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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden.
    »Ulvhilde, meine kleine Freundin«, flüsterte Cecilia Rosa heiser. »Denk daran, dass es auch mich hätte treffen können und dass wir beide daran nicht die geringste Schuld tragen. Ich möchte deine Freundin sein und dich trösten. Es ist nicht so leicht, in Gudhem zu leben, und Freunde sind hier mehr vonnöten als alles andere.«

    Frau Helena Stenkilsdotters Kampf gegen den Tod währte lange. Zehn Tage brauchte sie zum Sterben, und die meiste Zeit war sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Dieser Umstand machte es Mutter Rikissa schwer, die den verschiedensten Leuten Nachrichten zukommen lassen musste.
    Für Frau Helena genügte kein gewöhnliches Begräbnis in Gudhem. Sie war königlichen Geblüts und mit Männern aus den Geschlechtern der Folkunger und der Eriker verheiratet gewesen. Hätte der Krieg bereits länger
zurückgelegen, dann hätte man sie mit einem großen Gefolge zu Grabe getragen. Doch die Erinnerung an die Blutäcker bei Bjälbo waren noch frisch, und so kam nur eine kleine und sehr verbitterte Schar. Die Gäste waren bereits mehrere Tage vor Frau Helenas Tod eingetroffen und hatten im Hospitium und anderen Gebäuden außerhalb der Klausur warten müssen, die Folkunger und Eriker für sich und die sverker’schen Leute für sich.
    Cecilia Blanka und Cecilia Rosa waren die einzigen Familiaren, die die Mauern verlassen durften, um am Grab zu singen. Das beruhte nicht auf einer etwaigen Verwandtschaft, sondern lag daran, dass sie die schönsten Stimmen in Gudhem besaßen.
    Bischof Bengt war aus Skara gekommen, um am Grab zu beten. Er stand in seinem hellblauen, goldbestickten Bischofsornat da und schien sich an seinem Hirtenstab festzuklammern. Ihm gegenüber hatten sich die Angehörigen des sverker’schen und des stenkil’schen Geschlechts in roten, schwarzen und grünen Mänteln aufgereiht, auf der anderen Seite die Eriker in goldfarbenen und himmelblauen Gewändern sowie die Folkunger, deren Kleidung ebenfalls blau, aber mit Silber besetzt war. Vor dem Friedhof standen zwei Reihen von Lanzen, an denen die Schilde befestigt waren: der Löwe der Folkunger, die drei Kronen Eriks, der schwarze sverker’sche Greif und der stenkil’sche Löwenkopf. Ein Teil der Schilde wies immer noch deutliche Spuren von Schwertklingen und Lanzenspitzen auf. Auch einige Umhänge der Gäste waren beschädigt und voller Blutspuren.
    Die zwei Cecilien gaben beim Gesang der Kirchenlieder ihr Bestes und verschwendeten keinen Gedanken an eventuelle Streiche, denn sie gedachten Frau Helena mit Respekt und Wertschätzung.

    Als der Gesang beendet und Frau Helena in die schwarze Erde hinabgelassen worden war, mussten die Cecilien und die Schwestern rasch wieder hinter die Klostermauern verschwinden. Zum Totenmahl, das im Hospitium stattfinden sollte, waren nur Bischof Bengt, Mutter Rikissa und die weltlichen Gäste geladen, die sich jetzt zwangsläufig noch näher kommen würden als auf dem Friedhof. Dort hatten alle deutlich zu verstehen gegeben, dass sie auf weitere Annäherungen keinerlei Wert legten.
    Als Bischof Bengt und sein Dompropst sich in Bewegung setzten, um die Prozession zum Hospitium anzuführen, folgten ihnen die weltlichen Gäste unwillig und mit unverhohlener Feindseligkeit. Die Eriker gingen als Erste. Sobald die sverker’schen Leute dies bemerkten, eilten sie voran, um wenigstens noch den Folkungern zuvorzukommen. In dumpfem Schweigen setzte sich der farbenfrohe Zug zum Gästequartier am Nordrand von Gudhem in Bewegung.
    Die beiden Cecilien verweilten etwas, um die Kleiderpracht und das Schauspiel zu betrachten. Als Mutter Rikissa das bemerkte, trat sie mit raschen Schritten auf sie zu, um sie zurechtzuweisen. Sie zischte ihnen unfreundlich zu, was sich für christliche Jungfern schicke und was nicht, dass sie gefälligst nicht so starren sollten, sondern schleunigst hinter die Klostermauern zu verschwinden hätten.
    Cecilia Blanka erwiderte milde - so milde, dass es sie selbst erstaunte -, dass sie etwas gesehen habe, was sowohl dem Frieden als auch Gudhem nützen könne. Viele Mäntel der Gäste wiesen noch Spuren des Krieges auf, die man doch gut in Gudhem beseitigen könne. Anfangs wirkte es so, als würde Mutter Rikissa einen ihrer Wutausbrüche bekommen, doch dann schien ihr plötzlich
etwas einzufallen. Sie drehte sich um und schaute dem griesgrämigen Zug der Gäste hinterher.
    »Ich glaube wirklich, dass auch ein blindes Huhn einmal ein Korn findet«, sagte sie nachdenklich und

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