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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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Laienschwestern hatten jetzt zu Herbstanfang viel mit der Ernte zu tun. Außerdem kamen sie alle aus Familien, in denen sich niemand für den Kirchgang, zur Hochzeit oder beim Marktbesuch in den Familienfarben kleidete. Die Laienschwestern, die Konversinnen, die Mutter Rikissa mit unverhohlener Verachtung betrachtete, stammten aus armen Bauernfamilien. Man hatte sie nicht verheiraten können und deshalb ins Kloster geschickt. Hier mussten sie für ihr Essen arbeiten, anstatt zu Hause bei ihren armen Vätern mehr zu kosten, als sie erwirtschaften konnten. Die
Laienschwestern waren in ihrem ganzen Leben nie auch nur in die Nähe eines Folkunger- oder Sverkermantels gekommen. Also musste diese neue Arbeit ganz und gar von den Ordensschwestern und den mehr oder minder zeitweiligen Gästen unter den Familiaren ausgeführt werden, den zwei Cecilien und den Sverkertöchtern.
    Bald zeigte es sich jedoch, dass das für Gudhem keine leichte Aufgabe war. Viele Versuche missglückten, aber trotz aller Rückschläge wurden die Jungfrauen immer eifriger. Sie hatten eine Eile, die fast unpassend erscheinen mochte. Wenn Mutter Rikissa an ihrer Werkstatt vorbeiging, hörte sie Reden, die sich in einem geweihten Haus wirklich nicht schickten. Doch sie sagte sich, dass die Ordnung schon früh genug wiederhergestellt werden würde. Vor dem großen Ereignis wäre es jedoch unklug gewesen, bei den Jungfrauen zu hart durchzugreifen.
    Ulvhilde Emundsdotter hatte die anderen dazu überredet, gemeinsam ein Tuch aus Wolle und Leinen zu weben. Ein Mantel aus reinem Leinen war zu schlottrig, einer aus Wolle dagegen zu dick und zu schwer und hatte außerdem keinen vernünftigen Fall. Es war jedoch nicht ganz einfach, einen solchen Stoff herzustellen. Wenn der Wollfaden zu lose gesponnen wurde, war der Stoff zu flauschig, wurde der Leinenfaden zu hart gesponnen, zog sich das Gewebe zusammen. All das musste umständlich erprobt werden.
    Überdies gab es Schwierigkeiten mit den unterschiedlichen Farbproben, beispielsweise mit der Farbe Rot. Die Jungfrauen nahmen es sehr genau damit, exakt den richtigen Farbton zu treffen. Der Saft von roten Beten war beinahe lila und außerdem zu hell, der Farbstoff des Johanniskrauts war ebenfalls zu hell und changierte ins Bräunliche. Letzterer ließ sich aber mit Erlenwurzel mischen
und wurde dann dunkler. Schließlich kam zwischen den vielen Tontiegeln von Schwester Leonore die richtige rote Farbe zum Vorschein.
    Sie hatten also viel Arbeit, ohne dass auch nur ein einziger Mantel fertig geworden wäre. Dann tauchte die Frage auf, wie die Mäntel gefüttert werden und woher die Felle dafür kommen sollten. Wintereichhörnchen, Marder und Füchse wuchsen nicht auf Bäumen. Statt also Silber einzubringen erforderte die neue Arbeit vorerst noch Ausgaben. Der Oeconomus, dem Mutter Rikissa nach reiflicher Überlegung befahl, nach Skara, schlimmstenfalls auch nach Linköping zu fahren, um Felle zu kaufen, jammerte wegen der Ausgaben. Er hielt es für gewagt, so viel Silber auf etwas zu verwenden, von dem man nicht wusste, ob man es verkaufen konnte. In jedem Fall würde viel Zeit zwischen Ausgaben und Einnahmen vergehen. Mutter Rikissa erwiderte, dass sich das Silber in einer Truhe schließlich auch nicht vermehre. Das geschehe erst dann, wenn man etwas damit unternehme. Darauf erwiderte der Oeconomus säuerlich, dass man dabei ebenso gut verlieren wie gewinnen könne. Vielleicht hätte sich Mutter Rikissa sein Gejammer unter anderen Umständen mehr zu Herzen genommen. Aber in Anbetracht dessen, was dem Kloster bald bevorstand, hielt sie die Zufriedenheit der Jungfrauen für genauso wichtig wie eine Truhe voller Silber.

    Vorbote des großen Ereignisses war eine Reihe von Ochsengespannen aus Skara. Sie kamen an einem windstillen und klaren Herbsttag und wurden wie selbstverständlich willkommen geheißen, obwohl die Ladung aus Zelttuch, Bauholz, einigen Rinder- und Schweinehälften sowie
Bierfässern, Met und sogar einigen Fässern Wein aus Varnhem bestand. Zum Gefolge gehörten Köche und Arbeiter. Sie errichteten vor den Mauern von Gudhem ein Zeltlager, und ihre Hammerschläge, ihr Lachen und ihre rüden Worte waren auch innerhalb der Klausur gut zu hören.
    Hinter den Klostermauern summte es unter den Konversinnen und weltlichen Jungfrauen vor Gerüchten wie in einem Bienenstock. Einige glaubten ganz einfältig, dass es wieder Krieg geben und dass ein Heer kommen würde, um Gudhem zur Burg der Feinde zu machen.

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