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Der Krieg am Ende der Welt

Der Krieg am Ende der Welt

Titel: Der Krieg am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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der Verwirrung auf ihn gestürzt hat. Queluz kann kämpfen, bei den Wettringen, die Hauptmann Oliveira veranstaltet, hat er sich immer hervorgetan. Der keuchende Atem des Mannes schlägt ihm heiß ins Gesicht, und er spürt seine Kopfstöße, während er ganz auf das Wichtigste konzentriert ist: seine Arme, seine Hände zu fassen, denn er weiß, daß die Gefahr nicht in diesen Kopfstößen liegt, auch wenn sie wie Steinschläge kommen, sondern in dem Jagdmesser, das in einer seiner Hände sein muß. Und tatsächlich spürt er, während er die Handgelenke des anderen findet und packt, eine geschliffene Stahlspitze seine Hose aufschlitzen und seinen Schenkel hochstreichen. Während er seinerseits Kopfstöße verpaßt, beißt und beschimpft, kämpft er mit aller Kraft, um diese Hand, von der die Gefahr kommt, festzuhalten, abzubiegen, umzudrehen. Er weiß nicht, wie viele Sekunden oder Minuten oder Stunden ihn das kostet, aber mit einemmal merkt er, daß der Verräter an Kraft und Angriffslust verliert, daß der Arm, den er im Griff hat, unter seinem Druck nachgibt. »Jetzt hat’s dich erwischt«, höhnt ihn Queluz, »es ist aus mit dir, Verräter.« Ja, obwohl er immer noch beißt, Fußtritte und Kopfstöße austeilt, erlischt der Jagunço allmählich, gibt auf. Endlich fühlt Queluz seine Hände frei. Mit einem Ruck strafft er sich, packt sein Gewehr, hebt es hoch, will ihm das Bajonett in den Bauch rammen und sich darauf fallen lassen, als er – es ist schon nicht mehr Nacht, sondern früher Morgen – das verschwollene, von einer abscheuerregenden Narbe zerteilte Gesicht sieht. Mit hocherhobenem Gewehr denkt er: Pajeú. Blinzelnd, keuchend, die Brust zerspringend vor Erregung, schreit er: »Pajeú? Bist du Pajeú?« Er ist nicht tot, er hat die Augen offen, er sieht ihn an. »Pajeú?« schreit er, verrückt vor Freude. »Also habe ich dich eingefangen, Pajeú?« Der Jagunço, obwohl er ihn anblickt, geht nicht auf ihn ein. Er versucht, das Jagdmesser zu heben. »Möchtest wohl immer noch kämpfen?« spottet Queluz und tritt ihm auf die Brust. Nein, auf ihn hat er es nicht abgesehen, er versucht ... »Also dich willst du töten, Pajeú?« lacht Queluz und schlägt ihm mit einem Fußtritt das Jagdmesser aus der schlaffen Hand. »Das steht nicht dir zu, Verräter, sondern uns.«
    Pajeú lebend zu fangen ist eine noch größere Ruhmestat, als ihngetötet zu haben. Queluz betrachtet das Gesicht des ehemaligen Cangaceiro: von ihm, Queluz, ist es so geschwollen, zerkratzt, zerbissen. Und außerdem hat er einen Schuß im Bein, denn seine Hose ist voll Blut. Er kann es einfach nicht glauben, daß Pajeú vor seinen Füßen liegt. Er dreht sich nach dem anderen Jagunço um, und während er ihn sieht, die Beine abgespreizt und sich den Bauch haltend, vielleicht noch nicht tot, bemerkt er mehrere Soldaten, die auf ihn zukommen.
    Wie wild macht er ihnen Zeichen: »Pajeú! Pajeú! Ich habe Pajeú geschnappt!«
    Als die Soldaten Pajeú ins Lager schleppen, nachdem sie ihn berührt, berochen, besichtigt und noch einmal berührt, ihm unter der Hand auch ein paar Fußtritte versetzt haben, aber nicht viele, da sie sich einig sind, daß es besser ist, ihn Oberst Madeiros lebend zu bringen, wird Queluz ein triumphaler Empfang zuteil. Wie ein Lauffeuer breitet sich die Nachricht aus, er habe einen von zwei Banditen getötet, die ihn angegriffen hätten, und Pajeú gefangengenommen, und alle kommen gelaufen, um ihn zu sehen und zu beglückwünschen, ihn auf den Rücken zu klopfen und zu umarmen. Es regnet freundschaftliche Kopfnüsse, eine Feldflasche wird ihm gereicht, ein Leutnant zündet ihm eine Zigarette an. Er ist so überwältigt, daß ihm die Tränen kommen. Das sei, stottert er, weil Leopoldinho ihm so leid täte, aber in Wirklichkeit sind es diese Augenblicke des Ruhms, die ihm das Wasser in die Augen treiben.
    Oberst Madeiros wünscht ihn zu sehen. Während Queluz wie in France zum Befehlsstand geht, hat er den Wutanfall des Oberst am Tag zuvor vergessen, der sich in Strafen, Tadel, Verweisen, selbst an die Adresse von Majoren und Hauptleuten, niedergeschlagen hat: ein Wutanfall aus Enttäuschung darüber, daß die Erste Brigade nicht an dem Sturmangriff am Morgen beteiligt sein sollte, dem letzten, wie alle glaubten, der es den Patrioten erlauben würde, alles zu besetzen, was noch im Besitz der Verräter ist. Es hieß sogar, Oberst Madeiros hätte Krach mit General Oscar gehabt, weil der nicht erlaubt hatte, daß die Erste

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