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Der Krieg am Ende der Welt

Der Krieg am Ende der Welt

Titel: Der Krieg am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Satz aufzuschreiben, der nicht verlorengehen durfte. Die Augen geschlossen, in seine Vision vertieft, fügte der Ratgeber hinzu: »Vier Brände werden kommen. Die ersten drei werde ich löschen, den vierten lege ichin die Hände des guten Jesus.« Diesmal weckten seine Worte auch die frommen Frauen im Zimmer nebenan, denn beim Schreiben hörte der Löwe von Natuba, wie die Tür geöffnet wurde, und er sah Maria Quadrado in ihrer blauen Kutte, die einzige Person außer dem Beatinho und ihm selbst, die, ohne um Erlaubnis zu bitten, bei Tag und Nacht das Sanktuarium betreten durfte. »Gelobt sei Jesus Christus«, sagte die Oberin des Heiligen Chors und bekreuzigte sich. »Er sei gelobt«, erwiderte der Ratgeber und schlug die Augen auf. Und mit einem Anflug von Traurigkeit setzte er seinen Traum fort: »Sie werden mich töten, aber ich werde den Herrn nicht verraten.«
    Während er schrieb, ohne sich ablenken zu lassen, bis in die Haarwurzeln durchdrungen von der Bedeutung der Aufgabe, die der Beatinho ihm übertragen hatte und die es ihm gestattete, jeden Augenblick an der Seite des Ratgebers zu verbringen, hörte der Löwe von Natuba im anderen Zimmer die frommen Frauen des Heiligen Chors, die sehnlichst darauf warteten, daß Maria Quadrado ihnen erlaubte, hereinzukommen. Es waren acht; sie trugen wie ihre Oberin langärmelige blaue Gewänder ohne Ausschnitt, die mit einer weißen Kordel zusammengebunden waren. Sie gingen barfuß und hatten Kopftücher von gleichem Blau wie die Kleider. Aufgrund ihrer Opferbereitschaft und Frömmigkeit hatte die Mutter der Menschen sie dazu ausgewählt, sich ausschließlich dem Ratgeber zu widmen, und alle acht hatten das Gelübde getan, keusch zu leben und nie in ihre Familien zurückzukehren. Sie schliefen im Zimmer nebenan auf dem Boden und umgaben den Ratgeber wie eine Aureole, wenn er die Arbeiten am Tempel des guten Jesus überwachte, in der Kirche Santo Antônio betete, Prozessionen, Rosenkränze oder Beerdigungen leitete oder die Gesundheitshäuser besuchte. Wegen der kargen Lebensweise des Heiligen hatten sie nur wenige Dienste zu verrichten: das violette Gewand waschen und flicken, das weiße Lamm versorgen, den Boden und die Wände des Sanktuariums sauberhalten und die Holzpritsche abstauben. Eben kamen sie herein, Alexandrinha brachte das Lamm mit. »Gelobt sei Jesus Christus«, psalmodierten die acht Frauen und bekreuzigten sich. »Gelobt sei er«, respondierte der Ratgeber, leicht über das Lamm streichend. Der Löwe von Natuba blieb auf dem Boden hocken, die Federin der Hand und das Papier auf der kleinen Bank, die ihm als Schreibpult diente, und zwischen den schmutzigen Zotteln, die wirr um sein Gesicht hingen, waren seine glänzenden Augen auf den Ratgeber gerichtet. Der schickte sich an zu beten. Er fiel auf sein Angesicht, während Maria Quadrado und die frommen Frauen rings um ihn niederknieten, um gemeinsam mit ihm zu beten. Der Löwe von Natuba warf sich weder zu Boden, noch kniete er nieder: seine Aufgabe enthob ihn selbst des Gebets. Der Beatinho hatte ihm gesagt, er solle sich immer bereithalten, für den Fall, daß eines der Gebete, die der Heilige sprach, eine »Offenbarung« sei. Doch an diesem Morgen betete der Ratgeber stumm im Licht des frühen Morgens, das Sekunde um Sekunde stärker wurde und durch die Ritzen im Dach und zwischen den Latten goldene, von Staubteilchen durchsetzte Strahlen ins Sanktuarium warf. Belo Monte erwachte: man hörte Hähne, Hunde, Menschenstimmen. Draußen bildeten sich schon Scharen von Pilgern und Leuten, die den Ratgeber sehen oder um eine Gnade bitten wollten.
    Als sich der Ratgeber erhob, boten ihm die frommen Frauen eine Schale Ziegenmilch, ein Stück Brot, einen Teller Maisbrei und ein Körbchen Kajunüsse an. Doch er trank nur ein paar Schluck Milch. Dann holten die frommen Frauen einen Zuber Wasser für seine Morgenwäsche. Während sie schweigend, eifrig, ohne sich gegenseitig zu stören, als hätten sie ihre Bewegungen einstudiert, um die Pritsche gingen und seine Hände wuschen, sein Gesicht befeuchteten und seine Füße massierten, saß der Ratgeber still in seine Gedanken oder Gebete vertieft. Als sie ihm die Hirtensandalen festbanden, die er zum Schlafen auszog, betraten der Beatinho und João Abade das Sanktuarium.
    Sie waren so verschieden, daß der eine zarter und vergeistigter, der andere korpulenter erschien, wenn sie zusammen waren. »Gelobt sei der gute Jesus«, sagte der eine, »Gelobt sei Jesus Christus

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