Der Krieg der Ketzer - 2
der Praxis machen, damit er nicht letzten Endes zu viel Geld in eine Fehlkonstruktion investiert.«
»Genau das habe ich auch gedacht«, pflichtete Makferzahn ihm bei. »Und gleichzeitig hat er, wie Sie ja gerade eben schon gesagt haben, das gesamte Schiffsbauhandwerk der charisianischen Navy auf den Kopf gestellt. Im Augenblick sind die Leute so damit beschäftigt, ihm Geld in den Rachen zu werfen, damit er bloß auch für sie ein Schiff entwirft, dass sie sich vielleicht einfach entschlossen haben, zu nehmen, was er ihnen anbietet, um überhaupt ein ›Original-Olyvyr-Schiff‹ ihr Eigen nennen zu können. Und«, gab der junge Spion zu, »sie haben schon reichlich Belege dafür gesehen, dass diese neue Takelung tatsächlich ziemlich genau das hält, was sie verspricht.«
»Das ist ja alles schön und gut!«, gab Maysahn zurück. »Aber ich denke, die Möglichkeit, dass er diese Schiffe in Wirklichkeit doch für die Navy baut, sollte durchaus ernst genommen werden. Und wenn dem wirklich so ist, dann sollten wir diese Möglichkeit auf jeden Fall an den Prinzen weiterleiten und uns erst dann darum kümmern, ob wir diese Vermutung nun bestätigen oder widerlegen können.«
Einen Augenblick saß er nur reglos da und dachte über die neuesten Berichte nach, dann zuckte er mit den Schultern.
»Vielleicht ergibt das für uns im Augenblick noch nicht allzu viel Sinn, aber wenigstens wissen wir schon einmal ein bisschen mehr als vorher. Gute Arbeit, Zhames. Morgen früh werde ich Captain Whaite eine Depesche nach Manchyr mitgeben.« »… ich Captain Whaite eine Depesche nach Manchyr mitgeben.«
Merlin Athrawes legte die Stirn in Falten, als Owl ihm die Aufzeichnungen all der Sonden vorlegte, die er darauf eingestellt hatte, unbemerkt stets Zhaspahr Maysahn im Auge zu behalten.
Endlose Stunden investierte Merlin in das, was er für sich selbst nur noch als ›Projekt Münchhausen‹ bezeichnete, auch wenn natürlich niemand auf ganz Safehold das verstehen konnte, aber Charis sollte sich hier ja tatsächlich ›an den eigenen Haaren‹ aus dem Sumpf ziehen. Und dieses Projekt ließ ihm deutlich weniger Zeit als ihm lieb war, sich um andere Dinge zu kümmern – wie etwa ›Maysahns Aufenthaltsort überwachen‹. Praktisch alles davon musste er im Augenblick Owl überlassen, und das beunruhigte Merlin zutiefst.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Die KI schien die Aufgabe bislang durchaus zufriedenstellend zu erfüllen. Es war Owl gelungen, Makferzahn als Mhulvayns Nachfolger zu identifizieren, und der Computer leistete auch ausgezeichnete Arbeit dabei, jemanden im Auge zu behalten, wenn Merlin das betreffende Individuum erst einmal als ›überwachungswürdig‹ kategorisiert hatte. Doch Owl war nach wie vor erschreckend nüchtern und einfallslos, aber Merlin blieb nun einmal keine andere Wahl, als der KI zu gestatten, die Aufzeichnungen eines Großteils der aktiven SNARCs zu sortieren und auszuwerten … und darauf zu hoffen, dass nichts Entscheidendes dabei übersehen wurde oder verloren ging. Einige seiner SNARCs überprüfte Merlin immer noch persönlich – etwa die, mit denen er Hektor, Nahrmahn und Erzbischof Erayk überwachte –, doch selbst bei denen war er gezwungen, sich auf Owls Spracherkennungssoftware zu verlassen, die entscheidende Schlüsselworte markierte, sodass Merlins Aufmerksamkeit stets auf möglicherweise wichtige Informationsfetzen gelenkt wurde.
Und in diese Kategorie fiel dieses Gespräch zwischen Maysahn und Makferzahn zweifellos.
In seinem abgedunkelten Gemach lehnte sich Merlin in seinem Sessel zurück und dachte angestrengt nach. Die Tatsache, dass er mit so wenig ›Schlaf‹ auskommen konnte, kam ihm hier sehr zugute – auch wenn er nicht vergessen durfte, jede Nacht sein Bett zu zerwühlen.
Sollte ich diese Information an Wave Thunder weitergeben?, sinnierte er. Früher oder später muss das ohnehin geschehen, und zumindest scheinen sie bislang noch keine Veränderungen an der Artillerie selbst bemerkt zu haben. Aber das, was sie bis jetzt schon wissen, wird jemanden wie Hektor zweifellos neugierig machen, und er wird schon bald Fragen stellen, die ich gerne noch ein wenig aufgeschoben hätte.
Wenn er Wave Thunder von dieser speziellen ›Vision‹ berichtete, dann wäre es durchaus denkbar, dass der Baron sich dafür entschied, Makferzahn und sämtliche weiteren Agenten, die bislang hatten identifiziert werden können, in Gewahrsam zu nehmen. In vielerlei Hinsicht hätte Merlin
Weitere Kostenlose Bücher