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Der Krieg der Ketzer - 2

Der Krieg der Ketzer - 2

Titel: Der Krieg der Ketzer - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Euch während Eures Aufenthalts in Eurer Gemeinde würde zu Diensten sein können, Euch an mich wendet.«
    »Selbstverständlich, Pater.« Dynnys erhob sich, streckte die rechte Hand über seinen Schreibtisch, und wieder verneigte sich Wylsynn und küsste den bischöflichen Ring. »Gehen Sie mit meinem Segen, Pater.«
    »Ich danke Euch, Eure Eminenz«, gab Wylsynn zurück.
    Während der Unterpriester sich zurückzog und lautlos die Tür hinter sich schloss, nahm Dynnys wieder in seinem Sessel Platz. Einige Sekunden lang starrte der Erzbischof blicklos die Tür an, dann wandte er sich wieder Pater Symyn zu, der nach wie vor an seinem eigenen Schreibtisch saß.
    »Also, Symyn, was steht als Nächstes für heute Morgen auf dem Plan?« »Das ist wirklich ein ausgezeichneter Brandy, Zherald«, merkte Erzbischof Erayk an, hielt sich das große, tulpenförmige Glas unter die Nase und sog tief das Aroma ein.
    »Ja, das ist er«, stimmte Ahdymsyn zu. »Das war ein Geschenk des Priors von Sankt Trevyr.« Er lächelte mild. »Ich habe den Prior nicht gefragt, woher er stammt.«
    »War vielleicht auch gut so«, gab Dynnys zu und lachte leise, dann warf er einen Blick über die Schulter.
    »Ich denke, Sie haben für heute wahrlich genug gearbeitet, Symyn«, sagte er zu seinem Sekretär. »Legen Sie Ihren Federkiel beiseite und schenken Sie sich auch ein Glas ein.«
    »Wenn Ihr Euch sicher seid, Eure Eminenz? Ich habe nichts dagegen einzuwenden, noch einige Notizen anzufertigen«, gab Shumakyr zurück.
    »Unfug!« Dynnys schüttelte den Kopf. »Sie mögen ja bereit sein, noch weitere Notizen anzufertigen, aber ich habe einen langen, harten Tag hinter mir. Ich habe nicht die Absicht, heute noch irgendetwas zu besprechen, über das Protokoll würde geführt werden müssen.«
    »Sehr wohl, Eure Eminenz.«
    Sorgfältig reinigte der Sekretär seinen Federkiel und verstaute ihn, dann verschloss er sein Tintenfass und ordnete mit gleicher Sorgfalt auch sämtliche seiner Papiere, bevor er die Klappe seines Schreibtisches schloss. Erst dann ging er zu dem Beistelltisch hinüber und goss sich, wie aufgefordert, einen Brandy ein.
    Durch das Fenster in Dynnys’ Arbeitszimmer konnte man erkennen, dass die Sonne schon fast hinter dem westlichen Horizont verschwunden war. Der Erzbischof weilte jetzt seit achtzehn Tagen in Tellesberg, und es waren wirklich anstrengende Tage gewesen. Ahdymsyn sah sich gezwungen, sich selbst gegenüber einzugestehen, dass Dynnys sich den zahlreichen Problemen mit einer Tatkraft und Entschlossenheit gewidmet hatte, die der Bischof-Vollstrecker nie zuvor bei ihm erlebt hatte.
    »Ich muss sagen«, setzte der Erzbischof nach kurzem Schweigen an und stützte die Füße auf einen reich bestickten Ottomanen, »dass ich in mancherlei Hinsicht immens erleichtert bin. Das soll natürlich nicht heißen …« – er warf Ahdymsyn einen scharfen Blick zu – »…, dass es nicht andere Dinge gibt, die mich nach wie vor ein wenig beunruhigen.«
    »Ist es denn nicht immer so, Eure Eminenz?« Der Bischof-Vollstrecker gestattete sich ein kleines, vorsichtiges Lächeln.
    »Ja. Ja, das ist es wirklich«, seufzte Dynnys.
    Einen winzigen Moment lang wirkte er um Jahre gealtert, gezeichnet von der Sorge ebenso wie der Erschöpfung, die eine Folge dieses immensen Arbeitspensums war, das er sich im Laufe der letzten dreieinhalb Fünftage auferlegt hatte. Zu seiner eigenen großen Überraschung verspürte Ahdymsyn einen Hauch von Mitgefühl, das nichts – oder zumindest fast nichts – mit seiner eigenen Position und seinem eigenen Ehrgeiz zu tun hatte.
    »Ich habe die Rohfassung meines vorbereitenden Berichtes abgefasst«, fuhr Dynnys fort, nachdem er einmal an seinem Brandy genippt hatte. »Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn Sie ihn sich morgen Früh anschauen könnten. Gewähren Sie mir bitte Ihre eigenen Ansichten dazu.«
    »Selbstverständlich, Eure Eminenz.« Es gelang Ahdymsyn, sich keinerlei Überraschung anmerken zu lassen, doch diese Bitte war zumindest äußerst ungewöhnlich.
    Selbstverständlich ist das nicht allzu überraschend, wenn man bedenkt, wie … vorsichtig er diesen Bericht abfassen muss, dachte der Bischof-Vollstrecker dann. Und wenigstens hat er mich nicht gebeten, ihn ebenfalls zu unterzeichnen!
    Kurz verspürte er etwas, das sich fast wie ›Scham‹ anfühlte. Was auch immer sonst wahr sein mochte, zumindest war ein Großteil der möglichen Probleme, die Dynnys hier hatte, nicht seine Schuld. Er hatte

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