Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
Kronen Platz genommen.
Mutter Rikissa stieß Cecilia Rosa unsanft vor sich her und zwang sie mit festem Druck im Nacken zu einer Verneigung vor den Herren, als könne sie dies nicht allein. Knut Eriksson runzelte die Stirn und warf Mutter Rikissa einen strengen Blick zu, dem sie jedoch keine Beachtung schenkte. Dann hob er die Rechte, und alle im Saal verstummten.
»Wir begrüßen Euch hier bei unserem Gastmahl in Gudhem, Cecilia Algotsdotter«, sagte er und schaute Cecilia Rosa freundlich an. Dann fuhr er mit einem weniger freundlichen Blick auf Mutter Rikissa fort: »Wir laden Euch gerne ein, da es der Wunsch unserer Verlobten ist, und da wir Mutter Rikissa zu unserem Mahl laden können, wenn es uns gefällt, darf unsere Verlobte Euch einladen.«
Dann deutete er auf einen freien Platz neben Cecilia Blanka, und Mutter Rikissa führte Cecilia Rosa mit einem harten Griff durch den Saal, als wisse diese nicht selbst, wie sie zu gehen habe. Als sie sich gesetzt hatte, riss ihr Mutter Rikissa wütend den blauen Faden vom Handgelenk, drehte sich rasch um und ging zu ihrem Platz am anderen Ende der Tafel.
Mutter Rikissas verächtliche Behandlung des blauen Fadens entging niemandem im Saal, und ein verlegenes Schweigen trat ein. Die Cecilien nahmen sich unter dem Tisch tröstend bei der Hand. Alle sahen, dass Mutter Rikissas Verhalten den König ärgerte.
»Wenn Ihr, Mutter Rikissa, etwas gegen blaue Fäden habt, dann werdet Ihr Euch heute Abend in unserer Gesellschaft vielleicht nicht wohlfühlen?«, fragte er verdächtig milde und deutete bereits auf die Tür.
»Wir haben unsere Regeln in Gudhem, die nicht einmal Könige ändern können, und in Gudhem tragen die Jungfrauen nicht die Farben ihrer Familie«, erwiderte Mutter Rikissa so schnell und furchtlos, dass es schien, als behielte sie damit das letzte Wort. Da schlug jedoch der Jarl Birger Brosa derart mit der Faust auf den Tisch, dass die Bierkrüge nur so schepperten. Es wurde still, als habe der Blitz eingeschlagen. Alle duckten sich, als er aufstand und auf Mutter Rikissa deutete.
»Ihr sollt wissen, Rikissa«, begann er mit einer Stimme, die leiser war, als die Anwesenden es erwartet hätten, »dass wir Folkunger auch unsere Regeln haben. Cecilia Algotsdotter ist eine liebe Freundin und außerdem mit einem sehr guten Freund von mir und dem König verlobt. Es ist wahr, dass sie zu einer harten Strafe verurteilt wurde, und zwar für eine Sünde, die viele von uns straflos begangen haben. Ihr sollt wissen, dass sie meiner Meinung nach zu uns gehört!«
Zum Schluss war seine Stimme lauter geworden. Jetzt ging er langsamen und entschlossenen Schrittes an der Tafel entlang und stellte sich hinter die zwei Cecilien. Während er Mutter Rikissa mit einem harten Blick bedachte, zog er seinen Mantel aus und hängte ihn vorsichtig, beinahe zärtlich Cecilia Rosa über die Schultern. Dann schaute er den König kurz an, und dieser nickte zustimmend. Anschließend ging er zurück an seinen Platz, nahm seinen Krug, trank den beiden Cecilien zu und setzte sich dann.
Die Unterhaltung kam nur schwer wieder in Gang. Die Köche trugen Hirsch- und Schweinebraten mit Weißbrot
und gesüßtem Gemüse auf und servierten dazu Bier, aber die Gäste aßen nur so wenig, wie die Höflichkeit es vorschrieb.
Die beiden Cecilien konnten nun nicht über all das sprechen, was ihnen besonders am Herzen lag. Das, was gemeinhin als Frauengeschwätz galt, schickte sich nicht für eine Tafel, an der die Stimmung gedrückt war. Mit sittsam gesenkten Köpfen saßen sie da und stocherten vorsichtig in ihrem Essen, das sie nach der langen Zeit der kargen Klosterkost eigentlich hätten verschlingen müssen.
Erzbischof Stéphane hatte von den Köchen ein eigenes Mahl erhalten, Lammeintopf mit Kohl. Im Unterschied zu den anderen Gästen trank er Wein. Er hatte sich während der Auseinandersetzung zwischen Mutter Rikissa und dem Jarl nicht von seinen weltlichen Genüssen abhalten lassen. Jetzt hob er sein Weinglas, betrachtete forschend die Farbe der Flüssigkeit, setzte es an die Lippen und verdrehte genüsslich die Augen.
»Als wäre ich zu Hause in der Bourgogne«, seufzte er, nachdem er sein Glas wieder hingestellt hatte. »Mon Dieu! Dieser Wein hat auf seiner langen Reise keinen Schaden genommen. Nun zu etwas anderem: Wie laufen eigentlich die Geschäfte mit Lübeck, Eure Majestät?«
Wie Erzbischof Stéphane trotz seiner unbeteiligten Miene erwartet hatte, leuchtete das Gesicht von Knut
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