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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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werden, ohne dass mehr als drei Flaggen würden gehisst werden müssen. Eine schlichte, schwarze Flagge − von den Signalgasten schon jetzt nur noch als ›Stopper‹ bezeichnet –, die zwischen den einzelnen Zahlenflaggen eingesetzt wurde, diente als Interpunktion‹. Indem man sie zwischen den einzelnen ›Zahlen‹ hisste, konnten mehrere Kommandos – wie etwa Staynairs Befehl, eine Linie zu bilden, und das nach einer Backbordhalse – gleichzeitig und doch deutlich voneinander abgetrennt übermittelt werden.
    Zu Staynairs Vokabular gehörten auch eintausend der Wörter, die von Matrosen am häufigsten verwendet wurden, und auch diese übermittelte man jeweils durch eine Flaggenkombination, die für eine bestimmte Zahl stand, sodass auch noch deutlich komplexere Signale von Schiff zu Schiff weitergegeben werden konnten. Und für den Fall, dass das erforderliche Wort doch nicht zum festgelegten Vokabular gehörte, war auch jedem einzelnen Buchstaben des Alphabets ein Zahlenwert zugeordnet worden. Auf diese Weise konnte wirklich jedes Wort geschrieben werden – auch wenn Letzteres natürlich eine anstrengende, sehr zeitaufwändige Methode der Kommunikation war.
    In jedem Falle führte das zu einer immensen Steigerung der taktischen Flexibilität … zumindest, bevor man sich in der Schlacht befand. Alleine schon der Qualm, der bei einer Seeschlacht der altmodischen Art entstand, reichte aus, um die Einsetzbarkeit sämtlicher Kommunikationssysteme, die auf ›Sicht‹ ausgelegt waren, praktisch vollständig zu verhindern, wenn erst einmal das Feuer eröffnet war. Doch jedem erfahrenen Marineoffizier war sofort klar, dass eine Möglichkeit, schnelle und eindeutige Befehle an die einzelnen Schiffe eines Geschwaders übermitteln zu können, solange man sich dem Gegner noch näherte, einen unbezahlbaren Vorteil bot.
    »Entschuldigung, Mein Lord?«
    Gray Harbor blickte auf und schüttelte kurz den Kopf, um die Träumereien zu vertreiben, in die er sich eben ergangen hatte, als ein junger Offizier ihn schüchtern ansprach.
    »Ja, Lieutenant?«
    »Captain Stywyrt lässt Euch ausrichten, dass wir uns jetzt dem Ziel nähern.«
    »Ah, natürlich! Ich danke Ihnen, Lieutenant. Und bitte richten Sie auch dem Captain meinen Dank aus.«
    »Selbstverständlich, Mein Lord.«
    Zum Salut führte der Lieutenant die geballte Rechte an die linke Schulter, dann wandte er sich wieder seinen Pflichten zu, während sich Gray Harbor sorgfältig die Baumwollpfropfen in die Ohren schob, die Seamount ihm zur Verfügung gestellt hatte.
    »Alle Mann klar zum Gefecht, Master Ahlbair!« Dank der Baumwolle klang Stywyrts Stimme jetzt sehr dumpf, doch der Befehl war dennoch klar genug zu verstehen; und dann war auch schon das Dröhnen der traditionellen tiefen Trommeln zu vernehmen.
    Wieder tappten nackte Füße über die Holzplanken des Decks, als die Mannschaft sich auf die Schlacht vorbereitete. Eigentlich war es überhaupt nicht mehr notwendig, das ganze Schiff gefechtsklar zu machen – dafür hatte Stywyrt schon vor langer Zeit gesorgt –, doch auf den Decks der Galeonen tummelten sich jetzt wahre Menschenmengen; es schien das reinste Chaos zu herrschen.
    Doch mit seinem geübten Blick erkannte Gray Harbor sofort, dass diesem scheinbaren Chaos in Wirklichkeit konzentrierte, disziplinierte Ordnung zugrunde lag. Wo eine Landratte reine Verwirrung geargwöhnt hätte, sah er die präzise Choreographie eines höfischen Balls; und die Tatsache, dass ein Großteil der Mannschaft der Taifun hier etwas tat, was ihm völlig neu war, machte diese Präzision nur noch um so beeindruckender.
    »Steuerbord laden, Master Ahlbair«, sagte Stywyrt jetzt.
    »Steuerbord-Geschütze vorbereiten und laden!«, rief Lieutenant Ahlbair, und Gray Harbor trat noch näher an die Reling des Achterdecks heran, um besser auf das Geschützdeck hinunterblicken zu können: Die Mannschaft löste die Haltetaue, mit denen die neumodischen Kanonen bislang an der Seite des Schiffes gesichert gewesen waren. Männer legten sich in die Taljen und stöhnten vor Anstrengung, um die Waffen in Bewegung zu versetzen; dann war dröhnend das Quietschen hölzerner Rollen zu vernehmen, als die massigen Kanonen über das Deck befördert wurden – man hatte das Deck extra zuvor mit Sand bestreut, damit die Geschützbedienung festeren Halt an Deck hatte. Die Kanonen auf dem Hauptdeck der Taifun waren ›Kraken‹, die Ehdwyrd Howsmyn neu hatte bohren lassen. Jede davon wog zweieinhalb Tonnen,

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