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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Kanzler eine derartige Eventualität für wahrscheinlich?«, fragte Fern; seine Stimme war sehr ruhig, sie verriet nur Nachdenklichkeit, doch seine Augen waren immer noch zu Schlitzen verengt, und Harys zuckte mit den Schultern.
    »Erneut, Euer Durchlaucht, muss ich Euch auf meine jungen Jahre und meine mangelnde Erfahrung aufmerksam machen. Es ist nur zu gut möglich, dass ich mehr in die Anweisungen des Kanzlers hineinlese, als er beabsichtigt haben mag. Doch ich selbst bin tatsächlich der Ansicht, dass er fürchtet, ein solcher Tag des unmittelbaren Konfliktes könne tatsächlich drohen. Wie wahrscheinlich er jedoch ist, das vermag ich nicht zu sagen. Doch der Kanzler wird nicht in der Lage sein, seine Pflichten zu erfüllen, wenn eine derart schreckliche Situation sich tatsächlich ergäbe, all seinen innigen Gebeten zum Trotze, wenn er nicht zuvor geeignete Schritte einleitet, um sich darauf vorzubereiten. Daher meine Reise nach Gorath.«
    »Tatsächlich?« Fern neigte den Kopf zur Seite.
    »Euer Durchlaucht, anders als die Tempel-Lande verfügt Dohlar über eine leistungsstarke Flotte«, erklärte Harys unumwunden. »Mehr noch: Ohne auch nur andeuten zu wollen, Überlegungen bezüglich materieller Güter könnten die Politik Eures Landes in gleichwelcher Form beeinflussen, stellt die Vorherrschaft von Charis auf See doch eine unmittelbare Bedrohung für die Bedürfnisse und das Streben von Dohlar dar. Angesichts derartiger Überlegungen hat der Kanzler mich aufgefordert, Euch darauf hinzuweisen, dass die Tempel-Lande und Dohlar durchaus gemeinsame Interessen besitzen. Während die Besorgnis des Kanzlers eine unmittelbare Folge seiner Pflichten als einer von Gottes obersten Hirten ist, weiß er sehr wohl, wie Charis’ zunehmender Wohlstand und Einfluss die Zukunft von Dohlar bedroht. Der Hauptgrund dafür, dass ich hierher geschickt wurde, ist, Euch über seine zunehmende Beunruhigung zu unterrichten … und Euch zu versichern, dass er – und Mutter Kirche − jegliche Ressentiments versteht, die Ihr und König Rahnyld gegenüber Charis hegen mögt.«
    Jetzt hatte Herzog Fern die Augen fast völlig zusammengekniffen.
    »Und ist der Kanzler bereit einzugreifen, sollte das erforderlich werden?«, fragte er.
    »Wie ich schon sagte, Euer Durchlaucht, er verfügt nicht über eine Seestreitmacht. Oder besser gesagt: nicht über eine Seestreitmacht, die einer derartigen Bedrohung angemessen wäre. Und es bleibt mit größter Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr genügend Zeit für die Tempel-Lande, ihre Seestreitkräfte hinreichend auszudehnen. Wie dem auch sei …« – nun blickte Harys dem Herzog geradewegs in die Augen – »… die Schatzkammern der Tempel-Lande sind wohlgefüllt. Sollte es erforderlich werden einzugreifen, so werden, da bin ich sehr zuversichtlich, der Kanzler und der Großvikar sehr wohl die Verantwortung von Mutter Kirche erkennen, den Schwertarm eines jeden Prinzen oder Königs zu unterstützen, der Gottes Plan zu verteidigen bereit ist.«
    Einige Sekunden lang herrschte völlige Stille im Arbeitszimmer, dann nickte Fern langsam.
    »Ich danke Ihnen, mich auf diese Gegebenheiten aufmerksam gemacht zu haben, Pater. Ich versichere Ihnen, dass ich Seine Majestät so schnell wie möglich über die Besorgnis des Kanzlers unterrichten werde, und auch über Ihre Analyse der … Beschränkungen, denen er unterworfen ist. Auch wenn ich derzeit selbstverständlich nicht im Namen des Königs sprechen kann, bin ich mir doch sicher, dass er von mir verlangen würde, Sie zu bitten, den Kanzler darüber zu informieren, dass er als treuer Sohn von Mutter Kirche wie stets bereitsteht, sie gegen jegliche Bedrohung zu verteidigen.«
    »Euer Durchlaucht, ich sehe, dass Euer Ruf, ein gütiger und frommer Mensch zu sein, sehr wohl berechtigt ist.« Wieder verneigte sich Harys. »Ich werde Eure Worte unmittelbar an den Kanzler weiterleiten. Und selbstverständlich …« – wieder blickte er auf und schaute dem Herzog in die Augen – »… werde ich Euch über sämtliche Nachrichten informieren, die mich erreichen.«

August, im Jahr Gottes 891

.I.
    Palast des Erzbischofs, Tellesberg
    »Eure Eminenz.« Bischof-Vollstrecker Zherald Ahdymsyn verneigte sich, um den Ring von Erzbischof Erayk Dynnys zu küssen, nachdem der Erzbischof in den erzbischöflichen Palast geführt worden war. Auch wenn dieser Palast offiziell Dynnys’ Residenz war, war er zugleich doch Ahdymsyns Zuhause, und wie stets war es für den

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