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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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gegnerischen Seite gegenüber keine harten Worte. Und Cecilia Rosa verhielt sich ebenso. Sie legten keinen Hochmut an den Tag, triumphierten nicht und verhöhnten niemanden.
    Die Haltung der beiden jungen Frauen beschwichtigte die Gefühle in Gudhem, und Mutter Rikissa, die manchmal viel klüger war, als zumindest die beiden Cecilien ahnten, erkannte eine Möglichkeit, die Gemüter zu besänftigen. Unter anderem änderte sie die Regeln, die das Gespräch im Claustrum lectionis, bei den Steinbänken im nördlichen Teil des Kreuzganges, betrafen. Bisher war hier nur lustlos aus den wenigen Schriften, die es in Gudhem gab, vorgelesen worden, oder man hatte zur Erbauung
der weltlichen Jungfrauen Gespräche über Sünde und Strafe geführt. Nun aber lud Mutter Rikissa im Spätsommer mehrmals Frau Helena Stenkilsdotter zu diesen Gesprächen ein. Sie sollte die Jungfrauen an ihrem großen Wissen über Machtkämpfe teilhaben lassen und an ihren noch größeren Erkenntnissen darüber, wie sich Frauen in solchen Fragen zu verhalten hatten.
    Frau Helena war nicht nur von königlichem Geblüt und reich, sie hatte in ihrem Leben auch fünf oder sechs Könige, drei Ehemänner und viele Kriege erlebt. Was sie nicht über das Los der Frau wusste, brauchte man auch nicht zu wissen.
    Vor allem schärfte sie ihren Schülerinnen ein, dass man, so lange es ging, zusammenhalten musste. Eine Frau, die ihre Feinde und Freunde nach dem wechselhaften Kriegsglück der Männer wählte, stand zum Schluss ganz allein und nur von Feinden umgeben da. Wer über eine Schwester triumphierte, die gerade eine Niederlage erlitten hatte, sei eine dumme Gans, denn das nächste Mal konnte die Sache ebenso gut gegenteilig ausgehen. So angenehm es sein mochte, zur siegreichen Seite zu gehören, genauso schrecklich war es, zu den Verlierern zu zählen. Würde man nur so alt wie sie selbst, meinte Frau Helena, dann erlebe man den angenehmen Sieg und die schwarze Niederlage viele Male aufs Neue.
    Wenn die Frauen nur klug genug gewesen wären, in dieser Welt besser zusammenzuhalten, wie viele unnötige Kriege hätten sich dann nicht verhindern lassen? Und wenn die Schwestern sich ohne vernünftigen Grund hassten, könnte das nicht später einmal viele unnötige Opfer fordern?
    Frau Helena hatte bei ihren ersten beiden Besuchen über dieselben Dinge gesprochen. Aber beim dritten Mal
wurde sie so deutlich, dass ihr junges Publikum erst erbleichte, um dann angestrengt nachzudenken.
    »Lasst uns mit dem Gedanken spielen, was alles passieren könnte«, meinte sie. »Wir denken uns zum Beispiel, dass du, Cecilia Blanka Ulvsdotter, die Gemahlin von König Knut wirst. Und dann stellen wir uns vor, dass du, Helena Sverkersdotter, bald einen der Verwandten des seligen Königs Sverker in Dänemark heiratest. Welche Bedeutung hat es, ob ihr euch liebt oder hasst? Ich will es euch sagen. Für viele eurer Verwandten bedeutet das den Unterschied zwischen Leben und Tod. Es kann den Unterschied zwischen Krieg und Frieden bedeuten.«
    Sie machte eine kurze Pause und setzte sich schwer atmend zurecht, während sie mit ihren kleinen, roten Augen ihre jungen Zuhörerinnen anschaute, die stocksteif dasaßen und mit keiner Miene zu erkennen gaben, ob sie sie verstanden hatten, ihr zustimmten oder Einwände hatten. Nicht einmal Cecilia Blankas Gedanken ließen sich erraten. Sie fand, dass Helena Sverkersdotter zumindest die drei Schläge mit der Geißel verdiente, die sie einst selbst ausgeteilt hatte.
    »Ihr seht alle aus wie Gänse«, fuhr Frau Helena nach einer Weile fort. »Ihr glaubt, dass das, was ich sage, das Evangelium ist, also das Übliche: Man soll friedfertig sein und sich nicht so schwerer Sünden wie Zorn und Hass schuldig machen, man soll seinen Feinden vergeben, die uns ebenfalls vergeben mögen, man soll seine andere Backe hinhalten und alles Weitere, was man euch in Gudhem in eure kleinen, leeren Schädel hämmern will. Aber so einfach ist das nicht, meine jungen Freundinnen und Schwestern. Ihr glaubt, dass ihr überhaupt keine Macht habt, dass Macht nur im Schwertgriff und in der Lanzenspitze sitzt, aber da irrt ihr euch gründlich. Deswegen
springt ihr auch wie ein Gänseschwarm über den Hof, mal hierhin, mal dorthin, mal ist der eine der Feind, dann wieder ein anderer. Kein Mann mit Sinn und Verstand, und möge die Jungfrau Maria ihre schützende Hand über euch halten, dass ihr alle einmal solche Männer bekommt, kein Mann mit Sinn und Verstand wird es

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