Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
alles andere als unfreundlich. Aber dann scheuchte sie die beiden Cecilien fort wie zwei Gänse.
Es gab zwei Sorgen, die Mutter Rikissa den anderen in Gudhem vorenthielt. Die eine betraf ein bevorstehendes großes Ereignis, das zumindest für Cecilia Blanka eine große Veränderung mit sich bringen würde. Die andere betraf die Geschäfte Gudhems, aus denen Mutter Rikissa nicht klug wurde.
Gudhem war bereits jetzt ein reiches Kloster, obwohl die Kirche erst vor einem knappen Mannesalter geweiht worden war; damals hatten sich die ersten Schwestern hier niedergelassen. Aber vom Wert des Grundbesitzes allein wurde niemand satt. Der Grundbesitz musste in Essen, Getränke, Kleider und Neubauten verwandelt werden. Was die Erde hervorbrachte, kam aus nah und fern nach Gudhem: Tonnen mit Getreide, Wolle in Ballen, gesalzener Hering, getrockneter Dorsch, Mehl, Bier und Früchte. Ein kleiner Teil dieser Waren wurde in Gudhem verbraucht, der größere auf verschiedenen Märkten, hauptsächlich in Skara, verkauft und in Silber verwandelt. Mit diesem Silber wurden dann die Arbeiter aus fernen Ländern bezahlt, die an der Bauhütte des Klosters beschäftigt waren. Nur allzu oft geschah es, dass der Verkauf stockte und in der Silbertruhe des Klosters Ebbe herrschte. Das war Mutter Rikissas ständiger Kummer, und wie sehr sie auch versucht hatte, sich mit der Verwaltung des Klosters vertraut zu machen, so hatte doch der Oeconomus - ein Domherr aus Skara, den Bischof Bengt als ungeeignet für kirchliche Arbeit befunden hatte, der
aber durchaus über Geschäftssinn verfügte - immer eine Antwort auf ihre misstrauischen Fragen parat. Falls die Ernte gut war, dann war es eben schwer, viel Brotgetreide auf einmal loszuschlagen. War die Ernte schlecht, dann sollte mit dem Verkauf gewartet werden, bis die Preise gestiegen waren. Außerdem war es wichtig, nicht alles auf einmal zu veräußern, sondern den Verkauf über das ganze Jahr zu verteilen. Jetzt im Herbst ließ die Pacht, die dem Kloster zustand, die Speicher fast überquellen. Am Ende des Sommers jedoch waren sie vollkommen leer. Der Oeconomus behauptete, dass das so sein müsse.
Mutter Rikissa hatte versucht, mit Pater Henri, dem Abt von Varnhem, über dieses Problem zu sprechen. Dieser war ihr Vorgesetzter, da es sich bei Gudhem um ein Filialkloster von Varnhem handelte. Aber Pater Henri hatte ihr keinen Rat geben können. Zwischen Männerund Frauenklöstern bestünden große Unterschiede, erklärte er mit bekümmerter Miene. In Varnhem verdiene man das Silber auf direktem Wege, und zwar durch unterschiedlichste Arbeiten. Varnhem besaß etwa zwanzig Steinbrüche, in denen Mühlsteine hergestellt wurden. Schmieden fertigten alles von Ackerbaugeräten bis hin zu Schwertern für den Adel. Indem man alle Bauarbeiten selbst ausführte, sparte man sich die entsprechenden Ausgaben. Auch Gudhem müsse sich eigene Silbereinnahmen verschaffen, hatte Pater Henri gemeint. Das war leichter gesagt als getan.
Als Cecilia Blanka von den schadhaften Mänteln der Gäste erzählt hatte, war Mutter Rikissa eine Idee gekommen, die sie später übrigens immer als ihre eigene verkaufen sollte. In Gudhem wurde nicht nur Wolle gesponnen und gewebt, es wurde auch Leinen geerntet, eingeweicht, getrocknet, gebrochen, geschwungen, gekämmt, gesponnen
und gewebt, von der Pflanze bis zum fertigen Tuch. Schwester Leonore, die sich um die Gärten von Gudhem kümmerte, kannte sich im Färben von Tuchen aus. Von diesen Kenntnissen machte sie jedoch nie Gebrauch, da man in Gudhem Verwendung nur für Schwarz, nicht jedoch für prunkvolle, weltliche Farben hatte.
Der Gedanke geht der Handlung voraus wie die Morgenröte dem Tag, und Mutter Rikissa begann sofort mit dem Neuen. Als sie vom Totenmahl im Hospitium zurückkehrte, das so kurz war, wie es nur ein Totenmahl mit Siegern und Besiegten sein konnte, trug sie zwei abgetragene und nachlässig reparierte Mäntel mit sich, einen roten und einen blauen. Sie hatte Wert darauf gelegt, einen Mantel von jeder Seite zu bekommen.
Die neue Arbeit war ein Hoffnungsstrahl für Gudhem, und darauf hatte Mutter Rikissa auch gerechnet. Außer dem Kummer mit dem Silbergeld schien ihr an etwas anderem gelegen zu sein, was sie niemandem anvertraut hatte. Sie wollte die Jungfrauen dazu bringen, ihre Feindschaft beizulegen.
Den Jungfrauen sollte die Hauptverantwortung für die neue Arbeit übertragen werden. Das passte Mutter Rikissas heimlichem Plan ausgezeichnet. Die
Weitere Kostenlose Bücher