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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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unterlassen, auf seine Frau und die Mutter seiner Kinder zu hören, die außerdem noch auf seinem Hof das Sagen hat. Wenn man so jung ist wie ihr, glaubt man vielleicht, dass das nur im Kleinen gilt. Dass ein paar Tränen, eine Umarmung und etwas Bartzausen den griesgrämigsten Vater dazu bringen können, seiner kleinen Tochter das begehrte Fuchsfohlen zu schenken. Es gilt aber auch im Großen. Geht nicht wie dumme Gänse in die Welt hinaus, sondern bedient euch eures eigenen freien und starken Willens, genau wie es die Schrift sagt. Und tut mit diesem freien Willen Gutes und nicht Böses. Wie die Männer bestimmt auch ihr über Leben und Tod, Frieden und Krieg, und es wäre eine schwere Sünde, wenn ihr euch dieser Verantwortung draußen im Leben entzöget.«
    Frau Helena bedeutete ihnen, dass sie müde sei, und da sie mit ihren ständig tränenden Augen sehr schlecht sah, traten zwei Schwestern vor, um sie zu ihrem Haus außerhalb der Mauern zu führen. Zurück blieb eine Schar Jungfrauen, die angestrengt nachdachten. Sie sahen sich nicht an und sprachen auch nicht miteinander.

    In der versöhnlichen Stimmung, die sich in Gudhem nicht zuletzt dank der vielen klugen Worte von Frau Helena an die Jungfrauen breitgemacht hatte, handelte Mutter Rikissa klug und schnell.

    Aus Linköping waren vier Jungfrauen nach Gudhem gekommen, und nur eine von ihnen war schon einmal in einem Kloster gewesen. Sie trauerten um Verwandte, fürchteten sich und weinten sich jeden Abend in den Schlaf. Sie hielten sich aneinander wie Entenküken, die ihre Mutter verloren hatten und leicht dem Hecht, der im Schilf lauerte, oder dem Fuchs, der am Strand umherschlich, zum Opfer fielen.
    Aber ihren Schmerz konnte man zu etwas Gutem wenden, so wie sich aus der Notwendigkeit eine Tugend machen ließ. Mutter Rikissa beschloss daher zweierlei. Zum einen sollte auf unbestimmte Zeit das Schweigegebot in Gudhem aufgehoben werden, da keines der neuen Mädchen die Zeichensprache beherrschte. Zum anderen sollten Cecilia Blanka und Cecilia Rosa die Verantwortung für die Neuen übernehmen und ihnen die Zeichensprache, die Klosterregeln, die Lieder und das Weben beibringen.
    Cecilia Blanka und Cecilia Rosa waren erstaunt, als sie zu Mutter Rikissa in den Kapitelsaal gerufen wurden, und lauschten den Anweisungen mit gemischten Gefühlen. Zum einen bedeutete es eine Freiheit, wie sie sie in Gudhem nie für möglich gehalten hätten, dass sie sich ihren Arbeitstag frei einteilen und außerdem unbekümmert unterhalten durften. Zum anderen jedoch hieß es, dass man sie mit vier Sverkertöchtern zusammensperren würde. Cecilia Blanka wollte mit ihnen so wenig wie möglich zu tun haben. Sie behauptete, es komme ihr nicht richtig vor, obwohl sie unsicher geworden sei, ob sie sie wirklich alle um ihrer Väter und Mütter willen hasse. Cecilia Rosa meinte, sie solle doch einmal daran denken, wie die Sache ausgesehen hätte, wenn die Schlacht auf den Blutäckern bei Bjälbo anders ausgegangen wäre. Außerdem blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu gehorchen.

    Alle sechs waren verlegen, als sie sich das erste Mal im Kreuzgang nach der Mittagsruhe trafen. Singen war noch das Einfachste, wenn man nicht wusste, was man sagen sollte, dachte Cecilia Rosa. Und da sie sich im Gesangbuch gut auskannte, wusste sie auch, was in drei Stunden zur None gesungen werden würde. Der Unterricht begann also damit, dass Cecilia Rosa als Vorsängerin jedes Lied so oft sang, bis die anderen mitsingen konnten. Bei der None in der Kirche zeigte es sich dann auch deutlich, dass die Neuen einiges gelernt hatten.
    Als sie anschließend wieder in den Kreuzgang traten, war es herbstlich kalt und zugig. Cecilia Blanka holte sich von der Äbtissin die Erlaubnis, den Kapitelsaal benutzen zu dürfen. Dort saßen sie dann und übten die Grundlagen der Zeichensprache von Gudhem, Worte und Sätze wie »ja« und »nein«, »gesegnet« und »danke«, »möge die Jungfrau Maria dich behüten«, »komm her«, »geh dorthin« und »Achtung, die Schwester kann dich hören«.
    Die ungeübten Lehrerinnen merkten sehr bald, dass man diese Kunst nur in kleinen Portionen lehren konnte. Nach der ersten Hälfte der Unterrichtszeit vor der Vesper gingen sie quer über den Kreuzgang in die Webstube. Hier machten ihnen die Konversinnen nur widerwillig Platz. Die beiden Cecilien überschlugen sich mit ihren Erklärungen und begannen schließlich zu kichern. Dann sprachen auf einmal alle sechs gleichzeitig und

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