Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
ab, und die Pferde wurden zu den Koppeln geführt. Der Erzbischof wandte sich Mutter Rikissa zu, segnete sie und entließ sie dann mit einer Handbewegung, als verscheuchte er eine Fliege. Daraufhin ging auch er zu dem königlichen Zelt.
Mutter Rikissa klatschte in die Hände zum Zeichen dafür, dass alle Frauen, über die sie gebot, unverzüglich hinter die Mauern zurückkehren sollten.
Innerhalb der Klausur entstand eine Unruhe, die keine noch so strengen Regeln hätten verhindern können. Alle sprachen durcheinander, und die heiligen Schwestern der Jungfrau Maria unterhielten sich fast ebenso laut wie die weltlichen Jungfrauen.
Es war Zeit für die Andacht, und Mutter Rikissa versuchte mit Strenge die Ordnung wiederherzustellen und
alle in die Kirche zu bekommen. Während des Gottesdienstes beunruhigte es sie, dass Cecilia Rosa mit besonderer Inbrunst sang. Die Tränen liefen der inzwischen so gefährlichen jungen Frau die Wangen hinab. Alles war gekommen, wie Mutter Rikissa es befürchtet hatte.
Und alles war gekommen, wie Cecilia Rosa es gehofft, aber auch befürchtet hatte. Ihre liebe Freundin sollte ganz offensichtlich Königin werden, was sie mit großer Freude erfüllte. Sie selbst aber würde jetzt viele harte Jahre lang allein bleiben und ohne ihre Freundin auskommen müssen. Diese Tatsache erfüllte sie mit großer Trauer. Welches der beiden Gefühle überwog, wusste sie selbst nicht.
Hinter den Klostermauern verlief der Rest des Tages den ungewöhnlichen Ereignissen zum Trotz wie alle anderen. Dass der König auf seiner Eriksgata nach Gudhem kommen und dort verweilen würde, war eine Neuigkeit für alle Jungfrauen und Laienschwestern. Mutter Rikissa hatte davon seit mehreren Wochen gewusst, es aber für das Beste gehalten, nichts zu sagen - nicht einmal zu Cecilia Blanka, obwohl sie ihr einen Gruß des Königs hätte ausrichten sollen. Hätte sie das getan, dann hätte sich Cecilia nichts mehr von ihr sagen lassen und damit für große Unruhe bei allen anderen weltlichen Jungfrauen gesorgt.
Der König hatte auf seiner Eriksgata einen Umweg gemacht. Nachdem man Jönköping verlassen hatte, war man nach Eriksberg gezogen, dem Geburtsort des Königs. Hier war auch schon sein Vater, von dem jetzt immer öfter als dem heiligen Erik gesprochen wurde, zur Welt gekommen. Die Eriker hatten dort eine Kirche mit den schönsten Wandgemälden im ganzen Westlichen Götaland
erbaut. Für den König war dies der angenehmste Teil seiner Reise, denn hier lag das Stammland der Eriker.
Innerhalb der Mauern von Gudhem wusste niemand so genau, was draußen vorging, da hier nur Geräusche und Gerüche wahrzunehmen waren. Es war ein ständiges Kommen und Gehen und ein unentwegtes Hufgeklapper. Die Gerüche ließen darauf schließen, dass man begonnen hatte, die Schweine- und Rinderhälften zu braten. Im Vestiarium wurde kaum gearbeitet, da die Jungfrauen nur davon sprachen, was wohl vor den Mauern geschah. Trotz der angeregten Unterhaltung schien sich zwischen Cecilia Rosa und den anderen eine Kluft aufgetan zu haben. Jetzt trug sie als Einzige in Gudhem einen blauen Faden um das rechte Handgelenk, jetzt war sie allein unter den Sverkertöchtern. Etwas von der alten Feindseligkeit, vermischt mit Angst und Vorsicht, schien zurückzukehren, da sie die beste Freundin der werdenden Königin war.
Nach der Vesper sollte sich Mutter Rikissa zum Gastmahl außerhalb der Mauern begeben, und sie folgte den anderen daher nicht ins Refektorium, wo es Linsensuppe und Roggenbrot zum Abendessen gab. Kaum hatte jedoch die Priorin das Tischgebet gesprochen, da war Mutter Rikissa schon zurück und verbreitete Angst und Schrecken, da sie vor Zorn aschfahl im Gesicht war. Mit gerunzelter Stirn befahl sie Cecilia Rosa mitzukommen. Es schien, als erwarte Cecilia Rosa eine Bestrafung, schlimmstenfalls der Karzer.
Sie stand sofort auf und folgte Mutter Rikissa mit gesenktem Haupt, denn in ihr war statt Furcht eine Hoffnung erwacht. Ganz richtig ging Mutter Rikissa auch nicht auf den Karzer zu, sondern zur Pforte und von dort zum Hospitium, von wo frohe Stimmen und der Lärm des Gastmahls zu hören waren.
Das Hospitium war so klein, dass nur die Ehrengäste darin Platz fanden. Am Eichentisch saßen der König, sein Jarl Birger Brosa, Erzbischof Stéphane und Bischof Bengt aus Skara und außerdem vier Männer, die Cecilia Rosa nicht kannte. Am Kurzende des Tisches hatte Cecilia Blanka in ihrem blauen, hermelinbesetzten Mantel mit den drei
Weitere Kostenlose Bücher