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Der Krieg der Trolle

Der Krieg der Trolle

Titel: Der Krieg der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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erkennen sie nicht, dass sie gemeinsam besser leben könnten?
    » So, wie es jetzt ist, ist es gut«, sagte Ana. » Mehr können wir nicht erreichen. Die Wunden sind noch da, der Hass. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt jemals verschwinden wird. Ich kenne junge Masriden, Kriegerinnen, Beamte, die erst nach Zorpads Tod geboren wurden und die dennoch Ionnas Namen mit Wut nennen und deinem Haus den Tod mit aller Macht wünschen. Gegen diesen Zorn kommt kein Sterblicher an, Natiole. Ich nicht, du nicht. Wir können nur versuchen, Frieden zu wahren, so gut es uns eben möglich ist.«
    Natiole nickte, auch wenn er lieber vor Wut geschrien hätte. Das Land war zerrissen, war es immer gewesen, und alle Träume von einem geeinten Wlachkis, von Frieden und Wohlstand, waren so fern, wie sie es schon waren, als sein Vater einst in einem Käfig zum Sterben in den Wald gehängt worden war.

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    M it einem Mal war Artaynis hellwach. Es war, als habe sie ein Geräusch gehört, aber sie konnte sich nicht erinnern, was es gewesen war. Zuerst fürchtete sie, von einem Beben geweckt worden zu sein, aber um sie herum blieb alles ruhig. Einige Herzschläge lang schloss sie die Augen und lauschte. Sie fühlte sich plötzlich unsicher und verletzlich. Als wäre jemand mit ihr in dem Zimmer, auch wenn sie nichts hören konnte. Ihre Finger kribbelten, und sie schluckte, aber dann nahm sie ihren Mut zusammen und glitt aus dem Bett.
    Langsam und gewissenhaft, wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie keine Eile hatte, zündete sie eine der Kerzen auf dem Tisch an, und das warme Licht der kleinen Flamme erhellte den Raum und vertrieb nicht nur die Schatten, sondern auch ihre Unruhe. Niemand war bei ihr, sie war allein. Diese Erkenntnis weckte eine neue Sorge in ihr: Ionnis hätte längst zurück sein müssen.
    Draußen vor der Tür ertönte ein Poltern, als hätte jemand einen schweren Gegenstand fallen lassen. Artaynis räusperte sich, um ihre Stimme wiederzufinden.
    » Hallo? Ist da jemand?« Sie erhielt keine Antwort.
    » Ionnis?«, rief sie halblaut, als sie die Tür ihres Schlafgemachs öffnete.
    » Dreimal verflucht«, ertönte Ionnis’ Stimme gedämpft aus dem Korridor. » Ich bin hier.«
    Artaynis stieß vor Erleichterung den angehaltenen Atem aus. Die nächtliche Festung mit all ihren Erinnerungen an große Schlachten und furchtbare Belagerungen hatte offenbar dazu beigetragen, ihren Nerven einen Streich zu spielen.
    Ionnis bog um die Ecke, seinen Schwertgürtel in der Hand.
    » Bist du gerade erst wiedergekommen?«, fragte sie.
    Er nickte geistesabwesend und ging an ihr vorbei ins Schlafgemach. Ohne einen Kuss oder eine Umarmung, wie sie bemerkte.
    » Und, was habt ihr gefunden?«
    » Nichts Wichtiges«, sagte er, während er sich die Stiefel auszog. » Wir haben auf unserem Ausritt nur Spuren der Hochlandstämme entdeckt. Sie scheinen sich zusammenzurotten.«
    Artaynis blieb überrascht stehen und hob die Kerze, um Ionnis besser sehen zu können. Sein Gesicht gab jedoch nichts preis. » Das findest du nicht wichtig?«, fragte sie überrascht. » Sind die Stämme denn keine Gefahr für uns?«
    » Nicht, wenn ich das Problem rechtzeitig angehe«, erwiderte er unwirsch, ließ sein Hemd und die Hose achtlos auf den Boden fallen und schlüpfte unter die Bettdecken.
    Artaynis stand unschlüssig mit ihrer Kerze im Raum. Was hat er nur?, fragte sie sich. Es ist doch kaum möglich, dass er sich wegen der Stämme keine Sorgen macht. Oder ist er einfach nur müde nach dem langen Tag, und wir besprechen alles am Morgen?
    Entschlossen blies sie die Kerze aus und legte sich zu ihm. Ein dünner Strahl Mondlicht fiel durch den Spalt zwischen den schweren Vorhängen und ließ sie ihren Mann mehr erahnen, als dass sie ihn sah. Er lag so starr auf dem Rücken, dass er auch eine steinerne Statue hätte sein können, die Beine ausgestreckt und die Hände über der Brust gekreuzt.
    Sie legte eine ihrer Hände auf die seinen. Eiskalt, dachte sie schaudernd. Was hat er da draußen nur gesehen? Er musste frieren, doch er machte keine Anstalten, sich näher an sie zu schmiegen.
    » Unser Gast ist erwacht«, sagte sie laut, um das Schweigen zwischen ihnen zu beenden.
    » Der Zwerg?«, fragte Ionnis in einem Tonfall, als könnte er sich kaum daran erinnern, welchen Besucher sie meinte.
    » Ja. Er hat gesprochen, von Teshveig. Wie man mir sagte, ist das eine ihrer unterirdischen Stadtfestungen.«
    Das schien nun endlich etwas Leben in Ionnis zu

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