Der Krieg der Ketzer - 2
– auch in aller Öffentlichkeit –, hatte Maysahn reichlich Gründe, über die Vorstellung, sich häufiger mit Makferzahn zu treffen, alles andere als glücklich zu sein.
»Ich weiß, dass das nicht dem Zeitplan entspricht«, gab Makferzahn jetzt zurück, »aber ich bin der Ansicht, es sei wichtig.«
»Das will ich doch sehr hoffen«, grollte Maysahn, dann zuckte er mit den Schultern.
Zum Teil lag seine Reizbarkeit daran, dass Makferzahn und er jetzt in dem gleichen Straßencafé saßen – sogar am gleichen Tisch! –, wie damals an dem Tag, an dem das Attentat auf Cayleb misslungen war. Das erschien ihm wie ein schlechtes Omen, doch Maysahn sagte sich selbst, dass er sich hier nun wirklich anstelle. Tatsächlich hatte er dieses Café – und diesen Tisch – ganz bewusst ausgewählt. Das war einer der Orte, den er in seiner Tarnung als Handelshauseigner regelmäßig für geschäftliche Besprechungen nutzte, und Makferzahn – der unter der Tarnung eines Einkäufers für ein nairianisches Handelshaus auftrat, das ständig Frachtschiffe anmieten musste – hatte somit einen völlig logischen Grund, den er für diese Besprechungen jederzeit würde anführen können.
»Also gut«, sagte er dann. »Was ist denn so wichtig, dass es nicht noch zwei weitere Tage warten kann?«
»Ich habe endlich meine Leute in die Werft von King’s Harbour einschleusen können«, sagte Makferzahn, und unwillentlich richtete sich Maysahn in seinem Stuhl ein wenig weiter auf und kniff die Augen zusammen. »Ich weiß, dass es länger gedauert hat, als wir beide erhofft hatten«, fuhr Makferzahn fort, »und er war auch nur wenige Stunden dort, aber er hat zumindest einige Informationen aufschnappen können.«
»Und?«
»Und ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, gab Makferzahn zu.
»Ja, dann sitzen Sie doch nicht nur hier herum!«, herrschte Maysahn ihn an.
»Verzeihung.« Kurz schüttelte Makferzahn den Kopf, als müsse er seine Gedanken ordnen, und nahm einen Schluck von seiner Schokolade. Dann stellte er die Tasse wieder ab und beugte sich ein wenig näher zu seinem Vorgesetzten hinüber.
»Die lassen in dieser Werft ein halbes Dutzend neue Schiffe bauen«, sagte er. »Keine Galeeren – Galeonen!«
»Galeonen?« Erstaunt legte Maysahn die Stirn in Falten. »Wozu in Langhornes Namen braucht die Royal Charisian Navy denn bitte Galeonen?«
»Ja, ich weiß.« Makferzahns Achselzucken sprach beredt von seiner Frustration. »Das ergibt nicht viel Sinn, aber genau das tun die da.«
»Hat Ihr Mann da irgendetwas mitgekommen, warum die so etwas tun?«
»Niemand redet viel darüber, nicht einmal in den Tavernen und Kneipen«, gab Makferzahn zurück. »Aber nach einigen Gerüchten, die er aufgeschnappt hat, bewaffnen sie diese Dinger mit Kanonen. Mit vielen Kanonen. Laut einem der Burschen, die mein Informant so abgefüllt hat, dass er es wagen konnte, ihn ein bisschen auszuhorchen, packen die auf manche von denen dreißig oder sogar vierzig Kanonen.«
Die Falten auf Maysahns Stirn wurden noch tiefer. Das war das Dämlichste, was er in letzter Zeit gehört hatte. Natürlich, das würde vielleicht erklären, warum die da Galeonen bauten, denn Maysahn konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie man derart viele Kanonen an Bord von Galeeren würde unterbringen wollen. Aber das erklärte immer noch nicht, warum die überhaupt so viele Waffen an Bord der Schiffe unterbringen wollten. Zweifellos wären sie dann in der Lage, zahlreiche dieser Waffen auf einmal abzufeuern, bevor sie das gegnerische Schiff enterten, und das alleine würde sich gewiss schon lohnen. Aber mehr als einmal würden sie keine einzige dieser Kanonen einsetzen können, und wenn man bedachte, wie schwerfällig und schwierig zu manövrieren Galeonen nun einmal waren, war es fast unmöglich, sich einer Galeere dafür überhaupt hinreichend weit anzunähern.
»Was auch immer die im Schilde führen«, fuhr Makferzahn fort, »die scheinen das für ziemlich wichtig zu halten. Mein Informant hat die Gerüchte über Cayleb bestätigt. Der Kronprinz hat persönlich die Leitung der Aktivitäten dort übernommen, und er macht allen da mächtig Druck. Und ich fürchte, er macht seine Sache sogar richtig gut.«
»Ich wünschte, ich könnte sagen: ›Das überrascht mich‹«, gab Maysahn säuerlich zurück. »Bedauerlicherweise ist er in dieser Hinsicht seinem Vater sehr ähnlich. Das Leben könnte so schön einfach sein, wenn die beiden nur Schwachköpfe
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