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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Planken der Nymphe, als die zwei Schiffe gegeneinanderstießen. Die Wache auf Deck – nicht mehr als zwölf Mann – wirbelte herum und riss entgeistert den Mund auf, als die Seemöwe so aus der Nacht herangestürmt kam. Die ganze Seite des Schoners schien nur aus Marines mit ihren Gewehren zu bestehen, todbringend blitzten Bajonette im matten Schein der Positionsleuchten dieser Galeere, und dann stürmten diese Marines auch schon auf das Deck der Nymphe.
    Bajonette zuckten vor. Wie Keulen wurden die Musketen geschwungen. Gelegentlich war ein Schrei zu vernehmen, auch ein Röcheln, doch kein einziger Schuss wurde abgefeuert, und weniger als dreißig Sekunden später war alles vorbei. Bis der Rest der Mannschaft, der sich noch im Rumpf des Schiffes befand, begriffen hatte, was eigentlich geschah, verging natürlich etwas mehr Zeit − und ebenso, bis der Captain der Nymphe seine Niederlage akzeptierte und kapitulierte. Doch es gab nur sieben Verwundete, allesamt Emeraldianer, und nur zwei davon erlagen ihren Verletzungen.
    Ein sauberer Einsatz, gab Merlin zu. Und was ihm persönlich am besten gefiel, das war, dass Cayleb überhaupt keine Zeit gehabt hatte, sich an dem Entermanöver zu beteiligen, selbst wenn er das gewollt hätte.
    »Also gut«, sagte der Kronprinz nun, als er neben Merlin auf dem Achterdeck der gekaperten Galeere stand, auf der er gerade die Kapitulation des fassungslosen Captains entgegengenommen hatte. »Holen wir die Prisenmannschaft an Bord. Und dann müssen wir zurück und den Rest der Flotte holen.« König Haarahld lag in seiner sanft schaukelnden Koje und tat pflichtschuldigst so, als schliefe er.
    Die Tatsache, dass ihm kaum etwas anderes zu tun blieb, machte es ihm nicht einfacher. Eigentlich hätte er gerne Captain Tryvythyn in den Kartenraum gerufen und mit ihm mögliche Einsatzpläne durchgesprochen. Tatsächlich war die Versuchung sogar fast übermächtig. Natürlich würde sich Tryvythyn dann fragen, wie sein König auf diese Ideen gekommen war. Und abgesehen davon, dass Cayleb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weniger als fünfzig Meilen von ihm entfernt war, wusste Haarahld doch eigentlich überhaupt nichts.
    Natürlich hatten er und Admiral Lock Island und ihre Commodores und Captains im Laufe der vergangenen Monate schon mögliche taktische Lagen und ihre entsprechende Reaktion darauf ausgiebig durchgesprochen. Sämtliche seiner leitenden Offiziere wussten genau, was von ihnen erwartet wurde, und Haarahld war zuversichtlich, dass sie alle nicht nur seine Befehle verstehen würden, sondern auch das Ziel, das er damit verfolgte, wenn es denn so weit war.
    Aber die Tatsache, dass es nichts mehr gab, was es hier zu erledigen galt, hielt ihn doch nicht davon ab, sich zu wünschen, dass es eben anders wäre.
    Er blickte zum Heckfenster, fragte sich, ob der Himmel wirklich ein wenig heller geworden war – zumindest im Vergleich zum letzten Mal, als er geschaut hatte. Es war möglich, aber wahrscheinlich steckte doch eher Wunschdenken dahinter.
    Der Gedanke ließ ihn lächeln, er war tatsächlich belustigt – trotz der Anspannung, die ihn innerlich immer heftiger erfasste.
    Ja, der Himmel war wirklich heller geworden, jetzt war er sich sicher, und …
    Wieder vibrierte der Pager an seinem Unterarm: jetzt zweimal. »Gut, dass Ihr jung genug seid, nicht allzu viel Schlaf zu benötigen«, sagte Merlin leicht säuerlich, und Cayleb grinste ihn an.
    »Seid doch ehrlich, Merlin«, forderte er ihn auf. »Ihr seid bloß sauer, weil ich mich letzte Nacht benommen habe und Euch nichts einfällt, worüber Ihr Euch beschweren könnt.«
    »Unfug. Ich bin nicht ›sauer‹; ich bin bloß erstaunt«, gab Merlin zurück, und nun musste Cayleb laut lachen.
    »Glaubt Ihr, sie haben uns schon gesichtet, Euer Hoheit?«, fragte Falkhan nun, und sofort wurde der Kronprinz wieder ernst.
    »Wenn bis jetzt noch nicht, dann dauert das nicht mehr lange«, sagte er, nun deutlich grimmiger, und Falkhan nickte.
    Dieses Mal hatte Cayleb seine Galeonen eine einzige Kolonne bilden lassen, die jetzt mit vollgesetzten Bramsegeln auf Backbordhalse lag und fast geradewegs nach Ost-Südost steuerte. Die Dreadnought führte diese Kolonne an, und die Segel der nächstgelegenen der Galeeren unter Black Waters Oberkommando waren schon von Deck aus gut zu erkennen; deutlich hoben sie sich vor dem im Osten immer heller werdenden Himmel ab.
    »Wir haben noch eine oder zwei Minuten, denke ich«, sagte Merlin leise.

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