Der Krieg der Ketzer - 2
Thirsk in bewusst neutralem Ton an, ohne zu Malikai auch nur hinüberzublicken. Ausnahmsweise schien der Herzog einmal genug Verstand zu besitzen, den Mund zu halten – und der Graf hoffte inständig, dass es auch weiterhin so bleiben werde.
»Für Galeonen ist es nicht ganz so schlimm«, erklärte nun White Ford mit einer fast beiläufigen Handbewegung. »Wir haben hier nicht allzu oft einen Wellengang, der fünfzehn oder sechzehn Fuß übersteigt. Aber es kann … wie hattet Ihr es eben so treffend ausgedrückt, Mein Lord? Ach ja: Für Galeeren kann es durchaus ein wenig unerfreulich werden.«
Über den Teil der Großen Kabine, in der die Vertreter Dohlars Platz genommen hatten, senkte sich plötzlich nachdenkliches Schweigen, und Thirsk musste die Hand vor den Mund legen, um sich sein Lächeln keinesfalls anmerken zu lassen.
»Natürlich erleben wir hier gelegentlich auch regelrechte Stürme«, griff White Ford den Gedanken weiter auf. »Wenn das geschieht, dann können die Wellen auch durchaus auf dreißig oder mehr Fuß anwachsen – aber das geschieht im Herbst deutlich häufiger als im Frühjahr. Und einen Hurrikan erlebt man in diesen Gewässern praktisch nie, nicht einmal im Herbst.«
»Da Ihr so ungleich vertrauter mit dem Wetter in dieser Gegend seid, Mein Lord«, sagte nun wieder Thirsk und wählte Tonfall und Worte mit Bedacht, »könnten Sie wohl einiges zu unserem weiteren Kurs anmerken?«
»Nun, da Sie so direkt danach fragen, Admiral …«, gab White Ford zurück. »Ich fürchte, es wäre unklug, die Parker’sche See nördlich von Tryon’s Land zu durchqueren, wie es in unserem ursprünglichen Befehl vorgesehen war. Das Wetter wird uns dort gewiss nicht wohlgesinnt sein, und wir beide haben schon Schiffe und Männer verloren. Ich schätze das Armageddon-Riff wahrlich nicht mehr als jeder andere Mensch, der auch nur halbwegs bei Verstand ist, aber mein Rat wäre es, weiterhin Demon Head zu umfahren und dann zwischen der Thomas-Nadel und den südlichsten von Shan-weis Schritten hindurchzufahren und uns eng an die Ostküste des Riffs zu halten – noch durch die Todeswal-Straße und die Eisen-See hindurch, bis wir zumindest bis zu ›MacPhersons Kummer‹ nach Osten gekommen sind.«
»Entschuldigen Sie, Baron«, wandte nun Malikai ein, »aber das würde unsere Fahrt um zahlreiche Meilen verlängern, und würden wir dabei nicht auch riskieren, vor einer Leeküste liegen zu bleiben, falls der Wind nicht weiterhin aus Nordost weht?«
Zumindest, dachte Thirsk, war das eine Frage, und nicht etwa ein arrogant vorgebrachter Einwand.
»Ja, es würde unsere Fahrt tatsächlich um einige Meilen verlängern, Euer Durchlaucht«, gestand White Ford ein. »Aber das Wetter in der Parker’schen See wird sich nicht mehr sonderlich beruhigen, so sehr wir das auch erhoffen mögen. Und das Wetter südlich von ›MacPhersons Kummer‹ wird noch unschöner sein – deutlich unschöner. Wir haben keine andere Wahl, als südlich vor ›Kummer‹ in die Eisen-See abzuschwenken, und auch wenn es durchaus seine Vorteile hat, sich entlang des Tyron-Sunds zu halten und die Eisen-See so weit wie möglich zu meiden, müssen wir dafür immer noch zunächst die Parker’sche See durchqueren.«
Er hielt inne, als wolle er sehen, ob man seiner Erklärung überhaupt zu folgen bereit war – oder in der Lage dazu. Malikai entgegnete nichts, und so fuhr der Tarotisianer schließlich fort.
»Wir werden es auf jeden Fall mit unschönem Wetter zu tun haben, welche Route auch immer wir nehmen, Euer Durchlaucht. Und auch wenn wir einen Teil der Strecke vor einer ›Leeküste‹ zurücklegen müssen, ist doch die ganze Küste des Riffs immer wieder von Buchten und Meeresarmen durchzogen. Falls wir dort noch einmal auf genau das Wetter stoßen, das uns schon so viele Schiffe gekostet hat, dann werden wir dort mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Schutz finden können – irgendeinen Ort, an dem wir vor Anker gehen und den Sturm überstehen können.« Erneut zuckte er mit den Schultern. »Wie ich schon sagte, Euer Durchlaucht, diese Gewässer hier sind Galeeren gegenüber nicht gerade freundlich gesinnt.«
Wieder senkte sich Schweigen über die Große Kabine. Wie aufs Stichwort hob und senkte sich der massige Rumpf der König Rahnyld, selbst noch hier im Hafen, und alle Anwesenden konnten nur allzu deutlich das regelmäßige Klappern der Pumpen vernehmen, die immer noch damit beschäftigt waren, das Wasser aus den Bilgen zu pumpen,
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