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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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gefordert hatte, ein Punkt, der England seine Seeblockaden für alle Zeit verboten hätte. Die Briten setzen durch, daß dieser Punkt in Versailles nicht mit verhandelt wird, und Wilson reagiert. Der läßt den US-Kongreß 1919 ein neues Super-Flottenbauprogramm beschließen, das eine Verdoppelung des gesamten amerikanischen Kriegsschiffbaus während des gerade beendeten Weltkriegs darstellt. Großbritannien und Japan folgen 1920 mit eigenen Schiffsneubauprogrammen 5 . Beide sehen ihre Seemachtstellung nun durch die USA bedroht. So sind es zuerst die drei großen Seemächte, die der in Versailles vereinbarten Abrüstung entgegenwirken.

    Mit den Präsidentenwahlen von 1920 in den USA tritt scheinbar eine Wende ein. Präsident Harding, der auf den abgewählten Wilson folgt, betreibt eine andere Politik in Hinsicht auf die Flotte. Zum einen fühlt sich Harding dem Abrüstungsgedanken verpflichtet, zum anderen sieht er, daß für die USA ein Problem strategischer Natur entsteht. Der Trend in der Marinerüstung aller Staaten führt zu immer größeren Schiffsneubauten. Zu große, vor allem breite Schiffe können den Panamakanal nicht mehr passieren, doch die US-Navy muß mit ihren Schiffen durch den Kanal vom Pazifik in den Atlantik fahren können, wenn sie in beiden Ozeanen zur Verfügung stehen soll. Die USA können aus diesem Grund dem Schiffbau anderer Staaten nicht mehr folgen, sobald deren Neubauten das „Pana

    Potter/Nimitz, Seite 448 Potter/Nimitz, Seite 449
    ma-Maß" überschreiten. So legt Präsident Harding der drohenden Entwicklung Zügel an und lädt die See-Großmächte 1921 zu einer Konferenz nach Washington ein. Die US-Regierung schlägt den eingeladenen Staaten auf der Konferenz vor, die Gesamttonnage aller Flotten zu begrenzen, den Nationen Quoten für Linien- und Großkampfschiffe zuzuteilen, alle bis dato nicht fertiggestellten Schiffsneubauten zu verschrotten und zehn Jahre lang kein neues Großkampfschiff mehr auf Kiel zu legen. Die USA, England, Japan, Frankreich und Italien vereinbaren 1922 auf diesen Vorschlag hin ein Zehn-Jahres-Moratorium für den Neubau großer Schiffe und akzeptieren, daß sie Flugzeugträger und Großkampfschiffe nur noch in einem Verhältnis von 100 für die USA und England zu 60 für Japan zu 35 für Frankreich und Italien unterhalten dürfen 6 . Amerika ist seine Sorge um die Panamapassage für ein paar Jahre los, und Japans Flottenbau ist vorerst ausgebremst.

    Statt den Schiffsbau nun im Geiste dieses Washingtoner Abkommens, des Versailler Vertrages und der 1926 beginnenden Genfer Abrüstungsverhandlungen zu verringern, verlegen sich die genannten Länder auf die Modernisierung ihrer „leichten" Seestreitkräfte, die dem Zehn-Jahres-Bauverbot nicht unterliegen. So ersetzt Frankreich in den zehn Baustopp-Jahren 10 seiner 14 Geschützten Kreuzer durch moderne Schiffe und 26 seiner 59 Zerstörer. Die USA tauschen 18 von 21 Geschützten Kreuzer durch neue Bauten aus, Japan 22 aus einem Gesamtbestand von 32 und Italien ersetzt 43 von 56 Zerstörern durch neue und moderne Schiffe 8 . Das besiegte Deutsche Reich dagegen baut in der gleichen Zeit nur 5 leichte Kreuzer, um alte Schiffe zu ersetzen, und legt erst 1930 sein erstes Panzerschiff auf Kiel.

    1930 in der weltweiten Wirtschaftskrise folgt ein Versuch der englischen Regierung, auch die Rüstung der „leichten" Seestreitkräfte einzudämmen. Sie lädt zur Flottenkonferenz nach London ein. Frankreich und Italien lehnen es ab, sich im Flottenbau noch einmal Quoten zu unterwerfen. Deutschland, das von sich aus um eine Einladung bittet, wird zur Konferenz nicht zugelassen. So gilt das Londoner Flottenabkommen von 1930 nur für England, Japan und die USA, und das auch nur für kurze Zeit.

    Großbritannien zum Beispiel baut ab 1931 jährlich 3 neue Kreuzer, 9 Zerstörer und 3 Unterseeboote 9 . Die Seemächte beginnen, ihren Zehn-Jahres-Baustopp aufzuholen, noch ehe Adolf Hitler ab 1933 Einfluß auf die Rüstungsplanung der Reichsmarine nehmen kann. Großbritannien, Japan und die USA streiten sich zu dieser Zeit um ihre Vormachtstellung im Pazifik und Frankreich und Italien um die im Mittelmeer. Der Rüstungswettlauf ist in vollem Gange, ehe Deutschland

    Weyers 1922, Seiten 355 ff
Kreuzer mit Panzerdeck
Weyers 1932, Seiten 54 ff
Dreessen, Seite 105

    ab 1934 in dieser Hinsicht in Erscheinung tritt. Die heute oft vertretene Meinung, die weltweite Aufrüstung in den 30er Jahren wäre von Hitler-Deutschland losgetreten

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