Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
nicht so glücklich. Das lag an der ersten Frage.«
Arn hatte sich wie im Vorübergehen zu etwas Unerhörtem bekannt, und Armand wusste nicht, ob er darauf überhaupt reagieren sollte. Sie standen eine Weile da und schauten auf den Hafen, in dem hart gearbeitet wurde. Zwei Schiffe wurden gelöscht, die am selben Tag angekommen waren.
»Ich habe beschlossen, dich in nächster Zeit zum Confanonier zu machen«, sagte Arn plötzlich, als sei er aus seinen Erinnerungen erwacht. »Ich muss nicht erklären, welch ehrenvoller Auftrag es ist, die Fahne des Tempels und der Burg in die Schlacht zu tragen, das weißt du bereits.«
»Aber muss nicht ein Ritter … kann auch ein Knappe diesen Auftrag erhalten?«, stammelte Armand überwältigt.
»Normalerweise macht das ein Ritter, aber du wärst ja bereits Ritter, wenn uns dieser Krieg nicht in die Quere gekommen wäre. Und ich habe hier zu entscheiden und niemand anders. Unser Confanonier hat sich von seinen schweren Verletzungen noch nicht erholt. Ich habe ihn
bereits im Krankensaal besucht und mit ihm darüber gesprochen. Jetzt möchte ich hören, was du für Ansichten über diesen Krieg hast. Lass uns wieder hineingehen.«
Sie gingen wieder hinein und setzten sich neben die großen Fenster, und Armand versuchte, seine Gedanken zu erläutern. Er glaubte, dass es zu einer langen Belagerung kommen würde, die zwar nur schwer erträglich wäre, aber durchaus siegreich überstanden werden könnte. Allerdings hielt er es für wenig sinnvoll, die Burg zu verlassen, um mit achtzig Rittern und zweihundertachtzig Knappen der mameluckischen Reiterarmee auf dem Schlachtfeld zu begegnen. Knapp vierhundert Mann gegen sieben- oder achttausend Reiter, das wäre zwar sehr mutig, aber auch ausgesprochen dumm.
Arn nickte nachdenklich, aber meinte dann, mehr zu sich selbst, dass es, wenn die feindliche Armee auf dem Weg nach Jerusalem durch Gaza ziehen würde, nicht mehr darum gehen könne, was dumm, klug oder mutig sei. Dann gebe es nur einen Weg. Also müsse man auf eine lange und blutige Belagerung hoffen. Denn wie so ein Kampf auch enden würde, so hätte man doch Jerusalem gerettet. Einen wichtigeren Auftrag könne es für einen Templer nicht geben.
Aber wenn Saladin direkt gegen Jerusalem ziehe, würde es nur zwei Möglichkeiten geben: den Tod oder die Rettung durch ein Wunder des Herrn.
Daher müsse man für eine lange Belagerung beten, trotz allem Grauen, das diese mit sich brächte.
Zwei Tage später ritt Armand de Gascogne zum ersten Mal als Confanonier in einer Reiterschwadron, die vom
Burggrafen selbst angeführt wurde. Sie ritten am Meer entlang gen Süden und Al Arish, eine Formation von fünfzehn Rittern und einem Knappen. Laut den Beduinenspionen hatte sich Saladins Armee in Bewegung gesetzt, sich jedoch geteilt, sodass sich eine Abteilung nach Norden die Küste entlang bewegte und die andere im Bogen über den Sinai zog. Es war schwer nachzuvollziehen, was hinter diesem Manöver steckte, aber die Angaben mussten in jedem Fall überprüft werden.
Sie ritten zu Anfang so, dass sie im Westen den Strand sehen konnten und auch einen weiten Blick über den Strand im Südwesten hatten. Aber da sie dabei das Risiko liefen, hinter die Linien des Feindes zu geraten, befahl Arn bald eine Kursänderung, und sie ritten nach Osten in den inneren und bergigeren Teil des Küstenlandes. Hier verlief die Karawanenstraße, wenn die Küstenstrecke aufgrund von Stürmen unpassierbar war.
An der Karawanenstraße änderten sie erneut die Richtung und hielten sich in einer Höhe, in der sie die unterhalb verlaufende Landstraße weithin überblicken konnten. Als sie um eine Biegung kamen und die Straße unter ihnen hinter einem riesigen Felsblock verschwand, stießen sie plötzlich auf den Feind.
Die beiden Seiten entdeckten einander gleichzeitig und waren gleichermaßen überrascht. Unten auf der Straße zog eine Reiterarmee in einer Kolonne von jeweils vier Pferden nebeneinander, so weit das Auge reichte.
Arn hob die Hand und gab das Signal, sich zum Angriff zu formieren. Alle sechzehn Reiter stellten sich mit Blick zum Feind nebeneinander auf. Sie gehorchten Arn blitzschnell, warfen ihm aber auch fragende und unruhige Blicke zu. Schon jetzt hatten sie mindestens zweitausend ägyptische Reiter mit gelben Fahnen im Blick. Die feindlichen
Kriegsgewänder leuchteten wie Gold in der Sonne. Es war eine Armee aus Mamelucken, den besten Reitern und Soldaten der Sarazenen.
Als die Templer auf
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