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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den ›Wortlaut‹ dieses Signals geradezu geliebt, als Merlin ihn am vorangegangenen Abend vorgeschlagen hatte, nachdem Staynair von Bord gegangen war.
    »Charis erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tut«, besagten diese Wimpel, und als die aufgehende Sonne das Signal immer heller erleuchtete, hörte Merlin, wie der Jubel, der an Bord der Dreadnought ausgebrochen war, auch vom dem nächstgelegenen Schiff erscholl – über den Wind ein wenig undeutlich zu vernehmen, aber doch völlig unverkennbar.
    Lächelnd drehte sich Cayleb zu ihm herum.
    »Also, damit hattet Ihr auf jeden Fall recht«, merkte er an. »Tatsächlich muss ich …«
    »Segel in Sicht!«, rief der Mann aus dem Ausguck auf das Deck herab.
    »Feind in Sicht!« Graf Thirsk kletterte in das Krähennest der Gorath Bay; er keuchte vor Anstrengung, die Webeleinen hinaufzuklimmen. Er war zu alt – und viel zu sehr aus der Übung –, um etwas Derartiges noch zu tun, aber er hatte es einfach mit eigenen Augen sehen müssen.
    Nun stützte er sich gegen den zitternden Mast und verlor beinahe das Gleichgewicht; er musste sich ernstlich dazu zwingen, sich nicht an irgendetwas festzuklammern. So hoch über dem Deck wirkte sich das Schwanken der Galeere deutlich heftiger aus, und das Krähennest schien einen noch viel größeren Kreis zu beschreiben, als das – das wusste er sehr wohl – eigentlich möglich sein konnte.
    Es ist einfach zu lange her, dass ich hier hinaufklettern musste, ging ihm durch den Kopf, doch der Gedanke verflog sofort wieder, als er mit eigenen Augen das sah, was der Ausguck gemeldet hatte – und was ihm schlichtweg unvorstellbar erschienen war.
    Über Nacht hatte der Wind deutlich aufgefrischt und sich auch etwa ein Strich weit nordwärts gedreht. Die Wellen waren nun hoch genug, um das Rudern nicht nur unangenehm, sondern ernstlich gefährlich zu machen − vor allem für die dohlaranischen Galeeren mit ihren tiefer liegenden Ruderöffnungen und niedrigeren Seitenwänden. Er wusste auch, dass er die Gorath Bay hier härter vorantrieb, als das unter diesen Umständen noch als sicher einzuschätzen war, und wenn er es gewagt hätte, so hätte er zumindest in Erwägung gezogen, die Segel ein drittes Mal reffen zu lassen, um die Segelfläche weiter zu vermindern.
    Doch das Einzige, was er hier keinesfalls tun durfte, das war, die Geschwindigkeit weiter zu vermindern. Nicht, wenn sich schon jetzt eine derart große Lücke zwischen seinem Geschwader und dem Flaggschiff Herzog Malikais aufgetan hatte. Vom Deck der Gorath Bay aus betrachtet, war der Rumpf der König Rahnyld schon hinter dem Horizont verschwunden, schon bald würde man auch ihre Segel nicht mehr erkennen können, und die Schiffe unter dem Oberkommando von White Ford waren noch weiter voraus. Thirsk konnte unmöglich zulassen, noch weiter zurückzufallen … vor allem nicht, wenn mindestens fünfundzwanzig Galeonen der Royal Charisian Navy geradewegs auf die versprengte, träge ›Formation‹ der vereinigten Flotte zuhielten.
    Sie konnten unmöglich hier sein. Obwohl er es mit eigenen Augen sah, obwohl er deutlich die Wimpel mit dem goldenen Kraken auf schwarzem Grund sah, die an jedem Besanmast flatterten, wiederholte sein Verstand immer und immer wieder diesen Gedanken. Er konnte es einfach nicht glauben! Selbst wenn Haarahld hätte wissen können, dass sie kamen, war es doch völlig unmöglich, dass er auch vorhersagen konnte, wo genau er diese vereinigte Flotte würde finden können! Und nur ein Wahnsinniger hätte derart viele Schiffe der eigenen Navy mitten in diese gewaltige Salzwasserwüste ausgeschickt, in der wirren Hoffnung, den Feind zu finden.
    Und doch: Sie waren da.
    Der Regen, der die ganze Nacht über die Flotte völlig hatte durchweichen lassen, hatte nachgelassen, als die Wolkendecke in den frühen Morgenstunden ein wenig aufgerissen war. Doch immer wieder gingen kurze Schauer auf die Flotte nieder, und am östlichen Horizont türmten sich auch schon erneut Wolkenberge auf, die für die Abendstunden weiteren Regen verhießen. Und der Regen zuvor hatte die Sicht auf wenige Meilen reduziert, bis die Wolken endlich aufgerissen waren, und das erklärte auch, wie es den Galeonen hatte gelingen können, sich unbemerkt so weit anzunähern.
    Natürlich erklärte es nicht, wie diese Galeonen hatten wissen können, wo genau sich in diesem undurchdringlichen Regen die Flotte befinden würde.
    Er holte tief Luft und hob das Perspektiv, um den Feind genauer zu

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