Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Blicken betrachtete, als habe er erst jetzt verstanden, was eigentlich vorgefallen war und mit wem auch er das Brot geteilt hatte.
»Mein guter Knappe, du musst uns jetzt verlassen!«, befahl der Meister von Jerusalem. »Bruder Richard Langschwert wird dich durch unser Viertel und den Teil der Stadt begleiten, über den wir gebieten. Dann wird er dir die Nachtherberge der Knappen zeigen. Stehe Gott dir bei! Möge ich bald das Vergnügen haben, dir den Willkommenskuss zu geben.«
Einer der beiden Templer stand sofort auf und wies Armand mit der Hand die Richtung, die sie einschlagen mussten. Armand stand auf und verbeugte sich zögernd vor den Templern am Tisch, die nun sehr ernst blickten. Aber der Meister von Jerusalem winkte nur ungeduldig, und er begriff, dass er sofort zu gehen hatte.
Als das eisenbeschlagene Tor hinter Armand und seinem hohen Begleiter zugefallen war, wurde es still im Raum.
»Wer soll anfangen, du oder ich?«, fragte Arn in einer Tonlage, als unterhielte er sich mit einem engen Freund.
»Ich fange an«, sagte der Meister von Jerusalem. »Du kennst doch Bruder Guy, nicht wahr? Er ist hier in Jerusalem Waffenmeister. Ihr beide habt denselben Rang. Es gibt ernsthafte Probleme, die uns alle drei betreffen. Sollen wir mit der Frage beginnen, ob man Brot mit seinem Feind brechen soll?«
»Gerne«, erwiderte Arn leichthin. »Was hättest du selbst getan? Es herrscht eine Waffenruhe, die, was sowohl Saladin als auch uns bewusst ist, an einem seidenen Faden hängt. Die Räuber sollten bestraft werden und nicht die friedlichen Reisenden, gleichgültig, welchen Glaubens sie sind. Ich gab ihm mein Wort als Templer. Und er gab mir seines. Wenig später war mir klar, wem ich da freies Geleit versprochen hatte. Was hättest du selbst getan?«
»Wenn ich mein Wort gegeben hätte, hätte ich auch nicht anders handeln können«, stellte der Meister von Jerusalem fest. »Du hast doch auch unter Odo de Saint Amand hier im Haus gearbeitet?«
»Allerdings, als Philip de Milly Großmeister war.«
»Hm. Odo und du, ihr seid damals gute Freunde geworden, oder?«
»Das ist wahr. Und gute Freunde sind wir immer noch.«
»Odo ist inzwischen Großmeister, das ist gut. Da löst sich das Problem eines Mahles mit dem größten Feind der Christenheit. Einige Brüder könnten sich daran sehr stören, wie du weißt.«
»Ja. Und wie denkst du in dieser Frage?«
»Ich bin auf deiner Seite. Du hast dein Wort als Templer gehalten. Und wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du auch noch das eine oder andere erfahren?«
»Ja. Der Krieg ist frühestens in zwei Wochen bei uns, spätestens in zwei Monaten.«
»Erzähl. Was wissen wir? Und was können wir als sicher annehmen?«
»Saladin wusste sehr viel. Dass Philipp von Flandern auf dem Weg nach Hama oder Homs durch Syrien marschiert, aber wahrscheinlich nicht gegen Damaskus und Saladin selbst ziehen wird. Mit dieser Erkenntnis eilt Saladin ohne Eskorte nach Süden, und zwar nach Al Arish, obwohl er selbst vorgibt, auf dem Weg nach Kairo zu sein. Er befindet sich nicht etwa auf dieser Reise, weil er dem christlichen Heer im Norden entkommen will, sondern weil er vorhat, uns von Süden anzugreifen, da er weiß, dass sich die Hälfte unserer Truppen weit oben im Norden befindet. Das ist meine Schlussfolgerung.«
Der Meister von Jerusalem warf seinem Bruder und Waffenmeister Guy einen fragenden Blick zu, und dieser nickte zustimmend.
Der Krieg näherte sich. Saladin verließ sich darauf, dass seine Truppen im Norden ausreichten, um den Feind dort aufzuhalten. Wenn es ihm gleichzeitig gelang, mit einer ägyptischen Armee von Süden durch Outremer zu kommen, so würde er weit vorstoßen können, ohne auf ernsthaften Widerstand zu treffen, vielleicht sogar bis Jerusalem. Ein fürchterlicher Gedanke, vor dem man seine Augen jedoch nicht verschließen durfte.
Zum ersten Gefecht würde es in diesem Fall in der Nähe von Gaza kommen. Dort führte Arn als Burggraf den Befehl. Die Burg Gaza war keinesfalls sonderlich stark befestigt und wurde von vierzig Rittern und zweihundertachtzig Knappen verteidigt. Es war wenig wahrscheinlich, dass Saladin sich sonderlich lange dort aufhalten würde. Mit einer ausreichend großen Armee und einer guten Belagerungsausrüstung würde er Gaza einnehmen können. Nur wenige Burgen wie Krak des Chevaliers oder Beaufort waren unbezwingbar. Allerdings würde er einen zu hohen Preis zahlen müssen. Eine Templerburg ließ sich nicht ohne
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