Der Krieg der Trolle
ich, dass nicht einmal der Tod Pard aufhalten konnte.«
Ein Dreeg fuhr über und durch sie hinweg. In diesem winzigen Moment waren sie eins mit allem um sie herum.
» Mein Stamm ist verschollen«, erklärte Tarka unvermittelt. » Allein kann ich mich nicht auf die Suche machen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
» Bleib hier«, erklärte Kerr. » Wir werden die anderen Stämme warnen müssen. Es gibt viel zu tun, und unsere Feinde sind zahlreich. Wir können deine Klauen – und deinen Kopf – gut gebrauchen.«
Sie fletschte die Zähne zu einem Furcht einflößenden Grinsen. » Du bist im Kampf jedenfalls nutzlos«, stichelte sie, ehe sie sich verbesserte: » Na ja, fast nutzlos.«
» Wirst du bleiben?«
» Fürs Erste. Aber ich muss nach Rask und den anderen suchen. Wenn sie nicht tot sind, ist mein Platz an ihrer Seite.« Sie kratzte sich am Kinn. » Ich sollte mit Res reden, wenn ich bleiben will.«
Kerr nickte. » Ich kann …«
» Schon gut«, fiel sie ihm ins Wort und wandte sich ab.
Er sah ihr nach, als sie durch die Kaverne schritt. Jetzt ging sie wieder hoch aufgerichtet. Eine große Trollin, geschickt und gefährlich, eine geborene Jägerin, bereit, sich allen Feinden brüllend entgegenzuwerfen und es mit der ganzen Welt aufzunehmen.
Ob noch jemand Tarkas andere Seite kennt? Kerr konnte das kaum glauben. Wir haben uns verändert, erkannte der Troll. Durch unseren Kontakt mit den Menschen. Er konnte nicht sagen, ob es zum Besseren oder zum Schlechteren war, aber das, was Druan vor vielen Dreeg gesät hatte, trug langsam Früchte.
Viel musste getan werden, doch erst einmal ging Kerr von Troll zu Trollin, redete mit allen, ließ sich von den Ereignissen während seiner Abwesenheit berichten und erzählte im Gegenzug von allem, was er getan und erfahren hatte. Nach und nach versammelte sich der ganze Stamm um ihn herum und lauschte seinen Erzählungen. Es war gut, wieder in ihrer Mitte zu sein, bei den Trollen, zu denen er gehörte, die ihn kannten und sein Wort achteten.
Erst jetzt, da er wieder hier war, bemerkte Kerr, dass er dieses Gefühl vermisst hatte. Einst hatte S ten ihm gegenüber diese Gedanken als Heimweh beschrieben, auch wenn der Wlachake damit mehr einen Ort gemeint hatte. Aber auch darin hatte ein Verlangen nach der Gemeinschaft mitgeschwungen, das Kerr nur allzu gut nachvollziehen konnte.
Der Angriff der Schuppenwesen war das Ungewöhnlichste, was dem Stamm zugestoßen war. Ansonsten gab es nur Geschichten von Jagden, sowohl gelungenen und als auch solchen ohne Erfolge, von Streitigkeiten, Versöhnungen und Missgeschicken. Es war beruhigend normal.
Wie viel Zeit vergangen war, konnte Kerr schon bald nicht mehr sagen, zu sehr verlor er sich in der Freude des Augenblicks. Erst als Prem mit zwei Jägern in die Kaverne zurückkehrte, bemerkte er, dass seine Beine steif waren vom langen Sitzen auf dem harten Boden und er großen Durst hatte. Während er einige große Schlucke aus einem der Teiche nahm – das Wasser schmeckte erdig und leicht salzig – und seine Glieder streckte, beriet sich Prem kurz mit Res, der grimmig nickte.
» Es kommen Trolle«, erklärte der Anführer schließlich laut. » Emrens Stamm. Ich habe ihnen erlaubt, hier zu lagern.«
Kerr erhob sich. Dass zwei Stämme eine gute Höhle teilten, war ungewöhnlich, kam aber vor. Zumindest, solange kein Zwist zwischen ihnen herrschte – der allerdings nach einiger Zeit meist doch ausbrach, denn Trolle verschiedener Stämme dachten oft, dass sie sich gegenseitig ihre Stärke und Wildheit beweisen müssten. Wenn sich Stämme nicht über den Anspruch auf einen Lagerplatz einigen konnten, kämpften für gewöhnlich zwei ihrer Jäger gegeneinander. Der Stamm des Siegers blieb, die Verlierer mussten den Ort verlassen.
Seit Kerrs Ratschläge oft gehört wurden, waren diese Streitigkeiten allerdings seltener geworden. Eine gute Höhle bot Schutz und Wasser; es gab nicht so viele von ihnen. Schon Druan hatte erkannt, dass die Schwäche der Trolle in ihrer Zerrissenheit lag, in den Spaltungen zwischen Stämmen und Anführern, und er hatte darauf hingewirkt, diese zu verringern.
Kerr konnte Res’ Entscheidung nur recht sein. Emrens Stamm war groß, seine Jäger geschickt. Die könnten sie vor den Schuppenviechern warnen, und vielleicht hatten sie auch von Rasks Stamm gehört. Kerr hoffte, dass es dann gute Nachrichten waren, denn er konnte Tarkas Zorn auf sich selbst gut nachvollziehen.
Langsam ging er zu Res, der
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