich geholfen«, flüsterte sie, als sie ins Lavatorium trat. Sie schaute sich um und umarmte dann ihre Freundin, als seien sie freie Frauen in der anderen Welt. Eine Umarmung, die sie teuer zu stehen gekommen wäre, hätte sie jemand gesehen.
»Zwanzig Vaterunser und vierzig Ave-Maria dafür, dass ich mich zu einem solchen Hass bekannt habe, das ist doch gar nichts! Und nur ein Tag Schweigegebot! Verstehst du nicht, er bekam es mit der Angst zu tun, und nun rennt er und schwärzt mich bei der Hexe Rikissa an. Jetzt musst du dasselbe machen!«
»Ich weiß nicht, ob ich mich traue«, wandte Cecilia Rosa besorgt ein. »Ich kann nicht einmal mit irgendetwas drohen. Du kannst sagen, dass du einmal die rachsüchtige Königin sein wirst, aber ich … mit meinen zwanzig Jahren Buße, womit soll ich schon drohen?«
»Mit den Folkungern und mit Birger Brosa!«, flüsterte Cecilia Blanka aufgeregt. »Ich glaube, da draußen ist etwas passiert. Oder es passiert bald etwas. Drohe mit den Folkungern!«
Cecilia Rosa beneidete ihre Freundin um ihren Mut. Auf dieses freche Wagnis hätte sie sich allein nie eingelassen. Aber jetzt war der erste Schritt getan, und da Cecilia Blanka bereits einiges für sie beide riskiert hatte, musste Cecilia Rosa dasselbe tun.
Was an ihrem Plan eigentlich funktioniert hatte, ließ sich nicht sicher sagen. Aber dass er gelungen war, zeigte sich bald.
Weiterhin umgab die beiden Cecilien das eisige Schweigen der anderen. Niemand sprach mit ihnen, aber es sah sie niemand mehr so hasserfüllt an wie zuvor. Die Blicke hatten nunmehr etwas Furchtsames und Verstohlenes. Keine der Jungfrauen schwärzte sie mehr an, wenn sie gegen das Schweigegebot verstießen. Das taten sie jetzt ganz offen. Ohne sich zu schämen konnten sie sich wie die freien Menschen draußen unterhalten, obwohl sie sich im Kreuzgang von Gudhem bewegten.
Es war eine kurze Zeit unerwarteten Glücks, die zugleich von einem kribbelnden Gefühl der Unsicherheit erfüllt war. Die anderen wussten offenbar viel mehr und taten alles, damit ihre beiden Feinde nichts erfuhren. Außerhalb der Mauern geschahen große Dinge, sonst hätte man die Geißel schon lange wieder hervorgeholt.
Die beiden Cecilien hatten jetzt auch mehr Freude an ihrer gemeinsamen Arbeit, denn niemand hinderte sie daran, zusammen am Webstuhl zu sitzen, obwohl alle längst wussten, dass Cecilia Blanka wahrlich keine Anfängerin war, die Hilfe brauchte. Nun, da der Winter lange vorbei war, begannen
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