Der Krieg der Ketzer - 2
es auch nicht von seinen Spionen in Emerald gehört haben, denn so früh hat noch nicht einmal Nahrmahn das gewusst – das haben wir diesen verlorenen Depeschen zu verdanken. Und das bedeutet, er kann es nur in Tarot erfahren haben.«
Kurz legte der Botschafter die Stirn in Falten, dachte angestrengt über diese Analyse nach, die Black Water hier vorgelegt hatte, dann nickte er.
»Ich denke, Ihr habt recht, Euer Durchlaucht. Aber wie viel hat man denn in Tarot gewusst?«
»Diese Frage vermag ich nicht zu beantworten«, gestand Black Water. »Offensichtlich musste Gorjah zumindest einen gewissen Überblick gehabt haben, was zu tun anstand, denn schließlich musste er ja das koordinieren, was er dabei zu tun hatte. Aber ich weiß nicht, wie ausführlich er über unsere Pläne informiert war. Und …« – seine Lippen wurden noch schmaler – »… es ist auch bedeutungslos. Zumindest, wenn die Galeonen so früh aufgebrochen sind und Haarahld die Segel dieser zwangsrekrutierten Handelsschiffe dazu genutzt hat, unsere Kundschafter – und mich – annehmen zu lassen, sie wären allesamt immer noch in seiner Nähe.«
»Euer Durchlaucht?« White Castle wirkte verwirrt, und Black Water stieß ein heiseres Lachen aus.
»Er hat seine Galeonen an irgendeinen Ort geschickt, den seine Galeeren nicht so einfach erreichen können, Mein Lord«, erklärte er. »Und wenn er von Spionen in Tarot erfahren hat, was hier geschieht, dann kann ich mir nur eines vorstellen, was ihn dazu bewegen könnte, sie so früh loszuschicken – und das würde auch erklären, warum sie bislang noch nicht zurückgekehrt sind.«
Der Herzog schüttelte den Kopf, sein Gesichtsausdruck wirkte gedankenverloren, fast schon ehrfürchtig.
»Er hat sich entschlossen, ein echtes ›Alles-oder-Nichts‹-Spiel zu wagen«, sagte er. »Er hat seine Galeonen – und seinen Sohn – ausgeschickt, um die Tarotisianer und die Dohlaraner abzufangen. Er hat seine Galeonen nicht hier – sie sollen überhaupt nicht die Rock Shoal Bay verteidigen. Die sind zusammen mit Cayleb irgendwo im Meer der Gerechtigkeit oder in der Parkerschen See − je nachdem, wie gut die Informationen seiner Spione wirklich waren. Er hofft darauf, Herzog Malikai zu finden und ihn davon abzuhalten, jemals hierherzukommen.«
»Das ist doch verr…«, setzte White Castle an, doch dann hielt er inne. Er räusperte sich. »Ich meine, es erscheint mir doch außerordentlich riskant, etwas Derartiges zu unternehmen, Euer Durchlaucht.«
»Das ist nicht riskant, das ist reiner Wahnsinn«, gab Black Water unverblümt zurück. »Und gleichzeitig ist das die einzige Erklärung, wo seine Galeonen sich in Wirklichkeit die ganze Zeit über aufgehalten haben. Und …«
Wieder beendete er den Satz nicht, und seine Miene wurde deutlich finsterer.
»Euer Durchlaucht?«, fragte White Castle, nachdem sein Gegenüber einige Zeit geschwiegen hatte.
»Mir ist gerade der Gedanke gekommen, dass er tatsächlich eine Möglichkeit hat, das alles mit einer gewissen Zuversicht anzugehen.« Black Water verzog die Lippen, es war eher ein Zähnefletschen als ein Lächeln. »Wenn seine Spione in Tarot wirklich gut genug waren, oder wenn irgendjemand, der hinreichend einflussreich ist, ihm diese Informationen bewusst zugespielt hat, dann könnte er von den Tarotisianern erfahren haben, wo genau sie mit den Dohlaranern zusammentreffen sollten.«
»Euer Durchlaucht, wollt Ihr damit sagen, dass Gorjah selbst diese Information an Charis weitergegeben haben könnte?«, fragte White Castle sehr vorsichtig nach.
»Das weiß ich nicht.« Black Water zuckte mit den Schultern. »Zunächst einmal fiele mir kein Grund ein, warum er etwas Derartiges tun sollte – ganz bestimmt nicht, um sich den Zorn von Vikar Zahmsyn oder dem Großinquisitor zuzuziehen! Aber das bedeutet nicht, dass nicht jemand anderes aus seinem Hof, der ebenfalls recht einflussreich ist, genau das nicht getan haben könnte.«
Wieder blickte der Herzog mit finsterer Miene auf das Deck hinab, dann riss er sich sichtlich zusammen.
»Vielleicht werden wir nie eine Antwort auf Ihre Frage finden, Mein Lord. Aber wenn der Bericht Ihres Informanten tatsächlich zutreffend ist, dann ist im Augenblick nur von Bedeutung, dass zwischen uns und dem Einnehmen der Rock Shoal Bay lediglich achtzig Galeeren stehen. Und wenn wir diese Galeeren besiegen können und die Rock Shoal Bay einnehmen, dann können wir sie sowohl gegen seine Galeonen verteidigen, wenn sie denn wieder
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