Der Krieg der Ketzer - 2
Gegners mindestens fünfundzwanzig Meilen – wahrscheinlich sogar mehr – achtern und geradewegs luvwärtig zu Nylz’ Verfolgern.
Diese Schiffe erreichten vielleicht drei oder vier Knoten, während seine eigenen mit mindestens sechs vorankamen, und er hielt auch noch in einem schrägen Winkel auf sie zu. Wenn der Rest der gegnerischen Flotte tatsächlich die sieben Knoten erreichte, die der Captain der Flink abgeschätzt hatte, dann würden selbst ihre vordersten Einheiten mindestens zweieinhalb Stunden benötigen, um die Schiffe zu erreichen, die er verfolgte.
Wenn sie rechtzeitig begriffen, was hier geschah – und dann zügig und entschlossen genug handelten –, dann mochte es eng werden, aber nicht, so dachte er grimmig, eng genug, um noch die Schiffe zu retten, auf die er es abgesehen hatte. »Das war die letzte, Euer Durchlaucht«, krächzte Captain Myrgyn, als eine frische Qualmwolke aufstieg.
»Ich hab’s gesehen, Captain«, gab Herzog Black Water zurück.
Er zwang sich, die Stimme ruhig klingen zu lassen, doch er wusste genau, dass er niemanden damit würde täuschen können. Vor allem nicht Myrgyn.
Hinter dem Rücken verkrampfte er die Hände so fest, dass es schmerzte, dann holte er tief Luft.
»Also gut, Captain«, sagte er dann, »es hat keinen Sinn, die Verfolgung fortzusetzen. Bringen Sie uns nach Hause.«
»Jawohl, Euer Durchlaucht«, gab Myrgyn mit schwerer Stimme zurück, wandte sich ab und gab bereits die ersten Befehle.
Black Water blickte über das Wasser hinweg, schätzte die Meilen ab, die ihn immer noch von der letzten von Tanlyr Keeps Galeere trennten. Er würde mehr als eineinviertel Stunde benötigen, um die lodernde Hulk zu erreichen, und bis dahin wäre sie bis zur Wasserlinie abgebrannt und in den Wellen verschwunden. Und es hatte auch keinen Sinn mehr, die Charisianer zu verfolgen, die bereits in Richtung Heimat aufgebrochen waren: Den Wind geradewegs in den Segeln, hatten sie bereits einen guten Vorsprung errungen, und es mochte sehr gut sein, dass der Rest ihrer verwünschten Flotte dort irgendwo nur darauf lauerte, sich auf jeden zu stürzen, der die Angreifer aus dieser Schlacht verfolgte.
Selbst angenommen, er wäre in der Lage, sie einzuholen, würde die Schlacht die ganze Nacht über andauern, mit all der Verwirrung und dem Chaos, die damit unweigerlich einhergingen. Und es wären seine Galeeren – die sechzig Galeeren, die ihm noch verblieben waren –, die sich ganz alleine allem würden entgegenstellen müssen, dem sie dort begegnen mochten, denn weder die Geschwader aus Emerald noch die aus Chisholm konnten die Lücke aufholen, die sich zwischen ihnen ergeben hatte.
Eine innere Stimme schrie ihn an, er solle die Verfolgung dennoch aufnehmen, um die Verluste und die Schmach zu rächen, die er bereits erlitten hatte. Doch der Teil seines Gehirns, der kalt und logisch dachte, wusste es besser.
Es heißt, aus einer Niederlage könne man stets mehr lernen als aus einem Sieg, dachte er grimmig. Na ja, dann habe wir alle heute ja eine ganze Menge gelernt, und ich habe die Absicht, dafür zu sorgen, dass alle unserer ›Verbündeten‹ die gleichen Schlussfolgerungen aus dieser Lektion ziehen.
Was Tanlyr Keep an diesem Nachmittag widerfahren war, würde ein ausgezeichnetes Argument dafür sein, dass sie es endlich würden lernen müssen, als eine geschlossene, koordinierte Streitmacht aufzutreten. Das würde wahrscheinlich rechtfertigen, was ihn und Corisande diese Schlacht an Prestige und an moralischer Autorität gekostet hatte.
Wahrscheinlich.
Februar, im Jahr Gottes 892
.I.
Broken Anchor Bay, Armageddon-Riff
»Unbekannte Schiffe nähern sich dem Ankerplatz!«
Ruckartig setzte sich Gahvyn Mahrtyn, Baron White Ford, in seinen Sessel aufrecht, als der Ruf des Ausgucks durch das offene Oberlicht ertönte. Die König Gorjah II., das Flaggschiff der Tarotisian Navy, tanzte selbst hier noch, im Schutze von Demon Head, unruhig an ihrem Anker – was eigentlich nur angemessen war: Jeder an Bord war deutlich mehr als nur ›unruhig‹, weil er jetzt hier sein musste.
Irgendjemand klopfte kräftig gegen die Tür der Großen Kabine, und Mahrtyn hörte, wie sein Kammerdiener öffnete. Kurz darauf trat einer der Lieutenants des Flaggschiffs in das private Kartenzimmer von Baron White Ford.
»Bitte entschuldigen Sie die Störung, Mein Lord, aber …«
»Ich habe es schon gehört, Lieutenant Zhoelsyn.« White Ford lächelte. »Sollte ich davon ausgehen, dass es sich
Weitere Kostenlose Bücher