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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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könnte.«
    »Aber wenn du mit dieser Hexe allein zurückbleibst …«, schniefte Ulvhilde.
    »Ich werde schon zurechtkommen. Denk an unser Geheimnis hier in Gudhem, das nur du, Schwester Leonore und ich kennen. Ist es nicht ein göttliches Wunder, wie stark die Liebe ist? Und ist es nicht ebenso großartig, welche Wunder die Heilige Jungfrau für die Menschen wirkt, die Glauben und Hoffnung nie verlieren?«
    Ulvhilde ließ sich ein wenig trösten, trocknete ihre Tränen mit den Handrücken und goss sich kühn noch einen Becher Met ein, obwohl sie schon mehr als genug getrunken hatte.
    Mit langen Schritten kam Cecilia Blanka zurück und knallte einen Lederbeutel auf den Tisch. Das Klimpern ließ keinen Zweifel daran, was der Beutel enthielt.
    »Zwei Handvoll ungefähr«, sagte Cecilia Blanka lachend. »Welche verwerflichen Ränke ihr auch immer geschmiedet habt, liebe Freundinnen, sorgt dafür, dass sie auch glücken!«
    Über diese freche, männliche Rede waren die beiden anderen zunächst etwas verblüfft, doch dann brachen sie alle drei in albernes Gekicher aus.

    Den Lederbeutel mit den hundert Silbermünzen versteckten sie in einer Spalte der Klostermauer und beschrieben die genaue Stelle Schwester Leonore. Die Kleider nähten sie eins nach dem anderen und gaben sie Schwester Leonore, die sie außerhalb der Mauern verwahrte.
    Im Spätsommer hatte Bruder Lucien noch einmal in Gudhem zu tun. Es gab bei der Ernte der Kräuter Dinge zu beachten, die Schwester Leonore noch nicht richtig beherrschte. Er hatte ein kleines Buch dabei, das er selbst abgeschrieben hatte. Dort ließ sich ein Großteil seines Wissens über Gartenbau nachlesen. Dieses Buch erhielt Cecilia Rosa mit dem Gruß eines Bruders in Gott, der mit ihr nie über sein Geheimnis gesprochen hatte, ihr aber gerne danken wollte.
    Als sich der Sommer seinem Ende zuneigte, die Äpfel ihre erste Süße bekamen, der Mond sich am Abend rot färbte, und die schwarze Erde feucht und schwer duftete, war Schwester Leonore ihr gesegneter Zustand deutlicher anzusehen als je zuvor. Eines Abends folgten ihr Cecilia Rosa und Ulvhilde zur Pforte, die zu den Gärten führte. Sie wussten alle drei, wo die Schlüssel versteckt lagen.
    Vorsichtig öffnete sie das Türchen, denn das Holz war verzogen und knarrte. Draußen im Mondschein wartete Bruder Lucien in seiner neuen, weltlichen Kleidung. In den Armen hielt er ein Bündel mit den Kleidern, die Schwester Leonore auf dem Weg ins Südliche Frankenreich tragen sollte, wenn sie vor ihrer Niederkunft überhaupt so weit kamen.
    Die drei Frauen umarmten sich eilig. Sie wünschten sich gegenseitig Gottes Segen, aber keine von ihnen weinte. Dann war Schwester Leonore im Mondschein verschwunden. Cecilia Rosa zog langsam und vorsichtig die
kleine Pforte zu, und Ulvhilde schloss leise ab. Sie gingen ins Vestiarium zurück und machten mit ihrer Arbeit weiter, als sei nichts geschehen, als sei Schwester Leonore an diesem Abend einfach etwas früher gegangen, obwohl so viel zu tun war.
    Schwester Leonore hatte sie jedoch für immer verlassen. Nach ihrer Flucht gab es viele Klagen und viele böse Worte, vor allen Dingen aber hinterließ sie eine große Leere, hauptsächlich bei Cecilia Rosa, die abwechselnd hoffte und fürchtete, dass sie bald zum zweiten Mal allein in Gudhem zurückbleiben würde.

VII
    H ERBST UND WINTER waren die Zeit der Ruhe und Genesung im Heiligen Land. Als müsse sich das Land selbst, in dieser Zeit, in der die feindlichen Heere nicht vorrücken konnten, wie viele seiner kriegerischen Bewohner von den Wunden erholen. Die Straßen nach Jerusalem verwandelten sich in Morast, in dem allzu schwere Wagen steckenblieben, und auf den kahlen und zugigen Hügeln vor der Stadt lag häufig schwerer und nasser Schnee, der zusammen mit dem schneidenden Wind eine Belagerung für die Belagerer unerträglicher gemacht hätte als für die Belagerten.
    In Gaza war der Regen mild, aber oft war das Wetter angenehm sonnig und kühl wie der skandinavische Sommer. Schnee war hier noch nie gefallen.
    Der Herbst und der Winter, die auf den wundersamen Sieg am Mont Gisard folgten, waren für den Burggrafen Arn de Gothia anfänglich von zwei Aufgaben ausgefüllt, die wichtiger waren als jede Alltagstätigkeit. Zum einen hatte er etwa hundert mameluckische Gefangene, die mehr oder minder übel zugerichtet waren, und zum anderen lagen im Nordflügel der Burg fast dreißig verletzte Ritter und Knappen.
    Zwei der Gefangenen konnte er nicht

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