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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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traten ihm auf die Stirn. Sie hatten nichts mit der morgendlichen Hitze und der Luftfeuchtigkeit zu tun.
    »Ich versichere Ihnen, Pater, dass ich niemals ein Bündnis mit jemandem eingehen würde, der sich Gott entgegenstellt!«
    Nachdrücklich schüttelte er den Kopf. »Wenn ich nur einen Augenblick lang glauben würde, dass Prinz Hektor …«
    »Vergebt mir, Euer Majestät«, unterbrach Makgregair ihn sanft. »Ich hatte nicht die Absicht, auch nur anzudeuten, Ihr oder irgendjemand in Tarot habe sich eines derartigen Vergehens schuldig gemacht. Tatsächlich hätte ich von Anfang an klar ausdrücken müssen, dass nicht Ihr für Eure Beziehung zu besagtem Regenten verantwortlich seid. Es war Euer Herr Vater, der dieses Bündnis mit dem Vater des Regenten unterzeichnet hat.«
    Gorjah hatte schon den Mund geöffnet, hatte offensichtlich etwas sagen wollen, doch nun schloss er ihn deutlich hörbar wieder. Makgregair glaubte fast sehen zu können, wie die Gedanken seines Gegenübers sich überstürzten, und er wartete geduldig ab, bis der König von Tarot sie abgeschlossen hatte.
    Allzu lange dauerte es nicht, dann straffte Gorjah die Schultern, als habe man ihm eine immense Last abgenommen. Offensichtlich hatte er befürchtet, Makgregair sei in Tranjyr, weil der Rat der Vikare irgendetwas über seine geheimen Absprachen mit Hektor von Corisande erfahren hatte. Es war alles andere als ungewöhnlich, dass der Kanzler die priesterlichen Diplomaten der Kirche aussandte, um weltliche Herrscher vor Bündnissen zu warnen, die Mutter Kirche nicht würde dulden können. Und unter normaleren Umständen wäre der Tempel über diese Ränke Hektors auch alles andere als erbaut gewesen. Die Kombination seines offensichtlichen Ehrgeizes und dem Geschick, mit dem er die Lage manipulierte, hätte ihn leichthin zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für das Gleichgewicht der Kräfte werden lassen können, das die Kirche so sorgsam zu bewahren versuchte, damit nicht einer der weltlichen Herrscher ein Übermaß an Macht und Einfluss errang.
    Dessen war sich Gorjah ebenso bewusst wie Makgregair. Und ebenso war er sich auch der Tatsache bewusst, dass der Tempel zu mehr als einer Gelegenheit das Machtstreben und die Habgier eines weltlichen Herrschers durchaus auch vorangetrieben hatte, damit er ein Gegengewicht für einen anderen Herrscher darstellen konnte, den der Rat der Vikare noch mehr missbilligte. Wenn also der persönliche Abgesandte des Kanzlers nicht gekommen war, um ihn vor Hektor zu warnen …
    »Pater«, sagte der König nach kurzem Schweigen, »nach allem, was Sie bislang gesagt haben, kann ich nur vermuten, dass Sie sich auf Haarahld von Charis beziehen.«
    »Leider ist dem so«, erwiderte Makgregair ernsthaft.
    »Es … entsetzt mich, das zu hören«, sagte Gorjah und rieb sich nachdenklich den kurzgeschnittenen Bart. »Auch wenn ich schon immer gewusst habe, dass Haarahld sich … zutiefst der Möglichkeiten bewusst ist, die der Reichtum und die Seemacht seines Reiches ihm bieten, war ich doch immer davon ausgegangen, er sei sich in gleichem Maße auch seiner Verpflichtung Gott und Seiner Kirche gegenüber bewusst. Ich versichere Ihnen, hätte ich nur einen Augenblick lang geglaubt, dem sei nicht so, hätte mich das ernsthaft und äußerst kritisch über dieses Abkommen zwischen Tarot und Charis nachdenken lassen.«
    »Vikar Zahmsyn fürchtet, die Versuchungen, die mit weltlicher Macht einhergehen, und sein zweifellos wahrhaftiges Gefühl der Verantwortung seiner Dynastie gegenüber haben Haarahld in die Irre geführt.« Makgregair hatte das Wort ›Dynastie‹ kaum merklich betont, und nun schaute er zu, wie Gorjah die Augen zusammenkniff, als er sich bewusst wurde, was das alles implizierte.
    Sonderbar, dachte Makgregair, wie gut die Vikare doch zwischen der Verantwortung eines anderen dem Land gegenüber, das er regiert, und dem Machtstreben, das seine Dynastie an den Tag legt, zu unterscheiden wissen.
    Das war nicht die Art Gedanke, die sich ein Priester eigentlich machen sollte, doch all diejenigen, die Mutter Kirche als Diplomaten dienten, mussten ein gewisses Gespür für die politischen Realitäten entwickeln, die hinter ihren jeweiligen Aufgaben standen. Über dieses Gespür verfügte Makgregair zweifellos, doch er achtete sorgsam darauf, dass seine Miene nichts von diesen Gedanken verriet, als er nun betrübt den Kopf schüttelte.
    »Uns erreichen aus Charis einige besorgniserregende Berichte«, fuhr er fort.

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