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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Heckfenster, und Falkhan und die anderen Wachposten der Marines, die für Caylebs Sicherheit zu sorgen hatten, waren bewusst so aufgestellt worden, dass sie jeden würden aufhalten können, der möglicherweise den Seijin während seiner Meditationen störte.
    Sie waren auch gewohnt, Merlin bei eben diesen Meditationen selbst völlig ungestört zu lassen. Und das alles bedeutete, dass es für Merlin recht einfach gewesen war, aus diesem Heckfenster herauszuklettern und sich dann an einem Tau ins Wasser hinabzuhangeln. Sobald er das erst einmal geschafft hatte, war er untergetaucht und hatte unter Wasser fast eine halbe Meile zurückgelegt, bevor er wieder an die Oberfläche gekommen war; und dort hatte er dann gewartet, während die Flotte sich immer weiter von ihm entfernte.
    Er befand sich so hinter ihnen, dass sie ihn selbst im Mondlicht kaum noch erkannt hätten, und die Schiffe waren nun vermutlich schon weit genug entfernt, als dass niemand irgendetwas bemerken würde – doch Merlin hatte nicht die Absicht, ein größeres Risiko einzugehen. Die Nacht war so klar, wie das nur in den Tropen der Fall sein konnte, schimmernde Phosphoreszenz erleuchtete die Seitenwände der Schiffe, als sie diesem mondsilbrigen Pfad folgten, ihre Segel leuchteten wie poliertes Zinn, und in den Luken und Pforten war das Glimmen der Lampen und Laternen im Schiffsinneren zu erkennen. Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade jetzt jemand in genau die richtige Richtung blickte, um erkennen zu können, dass etwas so Winziges wie ein einzelner Mensch, der gerade eben noch im Wasser getrieben hatte, zum Himmel aufstieg, war zweifellos verschwindend gering, doch Merlin hatte ja reichlich Zeit. Gewiss genug Zeit, um keinerlei Risiken eingehen zu müssen.
    Oder, so korrigierte er sich mit einem schiefen Grinsen, zumindest keinerlei weitere Risiken.
    Ein letztes Mal überprüfte er die Bildgeberdaten, dann aktivierte er den eingebauten Kommunikator.
    »Owl«, sagte er; zur Abwechslung sprach er es dieses Mal laut aus und dachte währenddessen wie so oft über den ungewohnt fremdartigen Himmel von Safehold nach.
    »Jawohl, Lieutenant Commander?«
    »Hol mich ’rauf.«
    »Jawohl, Lieutenant Commander.«

.V.
    HMS Royal Charts, in der Charis-See
    Mit einer Handbewegung bedeutete König Haarahld VII. seinem Kammerdiener, das Gemach zu verlassen.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr mich heute Abend nicht mehr benötigen werdet, Sire?«
    »Lachlyn, das hast du mich jetzt schon dreimal gefragt«, gab Haarahld freundlich zurück. »Ich bin noch nicht so gebrechlich, dass ich nicht alleine ins Bett kommen würde, nicht einmal auf See. Also geh schon. Los! Du solltest auch etwas schlafen.«
    »Also gut, Sire. Wenn Ihr darauf besteht«, gab Lachlyn Zhessyp mit einem kleinen Lächeln zurück und tat, wie ihm geheißen.
    Haarahld schüttelte den Kopf und lachte leise, dann durchquerte er die Große Kabine, öffnete die Tür mit dem Holzgittermuster, und trat auf die Heckgallerie der Royal Charts hinaus.
    Dort stand er, blickte nach Westen, als könne er, wenn er zuschaute, wie der Mond langsam den Rest seines Weges unter den Horizont zurücklegte, seinem Sohn irgendwie näher sein.
    Es war für ihn noch schwerer, von Cayleb getrennt zu sein, als er erwartet hatte. Es war nicht wie das Jahr, das Cayleb als Midshipman an Bord verschiedener Schiffe verbracht hatte. Damals hatte sich Haarahld nur um die Risiken von Krankheit, Unfällen oder Schiffbruch zu sorgen brauchen. Jetzt hatte er seinen älteren Sohn wissentlich in einen Kampf mit einem zahlenmäßig deutlich überlegenen Feind geschickt − siebentausend Meilen weit entfernt. Wenn alles gut verlaufen war, dann sollte der Kampf, in den er Cayleb geschickt hatte, längst vorüber sein – aber hatte sein Sohn gewonnen, oder hatte er verloren? Und wie auch immer es ausgegangen sein mochte: Hatte Cayleb überlebt?
    Nicht zum ersten Mal während der langen, harten Jahre als König stellte Haarahld Ahrmahk fest, dass das Wissen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, alles andere als tröstlich sein konnte.
    »Euer Majestät.«
    Unkontrolliert zuckte Haarahld zusammen, dann wirbelte er herum, eine Hand suchte sofort nach dem Heft seines Dolches – den er nicht trug. Er kauerte sich ein wenig zusammen, trotz seines verletzten Knies, die Augen weit aufgerissen, als er den hochgewachsenen, breitschultrigen Mann sah, der am anderen Ende der Heckgalerie im Schatten stand.
    Unglauben und Entsetzen ließen ihn wie

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