Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
hatten. Die Nachricht davon war Cecilia Rosa und ihrer lieben Freundin Cecilia Blanka wie ein süßer Traum vorgekommen, während die Blutäcker für Ulvhilde der schlimmste Albtraum waren, den sie sich nur vorstellen konnte.
Inzwischen schien man außerhalb der Klostermauern vergessen zu haben, dass Ulvhilde in Gudhem lebte. Da von ihrer Verwandtschaft niemand übrig war, hatte sie keine Fürsprecher mehr, die für ihr Recht eintreten konnten. Und auch wenn im blutigen Durcheinander nur schwer zu durchschauen war, ob überhaupt Geld für Ulvhildes
Aufenthalt im Kloster gezahlt worden war, schien es wenig wahrscheinlich, dass Rikissa eine ihrer Verwandten an die Luft setzen würde.
Jetzt sei es an der Zeit, über all das Rechenschaft zu fordern, beendete Cecilia Rosa ihre Rede und streckte sich nach ihrem Metkrug aus, wobei sie mit dem Ellbogen auf der Tischkante ausrutschte. Alle lachten.
»Als deine Königin, aber auch als deine liebste Freundin, würde ich gern erfahren, worauf du eigentlich hinauswillst«, meinte Cecilia Blanka, nachdem sich die allgemeine Heiterkeit gelegt hatte.
»Ganz einfach«, erwiderte Cecilia Rosa. »Ulvhildes Vater starb, und ihre kleinen Brüder und ihre Mutter beerbten ihn. Als ihre Brüder später auf den Blutäckern umkamen, fiel ihrer Mutter auch deren Erbe zu. Dann starb schließlich Ulvhildes Mutter, und nun …«
»… steht das Erbe Ulvhilde zu!«, sagte die Königin hart. »Wie ich das Gesetz verstehe, ist das so. Ulvhilde, wie hieß der Hof, der gebrandschatzt wurde?«
»Ulfshem«, antwortete Ulvhilde verschreckt, denn von dem, was jetzt besprochen wurde, hatte ihr ihre liebe Freundin Cecilia Rosa nichts erzählt.
»Da wohnen inzwischen Folkunger, die Ulfshem als Kriegsbeute bekommen haben. Ich kenne sie«, sagte die Königin nachdenklich. »In dieser Sache wollen wir jetzt vorsichtig vorgehen, liebe Freundinnen, sehr vorsichtig, da wir schließlich gewinnen wollen. Die Gesetzeslage ist eindeutig: Ulvhilde ist die Erbin von Ulvshem. Aber die Gesetze decken sich nicht immer mit den Vorstellungen der Männer über das, was recht und billig ist. Ich kann euch nichts sicher versprechen. Aber es gelüstet mich wirklich, Ordnung in diese Sache zu bringen. Ich werde erst mit Torgny Lagman sprechen, dem obersten Richter
des Östlichen Götaland, der ebenfalls Folkunger ist und uns nahesteht. Er ist übrigens mit dem großen Torgny Lagman aus dem Westlichen Götaland verwandt. Dann werde ich mit Birger Brosa reden, und wenn das erledigt ist, nehme ich mir den König vor. Darauf habt ihr das Wort der Königin!«
Ulvhilde wirkte wie vom Blitz gerührt. Sie saß bleich, stocksteif und plötzlich vollkommen nüchtern da. Auch wenn sie nicht so durchtrieben war wie ihre beiden älteren Freundinnen, sah sie ein, dass sich ihr Leben wie durch Zauberei über Nacht ändern konnte.
Ihr nächster Gedanke war, dass sie vermutlich ihre liebe Freundin Cecilia Rosa würde verlassen müssen. Da kamen ihr die Tränen.
»Ich werde dich mit dieser Hexe Rikissa nicht allein lassen, besonders jetzt, wo Schwester Leonore …«, schluchzte sie. Cecilia Rosa unterbrach sie sofort, legte einen warnenden Finger auf die Lippen, setzte sich neben Ulvhilde und nahm sie in den Arm.
»Komm schon, meine liebe, kleine Freundin«, sagte sie tröstend. »Denk daran, dass ich mich von meiner lieben Cecilia Blanka auch einmal so trennen musste, und trotzdem sitzen wir drei jetzt als Freundinnen beisammen. Denk auch daran, dass wir alle jünger sind als Schwester Leonore jetzt, wenn wir uns draußen wiedersehen. Und erwähne bitte vor deiner Königin nichts mehr über die Sache mit Leonore.«
Cecilia Blanka räusperte sich daraufhin ironisch und verdrehte die Augen, um anzudeuten, dass sie vielleicht schon zu viel verstanden habe. Dann ging sie in ihre Gemächer, um, wie sie sagte, ein paar Silberlinge zu holen.
Während sie fort war, strich Cecilia Rosa der kleinen Ulvhilde übers Haar, die begonnen hatte zu weinen.
»Ich weiß, was du jetzt empfindest, Ulvhilde«, flüsterte Cecilia Rosa. »Ich habe das damals auch durchgemacht. An dem Tag, an dem ich erfuhr, dass Cecilia Blanka diesem von Gott verlassenen Ort den Rücken kehren würde, habe ich ihretwegen vor Glück geweint und meinetwegen vor Trauer, weil ich eine Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, allein sein würde. Aber diese Zeit ist keine Ewigkeit mehr, Ulvhilde. Sie ist lang, aber nicht so lang, dass ich ihr Ende nicht vor mir sehen
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