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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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große eigene Verluste einnehmen. Dort waren auch keine Gefangenen zu machen, und außerdem stellte eine lange und blutige Belagerung einen zu großen Zeitverlust dar.
    Saladins Armee würde daher vermutlich an Gaza vorbeiziehen und unter Umständen eine kleine Belagerungstruppe vor den Mauern zurücklassen. Aber was wäre dann sein nächstes Ziel? Askalon? Nach fünfundzwanzig Jahren Askalon zurückzuerobern war wahrscheinlich keine schlechte Idee. Das wäre ein Sieg, der zählte, und damit hätten die Sarazenen eine starke Festung an der Küste
nördlich von Gaza. Somit wären die dortigen Templer von Jerusalem abgeschnitten. Askalon bildete also ein wahrscheinliches Angriffsziel.
    Aber wenn Saladin auf keinen sonderlich großen Widerstand traf, und das würde er vermutlich nicht tun, was hinderte ihn dann eigentlich daran, direkt gegen Jerusalem zu ziehen?
    Nichts.
    Diese unangenehme Schlussfolgerung war unvermeidlich. Saladin hatte zunächst Syrien und Ägypten unter einem Heerführer und einem Sultan vereinigt, genau wie er es sich geschworen hatte. Aber er hatte sich außerdem geschworen, die Heilige Stadt zurückzuerobern, die die Ungläubigen El Quds nannten.
    Beschlüsse mussten gefasst werden. Der Großmeister Odo de Saint Amand, der sich in Akkon aufhielt, war zu verständigen. Es mussten Ordensbrüder einberufen werden, um die Verteidigung von Jerusalem und Gaza zu verstärken. Der unglückliche, aussätzige König und sein intrigierender Hof mussten ebenfalls benachrichtigt werden. Bereits in dieser Nacht mussten eilige Boten in alle Richtungen reiten.
    Da große und schwere Beschlüsse leichter zu fassen sind als kleine und unbedeutende, war das Ganze schnell geklärt. Waffenmeister Guy brach auf, um noch vor der Morgendämmerung alles Nötige zu veranlassen.
    Arnoldo do Torroja, der Meister von Jerusalem, war die ganze Zeit an der Tafel sitzen geblieben, während er Ratschläge und Befehle erteilt hatte. Jetzt, nachdem das eisenbeschlagene Tor hinter dem Waffenmeister zugefallen war, stand er schwerfällig auf und bedeutete Arn, ihm zu folgen. Er ging durch den leeren Ordenssaal zu einer Seitentür, die auf einen Säulengang mit Blick über
die ganze Stadt führte. Dort standen sie eine Weile, stützten sich auf die steinerne Brüstung, schauten über die nächtliche Stadt und atmeten die Düfte des lauen Sommerwinds ein: Bratengerüche, Gewürze, Abfall und Fäulnis, Parfüme, Weihrauch, Kamel- und Pferdemist - die Düfte des Lebens, wie Gott es geschaffen hatte, hoch und niedrig, schön und hässlich, liebreizend und abscheulich.
    »Was hättest du getan, Arn? Ich meine, wenn du Saladin gewesen wärst, entschuldige den unverschämten Vergleich«, fragte Arnoldo do Torroja schließlich.
    »Da gibt es nichts zu verzeihen. Saladin ist ein erstklassiger Feind, und das wissen wir alle, auch du, Arnoldo«, antwortete Arn. »Aber ich weiß, was du denkst, wir hätten beide an seiner Stelle etwas ganz anderes getan. Wir hätten versucht, den Feind in unser Territorium zu locken. Wir hätten das eigentliche Kräftemessen in die Länge gezogen und den Feind durch ständige Angriffe türkischer Reiter schikaniert. Wir hätten ihn in seinem Nachtschlaf gestört und die Brunnen auf seinem Weg vergiftet. Alles, was die Sarazenen ebenfalls zu tun pflegen. Wenn wir die Möglichkeit gehabt hätten, eine große christliche Armee zu schlagen, hätten wir das als großen Vorteil angesehen. Erst im Frühjahr wären wir gegen Jerusalem gezogen.«
    »Aber Saladin weiß, dass wir ihn kennen und wissen, wie er normalerweise denkt, und tut deshalb etwas vollkommen Unerwartetes«, meinte Arnoldo do Torroja. »Er riskiert ganz bewusst Homs oder Hama, weil er sein Augenmerk auf eine größere Beute gerichtet hat.«
    »Man muss zugeben, dass das ein sowohl kühner als auch logischer Plan ist«, setzte Arn den Gedankengang fort.

    »Allerdings. Aber dank deiner … ungewöhnlichen Vorgehensweise, möge Gott sich deiner erbarmen, sind wir nun auf jeden Fall vorbereitet. Davon kann es abhängen, ob Jerusalem in unseren Händen bleiben wird oder ob wir es verlieren.«
    »Wenn es so ist, dann glaube ich, dass Gott Erbarmen mit mir hat«, murmelte Arn verärgert. »Jeder Kaplan würde den Herrn dafür preisen, dass er den Feind in meine Arme geschickt hat, um Jerusalem für uns zu retten!«
    Arnoldo do Torroja, der es nicht gewohnt war, dass ihm ein Untergebener über den Mund fuhr, drehte sich überrascht um und schaute seinem jungen

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