Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
und schien zu überlegen. Unter den Blicken seiner Berater zog Artaynis sich den Morgenmantel enger um den Leib. Ihr wurde unvermittelt bewusst, dass alle anderen vollständig bekleidet und gerüstet waren, während sie fast nichts trug.
    » Ich habe mich lediglich dazu entschlossen, dieses Problem nicht auf die lange Bank zu schieben. Wir sollten gleich etwas deswegen unternehmen.«
    » Ohne, dass du mit Natiole gesprochen hast?«, fragte Artaynis, bereute ihre Worte aber sogleich, als Ionnis ihr einen kalten Blick zuwarf. Vermutlich war es keine gute Idee gewesen, ihn inmitten seiner Berater daran zu erinnern, dass sein Bruder im Rang über ihm stand.
    » Ich werde ihm eine Nachricht senden und ihn von dem, was ich plane, in Kenntnis setzen. Aber brauche ich neuerdings für jede meiner Entscheidungen die Erlaubnis des Voivoden?«
    Artaynis schüttelte den Kopf, unschlüssig, was sie erwidern sollte. » Wird es Krieg geben?«, fragte sie leise.
    Die Berater sahen einander an, doch niemand sprach.
    » Mach dir keine Sorgen«, erklärte Ionnis schließlich. » Kehre zurück in dein Gemach. Es ist wirklich noch sehr früh.«
    » Vielleicht kann ich helfen? Immerhin …«
    » Nein«, unterbrach er sie rüde. » Das sind barbarische Wlachaken, das ist nichts für dich.«
    Verletzt hielt sie inne. Seit wann hat Ionnis solche Anwandlungen? Ist das eine Art ritterlicher Instinkt, um mich zu schützen? Und wieso denkt er, dass ich Angst vor den Stämmen des Hochlands habe?
    Artaynis hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie entlassen war, was ihr ganz und gar nicht gefiel. Sie erwog, noch etwas zu sagen, zog sich dann aber wortlos zurück und schloss die Tür hinter sich. Eigentlich wollte sie nicht lauschen, aber Ionnis’ unhöfliches Verhalten ärgerte sie, also blieb sie stehen.
    » Ich will unsere Reiter in der Nähe haben. Wir ziehen die Bogenschützen um den Hof zusammen«, fuhr er fort. » Niemand soll entkommen.«
    » Wenn sie sich auf das Treffen einlassen, können wir ihre Anführer ausschalten, bevor sie die Möglichkeit zur Gegenwehr haben«, meldete sich eine Frauenstimme zu Wort. » Aber das wird die Stämme nur noch mehr gegen uns aufbringen. Sie werden sich daraufhin vielleicht zusammenschließen, sich gemeinsam um einen neuen Anführer scharen …«
    » Wir wissen, was das bedeuten könnte«, sagte eine Männerstimme, die Artaynis mühelos als die Simeans erkannte. » Überfälle. Plünderungen in großem Maße.«
    » Ja«, entgegnete Ionnis, » doch das ist eine Gefahr, mit der die Menschen im Mardew schon immer leben mussten. Bisher haben die Kriege gegen die Masriden und gegen die Dyrier verhindert, dass wir etwas dagegen unternehmen konnten, aber diese Zeiten sind nun vorbei. Wenn sie es wagen, auch nur ein Haus auf unserem Boden zu plündern, werden wir ihnen entgegenziehen und die Gefahr aus den Hochtälern ein für alle Mal beseitigen.«
    Artaynis fuhr sich mit der Hand über die Stirn und fragte sich, ob sie vielleicht immer noch im Bett lag und die ganze Szene vor ihr nicht mehr als ein Albtraum war. Wo nur war der junge Mann geblieben, den sie im Imperium kennengelernt hatte? Der Bojar, dessen diplomatisches Geschick allgemein gerühmt wurde? Der sich Tag und Nacht für Versöhnung und Frieden einsetzte?
    Ionnis’ Stimme riss sie aus ihren Gedanken. » Das hier«, es folgte ein dumpfes Geräusch, als habe er seine Klinge ins Holz gerammt, » ist nur der Anfang. Unsere Ländereien haben zu lange unter diesen Angriffen gelitten. Es wird Zeit, dass wir ihnen eine Lektion erteilen, damit sie wissen, dass ihre Feindseligkeiten nicht unbeantwortet bleiben.«
    » Selbst wenn das Krieg bedeutet, Herr?«, fragte Simean.
    » Selbst dann«, erklärte Ionnis mit fester Stimme, und Artaynis erschauderte.

1 2
    N och lag der Wald ruhig da. Natiole bahnte sich so leise wie möglich einen Weg durch das dichte Unterholz. Um ihn herum war alles grün; Farne wuchsen höher als ein Reiter, Büsche und Stauden verdeckten den Waldboden. Vögel zwitscherten in einiger Entfernung, aber in der Nähe war es still – die Tiere hatten ihn längst bemerkt und verbargen sich.
    Der Wald seiner Heimat wirkte in diesem Augenblick beinahe fremd auf Natiole. Er hatte etwas Urtümliches an sich, eine fast schon erdrückende Atmosphäre, sodass viele Wlachaken und auch Masriden den Wald mieden, soweit es ihnen möglich war. Schon ohne seine gefährlicheren Bewohner war der Wald kein Ort für Menschen.
    Ein Ast brach. Natiole duckte

Weitere Kostenlose Bücher