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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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hatte er immer alles richtig gemacht. » Ja.«
    » Du irrst dich. Meine Mutter hat mir erzählt, wie sehr er es zu Beginn gehasst hat.«
    Ihre Worte nahmen Natiole fast den Atem. » Das ist unmöglich!«
    Wendig wie ein Fisch schwamm Ana um den Felsen herum bis zu einer Stelle, an der die Strömung schwächer war. » Er war ein Krieger, Nati. Er hat Frauen und Männer im Kampf angeführt. Es war seine Gabe, dass sie ihm folgten. Aber ein Land regieren? Ein ganzes Volk? Er hat das nie gewollt, und er wusste davon so wenig wie du und ich. Dein Vater war ein guter Herrscher, weil er sich niemals sicher war. Er hat seine Entscheidungen immer hinterfragt, nichts als gegeben hingenommen.«
    » Er schien stets so sicher, so selbstbewusst.«
    » Zum einen war er zu der Zeit, an die du dich vermutlich erinnerst, schon lange Fürst, zum anderen bist du sein Sohn und idealisierst ihn rückblickend. Ich versichere dir, meine Mutter kannte ihn besser als jeder sonst, vielleicht mit Ausnahme von Viçinia. Das Verhältnis meines Vaters zur Macht, das war eine ganz andere Geschichte.«
    » Inwiefern?«
    » Tamár war von klein auf dazu erzogen worden, Marczeg zu werden. Für ihn war es sein Recht, die Masriden anzuführen. Er hat nie an sich gezweifelt. Außer, wenn er mit meiner Mutter zusammen war, nehme ich an.«
    Natiole strich sich gedankenverloren über das Kinn. Dass Flores’ Weigerung, Tamár Békésar zu heiraten, für diesen schwierig zu akzeptieren gewesen sein mochte, ließ sich leicht glauben. Aber dass sein Vater, der von allen verehrte und geliebte S ten cal Dabrân, sich seiner Sache nicht immer absolut sicher gewesen sein sollte, schien dem jungen Wlachaken unglaublich.
    » Zum Glück war mein Vater als Herrscher beliebt. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es mir nun ginge, wenn dem nicht so gewesen wäre«, fuhr Ana fort.
    » Wie meinst du das?«
    » Ich reise das halbe Jahr durch das Land. Besuche die Barós, erinnere sie daran, wer in Ardoly herrscht. Diejenigen, die mir treu sind, belohne ich auf hunderterlei Arten, die anderen schüchtere ich ein, oder ich kaufe sie oder behalte sie einfach nur im Auge. Ich muss ständig achtgeben, darf niemals glauben, dass mein Thron gefestigt und meine Macht sicher ist. Ohne Sciloi, ihr Wissen und ihren Rat wäre ich längst abgesetzt, vertrieben oder Schlimmeres.«
    » Kannst du ihr vertrauen?«
    » Vertraust du Phryges?«, fragte Ana mit vielsagend gehobenen Brauen zurück.
    » Genug, um auf seinen Rat zu hören.«
    » Siehst du. Ebenso geht es mir mit Sciloi. Ihre Loyalität gilt dem alten Fuchs Sargan, aber solange ich ihm nützlich bin, haben wir dasselbe Ziel. Und ich bin ihm sicherlich nützlicher als alle diese Masriden, die sich nichts sehnlicher wünschen, als mir die Kehle durchzuschneiden und mich in den Magy zu werfen.«
    » Ich wusste nicht, dass es so gefährlich für dich ist«, murmelte Natiole. » Ich dachte, du hättest deinen Teil des Landes zwischen den Bergen fest im Griff.«
    Er seufzte. Marczeg Tamár mochte sich seines Rechts zu herrschen sicher gewesen sein, am Ende war er doch umgebracht worden. Ionna, die Löwin von Désa, Natioles Tante mütterlicherseits, war in der Schlacht gefallen, ebenso wie sein Vater. Von den alten Herrscherfamilien der Masriden war kaum noch jemand übrig, und er selbst und Ionnis waren die letzten Wlachaken, die noch das Blut des Hauses cal Sare s in sich trugen. In unserer Heimat sterben die Könige und Fürsten nur selten im Bett. Viel zu oft ist kalter Stahl ihr Los.
    » Hast du das gehört?«
    Anas Frage riss ihn aus seinen Gedanken.
    Er konzentrierte sich, wusste aber nicht, was sie meinte. » Nein.«
    Schnell sprang Ana aus dem Wasser und auf den Felsen. Natiole blickte sich um, sah und hörte aber nichts. » Was ist denn?«
    » Im Wald, auf dieser Seite des Flusses. Eine Stimme.«
    Schon bevor sie ihre Hose anzog, hatte sich Ana ihren Schwertgurt umgeschnallt. Dann streifte sie ihr Hemd über und schlüpfte in ihre Weste. Wasser tropfte aus ihrem nassen Haar.
    » Vielleicht ist es Ciprios? Er könnte …«
    Ein Pfeil sirrte an ihm vorbei, verschwand im schattigen Dämmerlicht des Waldes. Am anderen Ufer tauchten Gestalten auf. Natiole nahm sich keine Zeit, sie genauer zu betrachten, sondern warf sich zu Boden und zog seine Klinge. Weitere Pfeile flogen um ihn herum, bohrten sich mit dumpfem Schlag in Boden und Bäume.
    » Bastarde«, fluchte Ana auf Dyrisch. Sie kniete hinter einem Baumstamm mit dem Schwert

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