Der Krieg der Ketzer - 2
räusperte sich Ahdymsyn.
»Zu den erfreulicheren Angelegenheiten gehört die Bereitschaft, mit der die Zehnten des Erzbistums entrichtet wurden«, sagte er dann deutlich fröhlicher. »Das soll nicht heißen, es habe nicht ein gewisses Maß an Unmut gegeben – das gibt es immer −, und auch nicht ein gewisses Maß an Bitten, mildernde Umstände walten zu lassen. Ich habe mir erlaubt, einige Milderungen zu billigen – Euer Einverständnis natürlich vorausgesetzt.
Die Ländereien und Landhäuser der Kirche, ganz zu schweigen von den Mönchs- und Nonnenklöstern, sind im Allgemeinen in einem durchaus zufriedenstellenden Zustand. Die Verwaltung von einem oder zwei unserer Landhäuser auf Margaret’s Land bereitet mir ein wenig Sorgen, aber im Großen und Ganzen habe ich nur wenig Anlass zu Beschwerden oder Kritik. Was diese beiden betrifft …« »Eure Eminenz.«
Mit großen, forschen Schritten durchquerte Pater Paityr Wylsynn Erzbischof Erayks großes, luxuriös möbliertes Arbeitszimmer. Vor dem Erzbischof beugte er ein Knie und neigte den Kopf, um Dynnys’ Ring zu küssen, dann verharrte er in dieser Position, bis Dynnys ihn sanft an der Schulter berührte.
»Erheben Sie sich, Pater«, sagte der Erzbischof, und Wylsynn kam der Aufforderung nach.
Dann schob er die Hände in die Ärmel seiner Soutane und wartete schweigend, sein Gesichtsausdruck war aufmerksam und respektvoll gleichermaßen, und Dynnys schaute ihn nachdenklich an.
Er sieht wirklich aus wie ein Wylsynn, dachte der Erzbischof. Diese auffallende Nase und die störrische – manche mögen sogar sagen: ›halsstarrige‹ – Art und Weise, die Lippen zu schürzen, kamen ihm nur allzu bekannt vor; doch noch etwas anderes war an diesem jungen Mann auffällig. Es hatte irgendetwas mit seinen grauen Augen zu tun … oder vielleicht damit, wie er die Schultern hielt. Es wirkte nicht aufsässig oder respektlos. Tatsächlich hatte es fast schon etwas … auffallend Friedliches.
»Ich weiß zu schätzen, wie zügig Sie meiner Bitte, Ihre Schlussfolgerungen bezüglich der neuen Vorgehensweisen und Gerätschaften erneut zu prüfen, die im Laufe des letzten Jahres in Charis eingeführt wurden, nachgekommen sind, Pater.«
»Es erfreut mich, dass ich in der Lage war, Euch Genüge zu tun, Eure Eminenz.«
»Ja. Also …« Dynnys drehte sich herum, hinkte dann hinter seinen Schreibtisch und ließ sich in seinen bequemen Sessel sinken, »… auch wenn ich zu schätzen weiß, wie zügig Sie reagiert haben, ist mir doch der Gedanke gekommen, ich könnte Sie vielleicht ein wenig zu sehr gehetzt haben. Sind Sie sicher, dass Sie sich genügend Zeit nehmen konnten, Ihre eigenen Einschätzungen hinreichend zu überprüfen?«
Ruhig blickte er dem jungen Oberpriester in die Augen. Jeglicher Geistlicher mit einem ähnlich hohen Rang im Tempel oder in Zion hätte diese Bemerkung sofort verstanden. Wylsynn hingegen erwiderte nur ungerührt den Blick und nickte.
»Jawohl, Eure Eminenz, das bin ich, danke der Nachfrage.«
»Also bleiben Sie bei Ihrer ursprünglichen Einschätzung, dass es hier keinesfalls zu Übertretungen der Ächtungen gekommen ist? Dass keinerlei Bedarf seitens der Kirche besteht, vorsorgliche Hinweise auszusprechen? Dass keinerlei Billigungen widerrufen werden müssen?«, setzte Dynnys freundlich nach.
»Jawohl, Eure Eminenz, das tue ich.«
»Ich verstehe.«
Reglos schaute Dynnys den rothaarigen jungen Intendanten weiterhin an, und in ihm stieg zunehmende Frustration auf. Wylsynn konnte doch unmöglich den politischen Realitäten der Kirche gegenüber so blind sein, wie er das hier an den Tag legte, doch seine Gelassenheit war wie ein Schutzschild, der ihn gegen alle vorsichtigen Seitenhiebe des Erzbischofs feite.
Die ›Vierer-Gruppe‹ wollte einen Beweis dafür, dass Dynnys hier etwas unternahm … und dass Charis seinem Erzbischof gegenüber gehorsam genug war, sodass es für sie nicht erforderlich sein würde, selbst einzugreifen. Und wenn er anordnete, dass eine einmal erteilte Billigung widerrufen wurde und Charis das akzeptierte – und er war sich sicher, dass das Königreich das akzeptieren würde –, dann hätte er einen schlagenden Beweis dafür, dass er die Lage vollständig im Griff hatte. Doch wenn Wylsynn ihm keinerlei Gelegenheit dafür bot, dann gab es für ihn auch keinerlei Möglichkeit, hier aktiv zu handeln.
Bei einem anderen Intendanten wäre Dynnys vielleicht versucht gewesen, ihm die ausdrückliche Anweisung zu
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