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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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würde überreden können, Cayleb. Im Augenblick kann ich Euch nur sagen, dass es Corisande letztendlich gelungen ist, praktisch ihre gesamte Reserve in Dienst zu stellen. Emerald hat jetzt ebenfalls fast sechzig seiner Galeeren im aktiven Dienst, und trotz allem, was Sharleyan, Sandyrs und Sharpfield tun könnten, waren auch sie gezwungen, weitere zwanzig ihrer Galeeren nach Eraystor zu entsenden. Selbst mit den Verlusten, die Bryahn und Euer Herr Vater ihnen beigebracht haben, kommen sie damit immer noch auf einhundertachtzig gegen die achtzig, die Euer Herr Vater aufbringen kann. Na ja, sechsundsiebzig, wenn man die vier bedenkt, die er im letzten Fünftag am Riff vor Crown Point verloren hat.«
    »Also besser als zwei zu eins«, murmelte Cayleb.
    »Und«, setzte Merlin hinzu, »angesichts der Tatsache, dass Black Water weiß – oder zumindest sehr deutlich vermutet –, dass wir uns an einem anderen Ort aufhalten, wird er mit allergrößter Wahrscheinlichkeit versucht sein zuzuschlagen, bevor wir zurückkehren. Falls er seine ›Verbündeten‹ dazu überreden kann.«
    »Noch fünfzehn Tage, wenn der Wind weiter anhält«, sagte Cayleb mit rauer Stimme. »Drei Fünftage!« Plötzlich schlug er die rechte Faust in die linke Handfläche. »Verdammt! Ich hätte sofort nach Hause zurückkehren sollen, ohne erst diese Reparaturen abzuschließen!«
    »Vergesst nicht, was ich Euch über das ›Hinterherist-man-immer-schlauer‹ gesagt habe«, gab Merlin zurück. Der jugendliche Prinz blickte ihn finster an, und der Seijin zuckte mit den Schultern. »Ihr habt eine Entscheidung gefällt und konntet nicht wissen, was als Nächstes geschehen würde. Im Augenblick müsst Ihr Euch auf das konzentrieren, was wir als Nächstes tun sollen, nicht auf das, was wir bereits getan haben.«
    »Was ich bereits getan habe, meint Ihr«, beklagte sich Cayleb verbittert. Dann straffte er die Schultern und holte tief Luft. »Aber wer auch immer nun was auch immer getan hat, Ihr habt recht. Das Problem ist: Es sieht nicht so aus, als könnten wir allzu viel tun.«
    Merlin zermarterte sich das Hirn, was er sagen solle, doch es gab nicht allzu viel. Die verbliebenen Galeonen waren schon mit voller Fahrt unterwegs, unter stetigem Ost-Nordost-Wind durchquerten sie raumschots den ›Kessel‹, und das mit fast zehn Knoten. Sie mochten vielleicht noch ein wenig mehr an Geschwindigkeit herausholen können, aber die umgebauten Handelsschiffe hatten nun einmal die massigeren Rümpfe mit den größeren Laderäumen, die deutlich ihre Herkunft verrieten. Sie waren etwas kürzer und gedrungener als die Galeonen, die für die Navy gebaut worden waren – vor allem die, die Olyvyr entwickelt hatte, so wie die Dreadnought. Sie hatten bereits fast alle Segel gesetzt, die sie nur setzen konnten, einfach nur, um mit ihren deutlich flinkeren Geleitschiffen mithalten zu können. Wenn die Flotte nun versuchte, die Geschwindigkeit noch weiter anzuziehen, dann würden sie diese langsameren Schiffe unweigerlich zurücklassen müssen. Und insgesamt würde es ihre Überfahrt wohl ohnehin höchstens um einen oder zwei Tage beschleunigen.
    »Wenn doch nur Vater davon wüsste«, sagte Cayleb, ganz zu sich selbst, und schlug wieder mit der Faust in die Handfläche, langsam und rhythmisch. »Wenn doch nur …«
    Plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne und hob den Kopf; nun blickte er Merlin in der matt beleuchteten Kabine an.
    »Könnt Ihr es ihm sagen?«, fragte er leise, und Merlin erstarrte.
    Er schaute den jungen Mann an, der dort auf seiner Koje saß, und alle Gedanken schienen mit einem Mal einfach stehen zu bleiben.
    »Cayleb, ich …«, setzte er an, doch dann stockte er.
    Wie viel der Wahrheit über ihn war Cayleb wirklich zu akzeptieren bereit? Der Prinz hatte mit Leichtigkeit schon deutlich mehr akzeptiert, als Merlin ihn willentlich jemals hätte wissen lassen wollen, aber wo war die Grenze von Caylebs Anpassungsfähigkeit? Er mochte Merlin ja vielleicht halb im Scherz seinen ›Hofzauberer‹ genannt haben, und er mochte auch akzeptiert haben, dass Merlin stärker war als ein gewöhnlicher Mensch, und dass ihn diese ›Visionen‹ ereilten. Er mochte vielleicht sogar bereit sein zu akzeptieren, dass es unausweichlich zu einem Zusammenstoß zwischen seinem Königreich und den korrupten Männern kommen werde, die im Tempel an der Macht waren. Aber er war immer noch ein Safeholdianer, immer noch ein Kind der Kirche des Verheißenen – und genau das war

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