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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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voran, Denile folgte hinter ihr. Als der Gang enger wurde, bückte sie sich erst, dann kroch sie nur noch. Die Zeit verschwamm, und Camila konnte nicht sagen, wie lange sie unterwegs waren. Das Atmen fiel ihr schwer. Es war, als würde ein großes Gewicht auf ihr lasten. Jedes Mal, wenn sie die rauen Felswände berührte, fühlte sie sich, als ob die Erde sie verschlingen wollte.
    Aber wurde die Decke langsam wieder höher, bevor der Gang plötzlich in eine große Höhle mündete. Das Licht ihrer Laterne wurde funkelnd von den Wänden reflektiert, und Camila glaubte schon, Juwelenadern entdeckt zu haben, da bemerkte sie, dass die Wände nur feucht waren. Wasser lief an ihnen herab, ohne eine klar erkennbare Quelle zu haben. Es war kühl und sehr still. Obwohl sie noch immer tief in den Eingeweiden der Welt war, atmete Camila auf.
    » Wir machen hier Rast«, entschied sie. » Esst etwas, trinkt. Dann ziehen wir weiter.«
    Vielleicht lag es an den düsteren Gedanken ob ihrer Flucht, vielleicht am Einfluss des Dunkelgeists oder auch daran, dass dieser Ort so sehr wie ein heiliger Tempel wirkte – jedenfalls wurde kaum ein Wort gewechselt, während sie Brot und Käse verzehrten und klares Wasser tranken. Gern hätte Camila länger verweilt, aber noch befürchtete sie, dass ihnen Verfolger auf den Fersen waren, also stand sie bald wieder auf und trieb ihre kleine Gruppe an.
    Sie folgten der rechten Höhlenwand, bis sie zu einem weiteren Tunnel kamen. Denile schloss die Augen und konzentrierte sich. Dann nickte er bedächtig. » Dies ist ein guter Weg.«
    Niemand fragte, woher er das wusste. Camila hoffte nur, dass er die Geister richtig verstand.
    Trotz ihrer Sorgen trat sie ohne zu zögern in die dunkle Öffnung. Dieser Gang war breiter und höher. Die Wände waren nicht mehr feucht, aber der Stein war dennoch sehr dunkel, der Boden uneben.
    Unvermittelt begann einer der Geistseher zu singen. Es war eine alte Weise, langsam und getragen, die von den Nöten eines jungen Wlachaken erzählte, der, um seiner Liebsten seine Hingabe zu beweisen, in eine Höhle hinabstieg, um ihr aus der Tiefe einen Kristall zu bringen. Unwillkürlich stimmte Camila mit ein, und auch die anderen sangen mit. Selbst das Echo schien zu dem Lied zu gehören, verwandelte es in einen Kanon. Aus der kleinen Gruppe wurde eine Gemeinschaft, allein durch die Kraft ihrer Stimmen, dem Einklang, in dem sie sangen.
    Selbst als das Lied verklang, blieb dieses Gefühl bestehen, und es vertrieb alle düsteren Gedanken.
    » Spürt ihr das?«, fragte Arós plötzlich aufgeregt. Camila blieb stehen. Erst wusste sie nicht, was er meinte, aber dann begriff sie. Ein leiser Lufthauch, kaum wahrnehmbar, strich über ihre Wange.
    » Die Trolle hatten Recht«, sagte sie erleichtert. » Dieser Gang führt zurück an die Oberfläche.«
    Schnell liefen sie weiter. Camila rechnete jeden Moment damit, Licht vor sich zu sehen, aber der Gang wand sich durch den Fels, und es verging noch lange Zeit, bis vor ihnen ein hellerer Fleck in der Dunkelheit auftauchte.
    » Dort!« Es kostete Camila große Selbstbeherrschung, nicht loszurennen. » Wir schlagen uns von hier nach Dabrân durch«, erklärte sie. » Von dort aus senden wir Boten.«
    Der helle Fleck entpuppte sich als ein Stück Nachthimmel. Sie traten weit oben im Felsen ins Freie. Zu ihrer Linken ragten die Südlichen Sorkaten in die Höhe. Der Mond war durch einige dünne Wolkenbänder verdeckt, zwischen denen Sterne funkelten. Ein erfrischender Wind vertrieb die drückende Schwere der Höhlen.
    Der Abstieg von hier aus würde nicht einfach sein, aber Camila konnte selbst in der Dunkelheit sehen, dass er möglich war. Sie mussten nur bis Tagesanbruch warten, dann konnten sie ihn beginnen.
    Unter ihnen erstreckten sich dunkle Wälder. Im Westen war ein heller, rötlicher Schimmer am Horizont zu erkennen. Camila zog die Brauen zusammen.
    » Was ist das?«, fragte Arós.
    Es schnürte Camila die Kehle zu, als sie die Wahrheit erkannte.
    » Das ist Dabrân«, flüsterte sie. » Dabrân brennt.«

36
    W as meinst du damit?«
    Einige Jäger seines Stammes waren ihnen gefolgt, hielten jedoch auf Kerrs Zeichen hin Abstand. Er fürchtete nicht, dass Tarka ihn angreifen würde. Im Gegenteil, gerade sah sie so aus, als wäre sie besiegt worden.
    » Alle haben erwartet, dass ich die Führung des Stammes übernehme. Ich bin die stärkste Trollin, ich bin die beste Jägerin, und ich bin … Pards Tochter.«
    » Ich weiß.« In Gedanken

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