Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
nur benutzen würdet, um Eure eigenen Ziele zu erreichen. Aber wenn Ihr mich in Versuchung geführt habt, Merlin Athrawes, und meine Seele deswegen der ewigen Verdammnis anheimfällt, dann sei dem so, denn Ihr habt mich nicht ein einziges Mal aufgefordert, gebeten oder dazu angestachelt, irgendetwas zu tun, was nicht ein gerechter und liebender Gott von mir hätte verlangen können. Und wenn der Gott der Heiligen Schrift kein gerechter und liebevoller Gott ist, dann ist er auch nicht der meinige.«
    Merlin sackte in seinen Sessel zurück und starrte diesen außergewöhnlichen jungen Mann an, der ihm hier gegenübersaß. Dieser junge Mann, der, wie er jetzt begriff, noch viel außergewöhnlicher war, als Merlin immer angenommen hatte. »Cayleb«, sagte er schließlich, »ich an Eurer Stelle hätte, davon bin ich fest überzeugt, niemals über all das hinausdenken können, was man mich gelehrt hat – niemals in dem Maße, wie Ihr es gerade getan habt.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das wirklich getan habe«, gab der Prinz achselzuckend zurück. »Ihr sagt, Ihr könntet auch beweisen, was Ihr da behauptet habt, und eines Tages werde ich Euch beim Wort nehmen. Aber vorerst muss ich Entscheidungen treffen. Diese Entscheidungen kann ich nur anhand dessen treffen, was ich glaube – und ich glaube, dass Ihr ein guter Mann seid, was auch immer sonst Ihr sein mögt. Und ich glaube, dass Ihr meinen Vater warnen könnt.«
    »Und wie, glaubt Ihr, wird Euer Herr Vater reagieren, wenn ich plötzlich einfach an Bord seines Flaggschiffes auftauche, viertausend Meilen von hier entfernt?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand Cayleb und grinste plötzlich noch breiter, »aber ich würde wirklich zu gerne sein Gesicht sehen, wenn Ihr genau das tut!«

.IV.
    Der ›Kessel‹
    Ausgestreckt lag Merlin Athrawes auf dem Rücken, ließ sich von den Wellen anheben und wieder absenken, während er zum Mond hinaufstarrte.
    Irgendwo vor ihm, unsichtbar aus seiner derzeitigen Lage auf dem Wasser, blieb die HMS Dreadnought weiterhin auf Kurs, ohne auch nur zu wissen, dass ein Besatzungsmitglied fehlte. Merlin hoffte inständig, dass dem auch so bleiben würde.
    Das hier, dachte er geradezu philosophierend, ist wahrscheinlich das mit Abstand am Wenigsten weise, was ich jemals getan habe. Abgesehen von dieser Sache mit den Kraken, vielleicht. Egal wie gut Cayleb das Ganze aufgenommen hat, es ist völlig unmöglich zu erahnen, wie Haarahld auf das Ganze reagieren wird.
    Dennoch war ihm einfach keine bessere Vorgehensweise eingefallen, die in ähnlicher oder sogar besserer Art und Weise Haarahlds Überlebenschancen hätte steigern können.
    Wenn man es – nun, da er die Gelegenheit dazu hatte – ganz kaltblütig betrachtete, war es für das langfristige Überleben von Charis wahrscheinlich sogar völlig unerheblich, was nun mit König Haarahld und seinen Galeeren geschehen würde. Was Cayleb und Sir Domynyk Staynair dieser einen Galeerenflotte bereits angetan hatte, bewies deutlich, dass sie das notfalls auch mit einer weiteren würden tun können. Vor allem mit einer Flotte, die ohnehin Verluste erleiden würde, wenn sie die Royal Charisian Navy angriffe – wirklich schwere Verluste. Also würde, selbst wenn es Black Water gelingen sollte, die Charis-See und die Rock Shoal Bay in seine Gewalt zu bringen, das bestenfalls vorübergehend sein – gerade lange genug, bis Cayleb nach Hause zurückkehrte und sie wieder zurückeroberte. Und wie sehr Haarahlds Tod auch die Herrschaft über Charis erschüttern mochte, Merlin war sehr zuversichtlich, dass Cayleb sehr wohl die Krone würde übernehmen können – vor allem, wenn er noch Gray Harbor und Wave Thunder hatte, die ihm mit Rat und Tat zur Seite standen.
    Doch während Charis selbst vielleicht den Tod von König Haarahld würde überstehen können, hatte Merlin doch feststellen müssen, dass er selbst nicht bereit war, es dazu kommen zu lassen. Und er war auch nicht bereit zuzulassen, dass Cayleb das erleben müsste. Nicht, ohne zuvor alles in seiner Macht Stehende zu tun, um genau das zu verhindern.
    Es ist schon sonderbar, sinnierte er, gerade als eine Welle ihn hoch genug trug, um in der Ferne die Lichter einer der Galeonen erkennen zu können, aber als er sich aufgemacht hatte, um Charis zu genau dem Werkzeug zu machen, das er brauchen würde, da war er nicht auf die Idee gekommen, er selbst könne den Charisianern eines Tages so nahestehen: nicht dem charisianischen Volk im Allgemeinen, sondern

Weitere Kostenlose Bücher