Der Krieg der Ketzer - 2
Seemann herunter. »Sie nähern sich unter Riemen – rasch!« »Ah, sie haben den Grafen gesichtet!«, stellte Commodore Nylz fest, als die Galeeren, die ihn bislang so unablässig verfolgt hatten, nun plötzlich von ihrem Kurs abwichen. Wie wild schwenkten die Schiffe herum, legten wieder Kurs in Richtung Norden an, doch damit mussten sie fast geradewegs gegen den Wind fahren.
»Leiten Sie das Wendemanöver ein, Captain«, hieß er den Kommandanten der Kraken.
»Es sieht ganz so aus, als hätte es geklappt, Mein Lord«, stellte Captain Hotchkys fest.
»Bislang zumindest«, stimmte Lock Island zu.
Die corisandianischen Galeeren, die sie bislang verfolgt hatten, klappten jetzt die Masten ab. Lock Islands eigene Schiffe hatten mit bereits herabgelassenen Segeln auf sie gewartet, während das Geschwader von Commodore Nylz für diese Falle den Köder gespielt hatte. Mit herabgelassenen Segeln und Rahen ragten nur noch die nackten, weiß gestrichenen Masten selbst zum Himmel auf, und so waren Lock Islands vierundzwanzig Galeeren deutlich schwieriger zu orten; tatsächlich waren sie über eine Distanz von mehr als zehn Meilen hinweg praktisch unsichtbar. Und ganz wie Lock Island das erwartet hatte, galt die gesamte Aufmerksamkeit der Corisandianer den Schiffen, die sie nur zu gerne vernichtet hätten. Niemand hatte ihn bemerkt, bis er sich ihnen auf weniger als sieben Meilen genähert hatte – und nun hielt er geradewegs auf die östliche Flanke der Corisandianer zu.
Auch Nylz’ Schiffe wendeten nun und steuerten ihre Gegner an. Der Abstand zwischen ihnen war auf weniger als zwei Meilen zusammengeschrumpft, bevor Nylz das Feuer eröffnen ließ. Und die corisandianischen Ruderer waren, genau wie Lock Island das gehofft hatte, von der langen, aufreibenden Verfolgungsjagd immens erschöpft. Anscheinend waren sie nicht einmal auf die Idee gekommen sich zu fragen, warum Nylz sich nicht annähernd so hart in die Riemen gelegt hatte wie sie selbst.
Die Rümpfe der charisianischen Schiffe waren deutlich sauberer, ihre Ruderer deutlich weniger erschöpft, und jetzt näherte sich Nylz dem Gegner mit beachtlicher Geschwindigkeit. Es würde Lock Island nicht gelingen, die Corisandianer so schnell anzugreifen wie der Commodore, doch seine Galeeren – die nach Signalen der Aufklärerschiffe und auch der Schiffe unter Nylz’ Kommando selbst äußerst geschickt in Position gegangen waren – würden den Feind in weniger als zwei Stunden erreichen. Wahrscheinlich sogar noch früher, falls es Nylz gelänge, den Gegner zumindest ein wenig aufzuhalten.
Die Kraken und ihre Geschwadergefährten hatte ihre Schussrate deutlich erhöht, nachdem die Falle nun zugeschnappt war. Sie achteten sorgsam darauf, nicht ganz so schnell zu feuern, wie sie es tatsächlich gekonnt hätten – Lock Island und Nylz hatten nicht die Absicht, Black Water begreifen zu lassen, wie gefährlich die charisianische Artillerie wirklich geworden war –, doch noch während Lock Island zuschaute, brach unter den Ruderern der Steuerbordseite einer der corisandianischen Galeeren immenses Chaos aus, als eine Kanonenkugel todbringende Holzsplitter umherschleuderte. Zumindest vier der langen Ruder barsten, riesige Splitter wurden durch die Luft gewirbelt, und der Graf konnte sich nur zu gut vorstellen, was am anderen Ende dieser geborstenen Ruder geschehen sein musste, als sie wie wild umhergeschleudert wurden und Rippen und Arme brachen und Schädel barsten.
Die Verwirrung an Bord währte nur kurz, doch weitere Kanonenkugeln schlugen dicht in der Nähe des Schiffes ins Wasser oder trafen ihr Ziel mit todbringender Gewalt.
»Ein Signal der Flink, Mein Lord«, meldete einer der Midshipmen an Bord der Tellesberg.
»Lassen Sie hören!«, kommandierte Lock Island.
»›Gegnerisches Vorgeschwader legt Kurs nordnordwest meiner Position an, Abstand achtzehn Meilen, Geschwindigkeit sieben Knoten‹«, las der Midshipman von einem kleinen Zettel ab, den er in der Hand hielt.
»Ich danke Ihnen«, erwiderte Lock Island und neigte nachdenklich den Kopf zur Seite, als er sich die Karte dieses Gebietes genau vorstellte. Von Deck aus konnte er den Schoner nicht erkennen, doch der Ausguck im Topp und auch die Signalgeber konnten es sehr wohl. Das Schiff war immer noch zu weit entfernt, als dass man ihre Signale unmittelbar hätte erkennen können, also wurden sie durch das Schwesternschiff Nordwind weitergegeben. Und damit befand sich die versprengte Haupt-Streitmacht des
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