Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
der Anhöhe die Angriffsposition eingenommen hatten, erklangen auch aus dem Tal Befehle. Hufe klapperten, als sich die Ägypter darauf vorbereiteten, der Attacke zu begegnen. Ihre berittenen Bogenschützen eilten ins erste Glied.
Arn saß schweigend im Sattel und betrachtete den übermächtigen Feind. Es wäre ihm nicht im entferntesten in den Sinn gekommen, den Angriff zu befehlen, da dieser nur zum Verlust von fünfzehn Rittern und einem Knappen führen würde, ohne dass durch dieses Opfer etwas gewonnen gewesen wäre. Aber er wollte auch nicht fliehen.
Die Mamelucken schienen ebenfalls zu zögern. Von unten sahen sie nur sechzehn Feinde, die leicht zu besiegen waren. Aber da diese sich nicht bewegten und die Gegner gelassen betrachteten, musste es sich um mehr als diese sechzehn Reiter handeln. Außerdem war schon von Weitem zu sehen, dass es die fürchterlichen Ritter mit dem roten Kreuz waren, der Schrecken der Ungläubigen. Die Mamelucken, die Armands Kommandantenfahne bemerkt haben mussten, konnten nur annehmen, dass es sich um eine Falle handelte. Lediglich sechzehn zeigten sich, aber die Kommandantenfahne ließ auf eine weitaus größere Formation schließen, vielleicht fünf- oder sechshundert solcher Reiter, die sich bereithielten, falls man auf die sechzehn Lockvögel hereinfiel.
Sich unterhalb einer angreifenden fränkischen Reiterarmee zu befinden war das Schlimmste, was sich die Sarazenen vorstellen konnten. Bald hallten neue Befehle zwischen den Felsen wider, und die ägyptische Armee trat
den Rückzug an. Gleichzeitig schickte man fächerförmig Späher in die Berge, um die Haupttruppe des Feindes zu lokalisieren.
Da gab Arn den Befehl, kehrtzumachen, wieder in geschlossener Formation zu reiten und im Schritttempo abzuziehen. Langsam verschwanden die sechzehn Reiter aus dem Blickfeld ihrer verwunderten Feinde.
Sobald die Schwadron außer Sicht war, befahl Arn, im schnellen Trab nach Gaza zu reiten. Als sie sich der Stadt näherten, waren bereits alle Straßen von Flüchtlingen verstopft, die in Gaza Schutz suchten. Im Osten stiegen in der Ferne mehrere schwarze Rauchsäulen auf.
Der Krieg hatte endlich begonnen.
IV
D ER KRIEG WAR ENDLICH VORBEI. Aber Cecilia Rosa und Cecilia Blanka mussten erfahren, dass ein beendeter Krieg nicht gleichbedeutend mit Ordnung und Frieden war. Ein Krieg ließ sich nicht im Handumdrehen abschließen. Ein Krieg endete nicht, indem der letzte Mann auf dem Schlachtfeld fiel. Auch für den Sieger bedeutete ein beendeter Krieg nicht sofortiges Glück und sofortigen Frieden.
Eines Nachts im zweiten Monat nach der Schlacht auf den Blutäckern bei Bjälbo, als die ersten Herbststürme an den Fenstern und Dachschindeln von Gudhem rüttelten, kam ein Trupp Reiter und holte eilig die fünf Sverkertöchter, die sich unter den Familiaren befanden. Es wurde gemunkelt, dass sie zu Verwandten in Dänemark fliehen wollten. Wieder einige Zeit später kamen drei neue Jungfrauen von der besiegten Seite, um in Gudhem außer Reichweite der siegreichen Folkunger und Eriker Asyl zu suchen.
Mit ihnen gelangten Neuigkeiten über das, was draußen in der Welt geschah, ins Kloster. Von der letzten Sverkertochter erfuhren alle in Gudhem, dass König Knut Eriksson, denn so wurde inzwischen von ihm gesprochen, mit seinem Jarl Birger Brosa ins mächtige Linköping gezogen war. Die Stadt hatte sich ihm unterworfen und seine Bedingungen für einen Frieden angenommen.
Für die beiden Cecilien war dies Anlass zu großer Freude. Cecilia Blankas Verlobter war jetzt wirklich König, und Cecilia Rosas geliebter Onkel war Jarl. Alle Macht im Reich lag nun in ihren Händen, zumindest alle weltliche Macht. An diesem hellen Himmel türmte sich jedoch eine große, schwarze Wolke auf. Denn König Knut schien nicht die Absicht zu haben, seine Verlobte Cecilia Ulvsdotter in Gudhem abzuholen.
In der Welt der Männer war nichts sicher. Eine Verlobung konnte gelöst werden, weil einer der Männer gesiegt hatte. Bei ihrem Machtkampf schien alles möglich. Es konnte passieren, dass sich siegreiche Familien durch Heirat enger verbündeten. Denkbar war aber auch, dass sie eine Heirat mit den Verlierern erwogen, um den Frieden zu sichern. Ganz sicher war nur, dass die unmittelbar betroffenen Jungfern häufig als allerletzte davon erfuhren.
Diese Ungewissheit zehrte an Cecilia Blanka. Das Gute daran war jedoch, dass sie sich ihres Sieges nicht sicher war. Sie äußerte den unglücklichen Schwestern der
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