Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Meister von Jerusalem und wischte sich gut gelaunt mit dem Handrücken über den Mund. »Aber jetzt wollen wir hören, wie du dich betragen hast, mein junger Knappe. Mein Bruder und Freund Arn hat dir das beste Zeugnis ausgestellt, aber jetzt will ich alles noch einmal von dir hören!«
Der Blick, mit dem der Meister von Jerusalem Armand betrachtete, schien freundlich, aber Armand ahnte darin auch etwas Verschlagenes, als solle er erneut einer der
ständigen Prüfungen unterzogen werden. Er dachte bei sich, das Wichtigste sei, nicht hochmütig zu wirken.
»Da gibt es nicht viel zu sagen, Meister von Jerusalem«, begann er zögernd. »Ich bin meinem Herrn Arn gefolgt, ich habe seinen Befehlen gehorcht, und die Muttergottes war uns gnädig, und deswegen haben wir gesiegt«, murmelte er mit gesenktem Kopf.
»Und du empfindest darüber keinen Stolz, folgst nur demütig dem Weg, den dir dein Herr Arn zeigt, und nimmst dankbar die Gnade an, die dir die Muttergottes erweist, und so weiter und so weiter«, fuhr der Meister von Jerusalem in ironischem Tonfall fort. Aber Armand wagte es nicht, die Ironie zu verstehen.
»Ja, Meister von Jerusalem, so ist es«, erwiderte er schüchtern und starrte auf die Tischplatte vor sich. Erst wagte er nicht, aufzuschauen, dann aber schien sich allgemeine Heiterkeit am anderen Tischende auszubreiten. Armand schielte zu Arn hinüber und sah, dass dieser ihn breit und fast unverschämt angrinste. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, was er bei seinen Antworten für Fehler gemacht hatte und was an diesen ernsthaften Dingen so lustig war.
»Soso!«, meinte der Meister von Jerusalem. »Ich sehe, dass du sehr genau zu wissen scheinst, wie ein Knappe zu seinen hohen Ordensbrüdern sprechen soll. Lass mich also folgendermaßen fragen. Ist es wahr, was mein lieber Bruder Arn mir gesagt hat, dass du als Ritter in unseren Kreis aufgenommen werden willst?«
»Ja, Meister von Jerusalem!«, antwortete Armand mit einem plötzlichen Eifer, den er nicht verbergen konnte. »Ich würde mein Leben dafür geben …«
»Aber nicht doch!«, erwiderte der Meister von Jerusalem und lachte und hob abwehrend die Hand. »Als Leiche
haben wir keine Verwendung für dich. Mach dir über diese Sache im Übrigen keine Sorgen, der Tod kommt früh genug. Aber wenn du einer von uns werden willst, dann musst du eines lernen, nämlich dass man niemals einen Bruder anlügt. Denk jetzt nach. Glaubst du nicht, dass mein geliebter Bruder Arn und ich auch einmal so jung gewesen sind wie du jetzt? Glaubst du nicht, dass wir deine Träume durchschauen, die auch einmal unsere Träume gewesen sind? Glaubst du nicht, dass wir begreifen, welchen Stolz du über deine Taten empfindest, die, wenn ich es richtig sehe, eines Ritterbruders würdig sind? Wenn du dich dafür schämst, dass du dich deiner Taten am liebsten brüsten würdest, so ist das nicht das Schlechteste. Aber es ist in jedem Fall schlimmer, einen Bruder anzulügen, als Hochmut zu empfinden oder das, was du für Hochmut hältst. Deinen Hochmut kannst du beichten, aber deine Wahrheitsliebe den Brüdern gegenüber darfst du nie aufgeben. So einfach ist das.«
Armand saß mit gesenktem Kopf da, starrte auf die Tischplatte und spürte, wie er errötete. Er war gescholten worden, obgleich die Stimme und der Tonfall des Meisters von Jerusalem freundlich und brüderlich gewesen waren. Aber er war gescholten worden, obwohl er sich, wenn man es genauer besah, sehr gut betragen hatte.
»Also, dann fangen wir noch einmal von vorn an«, meinte der Meister von Jerusalem mit einem müden Seufzer, der nicht ganz echt klang. »Was ist geschehen, und was hast du in diesem Kampf ausgerichtet, mein guter, junger Knappe?«
»Meister von Jerusalem …«, begann Armand, aber er hatte das Gefühl, in seinem Kopf sei nur Luft und alle Gedanken würden wie Vögel davonflattern. »Wir haben eine Woche darauf verwendet, die Räuber aufzuspüren und sie
zu verfolgen. Wir haben ihre Taktik studiert und eingesehen, dass es schwer sein würde, sie bei der Flucht zu stellen, daher mussten wir für eine Konfrontation sorgen.«
»Und?«, wollte ihm der Meister von Jerusalem auf die Sprünge helfen, als Armand den Faden zu verlieren drohte. »Schließlich gelang es euch?«
»Ja, Meister von Jerusalem, zum Schluss gelang es uns«, fuhr Armand mit neuem Mut fort, als er einsah, dass es eigentlich nur galt, einen normalen Gefechtsbericht abzulegen. »Wir entdeckten sie, als sie drei Sarazenen
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